Von Romy Kühr
Die Mittellausitzer Berglandtour, die jedes Jahr hunderte Wanderer in die Oberlandstadt zieht, ist das Aushängeschild des Vereins. „Mittlerweile kommen viele Wanderfreunde zum Beispiel sogar aus Dresden, Hoyerswerda oder Cottbus regelmäßig hierher“, erzählt Günter Hensel. Er ist seit zwei Jahren der Vorsitzende der Kultur- und Heimatfreunde Neusalza-Spremberg e. V. Und hat damit ein großes Erbe angetreten. „Mein Vorgänger, Gunther Leupolt war 20 Jahre lang Vereinschef. Er hat hier viel auf die Beine gestellt und Großes geleistet.“
Der Verein blickt nun auf eine 120-jährige Geschichte zurück und feiert das am Sonnabend mit einem Vereinsfest am Schützenheim. „Wir berufen uns dabei auf die Gründungsunterlagen“, so Günter Hensel. „Natürlich gab es im Laufe der Jahre auch strukturelle Veränderungen in den verschiedenen politischen Systemen.“ Nach dem Krieg fanden sich einige Bürger zusammen, um die alte Vereinstradition wieder aufleben zu lassen und sich der Heimatpflege zu widmen. In der DDR musste sich der Verein dem Kulturbund anschließen. „Und nach der Wende stellte sich wie überall die Frage: ‚Wie geht’s weiter?‘“, erinnert sich der Vereinschef. Nach einer formellen Neugründung 1995 wurde der Verein Mitglied im Lusatia-Verband.
Mittlerweile zählt er immerhin rund 150 Mitglieder. Zwar erfreut er sich damit großem Zuspruch, jedoch gibt die Alterstruktur dem Vereinschef zu denken. „Der Altersdurchschnitt unserer Mitglieder liegt bei 64 Jahren“, wertet Günter Hensel die Statistik aus. Dennoch stellen die Kultur- und Heimatfreunde einiges auf die Beine und gestalten das kulturelle Leben in der Stadt aktiv mit.
Neben der bekannten Mittellausitzer Berglandtour, die schon seit 27 Jahren ein Besuchermagnet ist, ist der Verein auch Veranstalter der „Stunde der Musik“. Sie findet drei- bis viermal jährlich im Rathaussaal statt. Dazu holt der Verein regelmäßig namhafte Musiker und Instrumentalisten in die Oberlandstadt. „Auch hier haben wir schon ein Stammpublikum“, berichtet Günter Hensel. „Das funktioniert natürlich auch nur durch die gute Zusammenarbeit mit der Stadt, die ja auch den Saal zur Verfügung stellt“, betont der Chef der Kultur- und Heimatfreunde.
Zusammenhalt und Kooperation sei überhaupt das A und O, will man einen Verein mit einer so großen Mitgliederzahl am Laufen halten. „Man muss sich auf die anderen verlassen können. So ein Verein ist schließlich keine Einzelveranstaltung. Da müssen alle an einem Strang ziehen.“ Und das funktioniert trotz der vielfältigen Aufgaben, die sich der Verein gestellt hat, sehr gut. „Um die Wanderung brauche ich mich zum Beispiel gar nicht kümmern. Das funktioniert mit den Verantwortlichen wunderbar.“
Geschichte als Steckenpferd
Außerdem sind Denkmalspflege und Ortsgeschichte Arbeitsbereiche der Kultur- und Heimatfreunde. Im Reiterhaus gestalten Vereinsmitglieder zum Beispiel Führungen oder legen bei Arbeitseinsätzen rund um das Museum auch mal kräftig mit Hand an. Der jahrelange Ex-Vereinschef Gunther Leupolt brachte überdies bereits mehrere Bände über die Geschichte seiner Heimatstadt in Buchform heraus. „Das wollen wir noch weiter ausbauen“, verrät Günter Hensel. Auch er selbst sieht die Historie als sein Steckenpferd. „Wir wollen uns noch konzentrierter mit der Ortsgeschichte befassen.“ Ihm schwebt vor, eine Arbeitsgruppe dafür zu bilden. „Denn da stößt man bei den Nachforschungen oft auf unglaubliche Geschichten, die noch niemand weiß.“ Diese spannenden Kapitel in der Vergangenheit der Oberlandstadt sollen nicht länger im Verborgenen bleiben.