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Afrikanisches aus Obergoseln

Die Gaststätten sind noch geschlossen, doch die Vorfreude auf den Neustart ist groß. Heute in "Hier koche ich": Uta Tegeder vom Nicolaner in Großweitzschen.

Von Dirk Westphal
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In der Gaststube des „Nicolaner“ sind die Tische eingedeckt. Uta Tegeder und ihr Team warten nur auf den Startschuss der Politik, um den Restaurantbetrieb wieder aufzunehmen.
In der Gaststube des „Nicolaner“ sind die Tische eingedeckt. Uta Tegeder und ihr Team warten nur auf den Startschuss der Politik, um den Restaurantbetrieb wieder aufzunehmen. © Dietmar Thomas

Großweitzschen. Vorm Landhotel „Zum Nicolaner“ in Obergoseln herrscht gähnende Leere. Keine Autos der Gäste sind auf dem Parkplatz abgestellt. Im Biergarten auf dem Hof stehen Tische und Stühle bereit, im großen Gastraum sind die Tische komplett eingedeckt. Alles wirkt wie im Dornrösschenschlaf. Nicht, um wachgeküsst zu werden, sondern auf den Startschuss der Politik, dass die Gastronomiebetriebe wieder öffnen dürfen. Saechsische.de hat sich mit Uta Tegeder verabredet, um mit der Geschäftsführerin über die Probleme zu sprechen, die ihr die Corona-Krise bereiten, aber auch um in die Zukunft zu blicken. Und natürlich haben wir die in Südafrika geborene und aufgewachsene Gastronomin nach einem Rezept gefragt, das unsere Leser nachkochen können.

„Da sind Sie bei mir völlig an der falschen Adresse“, wehrt die Mutter einer Patchwork-Familie mit zehn Kindern ab. „Kochen kann ich überhaupt nicht, das überlasse ich lieber unseren Köchen“, sagt sie. Da die allerdings, wie auch der Rest des Personals, in Kurzarbeit sind, erinnert sie sich dann doch an ein Rezept aus ihrer südafrikanischen Heimat: Hähnchencurry Africans. Das Rezept einer südafrikanischen Freundin, das sie erst übersetzen muss, sei lecker und leicht zuzubereiten. Selbst von ihr, wie sie lachend erklärt, und es deshalb auch den Lesern zutraut.

Personalsuche verschoben

Eigentlich hatte der „Nicolaner“ vor der Corona-Krise, wie alle anderen Gaststätten auch, händeringend nach Personal gesucht. Die Auftragsbücher sind voll. Drei Jahre nach der überstandenen Insolvenz sollte 2020 so richtig durchgestartet werden. „Letztendlich waren wir in dem Moment froh, kein Personal gefunden zu haben“, sagt Tegeder. „Das wäre einfach eine zusätzliche Belastung gewesen.“ Allerdings ist der Geschäftsführerin auch klar, dass sie, wenn es wieder losgeht, erneut händeringend nach Mitarbeitern suchen wird, um den Betrieb am Laufen zu halten. „Aber dann suchen natürlich wieder alle“, weiß Tegeder.

Es gelte einfach, aus der Situation das Beste zu machen. Dabei sei es für den „Nicolaner“ nicht interessant, einen Abhol- und Lieferdienst einzurichten. Selbst wenn es zu Ostern ein paar Abholungen gegeben hätte. „Wir sind da in Obergoseln einfach zu weit draußen“, sagt Uta Tegeder und fügt an: „Für so kleine Mengen sind wir gar nicht eingerichtet, da stehen Aufwand und Nutzen in keinem Verhältnis, da das Personal da sein muss. Denn es kocht sich ja nicht von alleine.“ Und Catering könne man auch nicht anbieten, da niemand feiern darf, weil da auch wieder zu viele Leute zusammenkommen würden, sagt Tegeder. So sieht sie schwierige Zeiten nicht nur auf ihr Geschäft, sondern auf die Gastronomie allgemein zukommen, sollten die größeren Einschränkungen bis August andauern. 

Renovierung verschoben

Darunter falle auch der geplante Afrika-Abend, der in den vergangenen Jahren immer gut angekommen sei. Der Zuspruch der Gäste wäre aber nicht nur für diese besondere Veranstaltung da gewesen. „Wir haben schon gesagt, dass es ein bisschen viel wird“, sagt Uta Tegeder. Aus ihrer Sicht als Geschäftsfrau eigentlich positiv. „Wir haben deshalb gedacht, dass wir in diesem Jahr nun auch mal ein Schrittchen weiterkommen“, fügt sie an. So war die dringende Renovierung geplant, die nun verschoben werden muss, da kein Einkommen vorhanden ist. „Das Wichtigste ist erst einmal, dass das Personal bezahlt werden kann“, sagt die Geschäftsführerin, die noch auf die beantragte Direkthilfe der Sächsischen Landesregierung wartet. „Das ist schon hart. Aber wenn man versucht, da mal nachzuhaken, ob darauf noch Hoffnung besteht, da hängt man ewig in der Warteschleife.“

