Alle Pflegeheime auf Corona getestet

Die Menschen im "Ottihof" in Graupa haben es ohnehin schon nicht leicht. Dort leben und arbeiten Menschen mit Behinderung. Jetzt wurde auch noch der Kontakt zu anderen Personen auf ein Minimum beschränkt. Grund ist die Infektionsgefahr mit dem Corona-Virus. Ein Mitarbeiter war am 13. Mai positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet worden. Daraufhin wurden auch von allen Bewohnern Proben genommen. Weitere Fälle in der Einrichtung sind bisher nicht bekannt.
Prophylaktische Testungen waren bisher nur in stationären Pflegeeinrichtungen im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge die Regel. Das Landratsamt hatte schon vor Längerem die Testkapazität erheblich erweitert und am 23. März ein Privatlabor in Bautzen beauftragt.
Als Anfang April im Seniorenpflegeheim Hohnstein mehrere Fälle bekannt wurden, war die gesamte Einrichtung zeitweise unter Quarantäne gestellt worden. "Das war mit dem Heimbetreiber abgesprochen und bis jetzt ein Einzelfall im Landkreis", erklärt Landrat Michael Geisler (CDU). Danach wurde dort erstmals mit Prophylaxe-Testungen begonnen. Inzwischen sind die Quarantäne-Maßnahmen in dem Heim aufgehoben. Es ist aktuell kein positiver Fall von Mitarbeitern oder Bewohnern bekannt.
Bis zum 7. Mai wurden sämtliche 48 stationären Pflegeeinrichtungen im Landkreis prophylaktisch getestet. Mit Stand vom 20. Mai gibt es neun Einrichtungen, in denen Bewohner oder Mitarbeiter positiv getestet wurden.
Wo finden Tests prophylaktisch statt?
Jetzt wird in sozialen Netzwerken und auch in Gremien der Kommunen immer wieder gefragt, ob weitere soziale Einrichtungen prophylaktisch durchgetestet werden. Dazu erklärt der Landrat, dass das für alle staatlichen Einrichtungen für Menschen mit Beeinträchtigung bereits angewiesen wurde. Bei den meisten sei das auch schon erfolgt.
Bei positiven Testergebnissen laufen die normalen Routinen in der Verwaltung an. Unmittelbare Kontaktpersonen werden ermittelt und Quarantäne-Maßnahmen für einzelne Personen ausgesprochen. Insgesamt wurden im Landkreis seit Anfang März mehr als 10.000 Personen getestet. Mit Stand vom 20. Mai waren 379 Bewohner aus dem Landkreis positiv getestet worden.

Wie ist die Situation an Schulen und Kitas?
Neben den Pflegeheimen wurden auch in Kinder- und Schuleinrichtungen neue Covid-19-Fälle registriert. Das betrifft aktuell zwei Schüler des Schillergymnasiums Pirna, ein Kind und einen Mitarbeiter im Kindergarten Märchenland in Dippoldiswalde, einen Bewohner der Integrativen Jugendhilfe in Glashütte und ein Kind des Hortes der Grundschule Reichstädt.
Das sind zwar wenige Fälle. Weil Schulen und Kitas aber seit dieser Woche wieder normal geöffnet sind, häufen sich die Fragen, wann Lehrer oder Kita-Beschäftigte prophylaktisch getestet werden.
Reichen die Kapazitäten für Tests?
Die Kapazitäten für weitere Tests seien derzeit vorhanden, erklärt der Landrat. Vier Beprobungsstellen stehen weiterhin in Pirna, Freital, Sebnitz und Dippoldiswalde zur Verfügung, zudem die Abstrichambulanz am BSZ in Pirna-Copitz. Im Landkreis hatten sich 20 Ärzte bereiterklärt, bei der Beprobung zu helfen. "Dafür sind wir dankbar. Das ist nicht selbstverständlich", erklärt der Landrat.
Eine Testung kostet laut Landratsamt etwa 105 Euro. Die Krankenkassen übernehmen das aber nur bei einem „begründeten Verdachtsfall“ oder wenn ein „Fall unter differenzialdiagnostischer Abklärung“ vorliegt, wie die Kassenärztliche Vereinigung Sachsen (KVS) auf Nachfrage mitteilte. Dazu zählen prophylaktische Testungen aber nicht.
So nutzen alle Kapazitäten nichts, wenn es "keine Kostenklarheit" gibt, wie es der Landrat zur Sondersitzung des Kreistags kritisierte. Außerdem kritisierte er mangelnde Unterstützung durch die KVS. Das hätten ihm auch Ärzte so gesagt.
Wer zahlt bei Lehrern und Erziehern?
Für prophylaktische Tests von Lehrern hat der Freistaat Sachsen die Finanzierung zugesagt. Ab 1. Juni könnten laut Sozialministerium Lehrer einmal die Woche beim Hausarzt einen Test durchführen lassen. Dafür würden die Kosten übernommen.
Für Beschäftigte in Kitas sei das aber noch offen, erklärte Geisler. Für Erzieherinnen und Erzieher sieht der Freistaat den Bund in der Pflicht. Da sei man über die Finanzen aber noch in Verhandlungen.