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Ärger wegen neuer Infotafel

Putzkau steht ein Historikerstreit ins Haus. Dabei wollte doch der Heimatverein was Gutes tun.

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© Regina Berger

Putzkau. Zu seinem 20-jährigen Jubiläum beschenkte der Putzkauer Heimatverein sich und das Dorf mit einer Schautafel. Am ehemaligen Herrenhaus an der Ottendorfer Straße kann man sich jetzt über die jahrhundertelange Geschichte des Rittergutes informieren. Doch über den Inhalt gibt es Streit. Erhard Dietmar Lenz, selbst Putzkauer und Heimatforscher, wirft den Autoren der Tafel zahlreiche Fehler vor. Bei sieben der insgesamt 18 Punkte auf der Tafel stimmten teilweise die Fakten, teilweise die historischen Zusammenhänge nicht, stellte Erhard Dietmar Lenz fest. Ein Ereignis liegt ihm dabei besonders am Herzen: die Glocke vom Torhaus des Rittergutes, die vor einigen Jahren auch Schlagzeilen in der SZ machte. Erhard Dietmar Lenz schrieb jetzt an die SZ-Lokalredaktion: „Wider besseren Wissens wird immer noch behauptet, die „Torhausglocke von 1573“ wäre im Stadtmuseum Bischofswerda nur ausgelagert gewesen. Tatsächlich erfolgte 1958 die Übereignung an die Stadt Bischofswerda und am 17. Februar 2008 die Rückübereignung. Die Dokumente sind in den Archiven von Bischofswerda und Schmölln-Putzkau einzusehen. Auf der jetzt enthüllten Tafel wird die Ortsgeschichte nicht „bewahrt“, sondern „verfälscht“.

Margitta Nass, Vorsitzende des Heimatvereins, weist die Vorwürfe zurück. „Unsere Chronisten haben sauber recherchiert und dabei zahlreiche Quellen genutzt, zum Beispiel das umfangreiche Putzkauer Kirchenarchiv“, sagte sie auf Anfrage. Von einem gemeinnützigen Verein dürfe man nicht erwarten, dass er die Dokumente aus dem Staatsarchiv wortwörtlich abschreibt. Und wenn man die Kritik von Herrn Lenz nehme, dann gehe es oft nur um Formulierungen. In den nächsten Tagen werden Vereinsmitglieder beraten, wie sie auf die Vorwürfe reagieren. „Wir werden Herrn Lenz antworten“, sagt Margitta Nass. Aber wohl nicht auf direktem Wege, sondern über den Bürgermeister. Von dem, so die Vereinsvorsitzende, habe sie in der vergangenen Woche auch die Liste mit den sieben Beanstandungen erhalten.

Die Infotafel kostete rund 500 Euro. 300 Euro gab der Verein, 200 Euro die Gemeinde. Aktuell sieht man im Heimatverein keinen Grund, die Tafel abzunehmen bzw. sie zu überarbeiten. (SZ/ir)