Eingeschränkter Hotelbetrieb

Durch den noch eingeschränkt möglichen Hotelbetrieb wäre zumindest noch etwas Einkommen vorhanden. Doch das würde bei weitem nicht die Kosten decken. „Und wenn wir nicht selbst im Objekt leben würden und hier vor Ort wären, wäre es noch schlechter. Denn wir können jetzt ja niemanden hierhersetzen und warten lassen, ob überhaupt jemand kommt“, sagt Tegeder. Das sei schon ein Vorteil, um die Kosten in Grenzen zu halten. Um den Betrieb vor einer Schieflage zu bewahren, hofft sie, dass es im Mai irgendwann weitergehen kann. Allerdings glaubt sie selbst eher an den Spätsommer. „Ich kann das nicht einschätzen, dafür wünsche ich mir den Start zu sehr“, sagt Uta Tegeder, „aber jeder erzählt etwas anderes.“ Ihr Betrieb sei Mitglied beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband Dehoga. Der versuche, alles mobil zu machen, was gehe, um die rund 225.000 Gastgewerbebetriebe, wovon 70.000 Gaststätten sind, zu unterstützen. „Das ist schon gut, wenn da jemand dahintersteht, denn was wollen wir alleine bewerkstelligen“, so Tegeder. Zudem wünscht sie sich für das Gaststättengewerbe eine größere finanzielle Unterstützung, damit gerade auch kleinere Betriebe überleben könnten.

>>>Über die Ausbreitung des Coronavirus und über die Folgen in der Region Döbeln berichten wir laufend aktuell in unserem Newsblog.<<<

Positiv bewertet die Obergoselnerin, dass die Mehrwertsteuer im Gaststättengewerbe ab 1. Juli vorerst auf sieben Prozent gesenkt wird. Das würde nicht nur vom Finanziellen, sondern auch vom Bürokratischen helfen. „Wir können aber einfach nur hoffen, dass so schnell wie möglich ein Impfstoff gefunden wird, und alles wieder in normalen Bahnen läuft. Denn wie lange kann man das Ganze aushalten? Es ist nicht nur der Einzelne, der betroffen ist, sondern gleich die ganze Sparte und auch darüber hinaus“, sagt Uta Tegeder und fügt an: „Das ist wie ein Domino-Effekt bis hin zum Servicegewerbe und den Lieferanten.“

Umso zuversichtlicher macht die Nicolaner-Wirtin, dass ihre Stammkunden zur Stange halten. So hätten sich bislang alle, deren Feier ausfallen muss, geäußert, dass sie diese genauso nachholen wollen, wie es besprochen und geplant war. Meist soll das 2021 passieren. „Aber dann wird es wieder kompliziert werden, alle unterzubringen“, sagt die Geschäftsführerin, der dieses Licht am Ende des Tunnels natürlich lieber ist, als dass der Dornrösschenschlaf in Obergoseln weiter andauert. Wie lange noch, das weiß natürlich auch Uta Tegeder nicht. „Die Glaskugel funktioniert bei mir leider nicht“, wie sie lachend sagt und ernst anfügt: „Wir können nur hoffen, dass es Hilfe gibt, damit so viele wie möglich die Krise überstehen.“

Rezeptvorschlag: Hähnchencurry Afrikaans

  • Zutaten: 1,5kg Hähnchenbrust; 2 TL Salz; ½ TL Pfeffer; 200 ml Weißwein, trocken + 125ml Wasser; 2 EL Margarine; 1 Zwiebel, gehackt; 2 EL Essig; 1 Apfel, geraspelt; 4 TL Currypulver; 2 TL Zucker.p 
  • Zubereitung: Die Hähnchenteile würfeln und mit Salz und Pfeffer würzen. Diese mit der Wein-Wasser-Mischung in einen Bräter geben und abgedeckt, bis gar ca. 1 bis 1 ½ Stunden köcheln lassen. Die Zwiebeln in der Margarine glasig anbraten. Essig, Apfel, Zucker und Currypulver vermengen und den Zwiebeln beigeben. Danach die Zwiebelmischung mit in den Bräter geben und 5 Minuten kochen lassen. Zitronensaft mit Mehl mischen und auch zum Hähnchencurry geben. Weitere 5 Minuten köcheln lassen und abschmecken. Das Hähnchencurry wird mit Reis oder Kartoffeln serviert und kann mit gerösteten Mandelspalten verfeinert werden.
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