SZ +
Merken

Ärger um eine Solaranlage für Oberseifersdorf

Die Solarfirma Enerparc hat im Gemeinderat Mittelherwigsdorf ihr Projekt vorgestellt – drei Tage nach Baubeginn.

Teilen
Folgen

Von Gesine Schröter

Mit scharfem Blick fixiert Gemeindewehrleiter Matthias Haftmann die drei Männer, die am anderen Ende des Vereinsraumes ihre Präsentation beendet haben. „Solange hier niemand mit uns von der Feuerwehr in Kontakt tritt, kann von mir aus der ganze Zunder runterbrennen“, sagt er wütend. Sein Ausruf ist wohl der schärfste, der den Projektplanern um Olaf Koeppen an diesem Donnerstagabend entgegenschlägt. Auch andere Dinge müssen er und seine Kollegen sich von Gemeinderäten und Bürgern anhören: Sie würden mit ihrer geplanten Photovoltaik-Anlage in eine harte Konfrontation eintreten, die Bauern würden ihre besten Böden nicht hergeben, ihr Projekt hätte keine Zukunft.

Tobias Koch (links) von der Firma pvwerk und sein Kollege Vincenc Sopík auf dem Gelände der zukünftigen Photovoltaik-Anlage. Sie entsteht auf einem Areal, das seit 1992 als Gewerbegebiet ausgewiesen ist. Foto: Rafael Sampedro
Tobias Koch (links) von der Firma pvwerk und sein Kollege Vincenc Sopík auf dem Gelände der zukünftigen Photovoltaik-Anlage. Sie entsteht auf einem Areal, das seit 1992 als Gewerbegebiet ausgewiesen ist. Foto: Rafael Sampedro

„Eine so starke Gegenwehr haben wir bisher kaum erlebt“, sagt Koeppen im Anschluss an die Gemeinderatssitzung. „Das ist sehr schade, denn eine solche Anlage ist doch eine vergleichsweise saubere, ruhige und ansehnliche Nutzungsform der Gewerbeflächen. Es könnte die Gegend viel schlimmer erwischen.“

Bereits seit einigen Tagen beobachten die Oberseifersdorfer, dass auf dem Gewerbegebiet an der B 178 emsig gebaut wird. Hier lässt die Firma Enerparc auf einer Fläche von reichlich 13 Hektar Land eine Solaranlage von 10 Megawatt Höchstleistung entstehen. Nun waren die Vertreter der Firma um Olaf Koeppen aus Hamburg und Leipzig nach Oberseifersdorf gekommen, um ihr Projekt im Gemeinderat vorzustellen. Weil der Startschuss für den Bau der Anlage bereits gefallen ist, obwohl es viele Genehmigungen und Absprachen noch nicht gibt, zeigen sich die Oberseifersdorfer entrüstet. Sie sehen das Projekt als „großen Einschnitt“ in ihre ländliche Gegend, von dem ihre Gemeinde aber in keinerlei Weise direkt profitiert.

Die Flächen, auf denen die Anlage entsteht, gehören nicht Mittelherwigsdorf, sondern waren bis Mitte Februar Eigentum des privaten Investors GOB. Dieser hat das Land vor zwei Wochen an Enerparc verkauft. Die Gemeinde ist also nicht in die Projektplanung involviert, wie es fälschlicherweise in einer Meldung der SZ vom Mittwoch hieß. „Wir verdienen nichts daran“, sagt Bürgermeister Markus Hallmann. „Auch hinsichtlich der Einnahmen durch Gewerbesteuern mache ich mir ehrlich gesagt keine Hoffnungen.“ Enerparc investiere immense Geldsummen, welche die Firma über Jahre als Verluste abschreiben könne, so Hallmann. Außerdem gibt es für Photovoltaik-Anlagen bisher noch kein Gesetz wie für Windparks, das besagt, 70 Prozent der Gewerbesteuern müssen in die jeweiligen Kommunen fließen.

Baugenehmigung liegt bereits vor

Somit wird der Gemeinde Mittelherwigsdorf vorerst nichts anderes übrig bleiben als zuzusehen, wie auf den zwei Teilflächen bis April ungefähr 25 000 Metallgestelle in die Erde gerammt werden. Auf diese werden insgesamt 100 000 Photovoltaik-Einzelmodule in Vierersätzen und in einem bestimmten Winkel montiert. Das Gebiet soll ein ungefähr zwei Meter hoher Zaun und ein Grüngürtel umgeben.

Die Baugenehmigung für die Anlage selbst hat Enerparc bereits. Allerdings haben verschiedene Träger öffentlicher Belange ihre Überprüfungen noch nicht abgeschlossen, die örtliche Feuerwehr wurde noch nicht wegen entsprechender Brandschutzvorkehrungen angesprochen und auch zu Sicherheitsfragen konnten die Vertreter nichts Konkretes sagen.

Völlig unklar ist zudem, wie der erzeugte Strom überhaupt ins Umspannwerk Zittau Nord gelangen soll. Für den Bau einer Kabeltrasse steckt Enerparc noch mitten in den Verhandlungen mit den Landeigentümern, darunter mit der MIKU Agrarprodukte GmbH. Außerdem ist die Firma auf das Mitwirken jedes einzelnen Grundstücksbesitzers angewiesen, durch dessen Land die Trasse führen soll. Die Anlage wird also noch für viel Gesprächsstoff sorgen.