Von Denni Klein
Wenn Leben in Gefahr sind, zählt jede Minute. In Windeseile müssen Notärzte entscheiden, wie dem Patienten geholfen werden kann. Eine Fehleinschätzung kann fatale Folgen haben, im schlimmsten Fall tödlich enden. Eine hochkarätig besetzte Fachtagung des Krankenhauses Arnsdorf am Sonnabend richtet sich deshalb speziell an Mediziner, deren Alltag die erste Hilfe in lebensbedrohlichen Situationen ist.
Leben rettende Sekunden
International renommierte Experten der Notfall- und Intensivmedizin werden am Beispiel neurologischer Erkrankungen zeigen, wie Notärzte noch sicherer zu richtigen Entscheidungen kommen und damit wertvolle, Leben rettende Sekunden gewinnen können. Gastgeber des diesjährigen Herbst-Symposiums der Klinik für Neurologie in Arnsdorf ist Chefarzt Tobias Back. „Wir wollen die Zusammenarbeit der Kliniken mit den Rettungsdiensten in Ostsachsen noch verbessern“, nennt der Neurologe das Ziel der Veranstaltung. „Noch zu oft erreichen Schlaganfallpatienten nur über Umwege die Spezialkliniken. Oft ist es für eine hocheffiziente Ersttherapie, die nur in den ersten drei Stunden nach dem Hirn-Infarkt erfolgen kann, zu spät“, sagt Professor Back. „Time is brain – Zeit ist Gehirn“, lautet die Faustregel. „Beim Hirninfarkt passieren die meisten Schädigungen in den ersten sechs Stunden.“ Doch nur in den ersten drei Stunden sei bisher die Thrombolyse als Therapie möglich. „Damit können wir das Gerinnsel, das ein Blutgefäß im Gehirn verstopft, in den meisten Fällen auflösen und so oft schlimmste Folgen verhindern.“
Abgesehen vom Todesfall seien die häufigsten und gravierendsten Schäden Lähmungen, Sprachstörungen und Gesichtsfeld-Einschränkungen. „Beim Schlaganfall werden plötzlich bestimmte Teile des Gehirns nicht mehr mit Blut versorgt.“ Notärzte, aber auch Internisten und Allgemeinmediziner müssten deshalb einen noch schärferen Blick für die Anzeichen eines Schlaganfalls bekommen. „Wir wollen erreichen, dass dem erstbehandelnden Arzt bei bestimmten Symptomen, auch wenn sie flüchtig sind, der Gedanke an einen Schlaganfall schneller kommt.“ Das sei im Akutfall oft problematisch. „Manchmal sind Schlaganfallpatienten nicht ansprechbar. Außerdem deuten manchmal nur geringe Symptome auf einen Hirninfarkt hin.“ Diese seien vieldeutig und würden anderen Krankheitsbildern zugeordnet. „Besonders bei der wachsenden Gruppe junger Patienten wird der Schlaganfall noch zu selten angenommen.“
Einsatzkonzepte entwickeln
Beim Patienten vor Ort sei eine definitive Diagnose eines Schlaganfalls nicht möglich. „Dafür muss immer ein Bild vom Gehirn gemacht werden“, sagt Back. Dies könnten am besten die Schlaganfalleinheiten - Stroke Units leisten. „Diese speziellen Intensivstationen sollten für Rettungsdienste erste Anlaufstelle sein.“ Im Zweifel sei es immer besser, den Hirninfarkt auszuschließen als ihn zu verschleppen. „Ein unerkannter Schlaganfall führt häufig zu einem zweiten.“
In Ostsachsen seien Organisation, Koordination und technische Ausstattung des Rettungswesens gut. Weiterbildung der Ersthelfer und verbesserte Einsatzkonzepte könnten viele Folgeschäden und auch Todesfälle verhindern. Besonders im ländlichen Raum, wo die Flugrettung große Bedeutung hat, sei die Abstimmung wichtig. „Im Zweifel stehen wir den Notärzten immer auch telefonisch für die Entscheidung zur Seite.“