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Alles dicht

Görlitzer Kleingärtner beschweren sich, dass sie keinen Stellplatz kriegen. Am Waggonbau bahnt sich eine Lösung an.

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Von Daniela Pfeiffer

Lange Gesichter und böses Schimpfen jeden Tag an der Reuterstraße: Vormittags kommen die Kleingärtner, die in der Anlage unterhalb vom früheren Haus der Jugend ihre Parzellen haben. Doch oft müssen sie wieder umkehren und sich weit weg einen Parkplatz suchen. Inge Habel und ihr Mann sind zwei von ihnen. „Wir hatten immer unsere Plätze, doch inzwischen stehen dort mehr und mehr Beschäftigte der Behindertenwerkstatt und wir müssen meilenweit laufen.“ Das kann sie nicht verstehen, schließlich hätten die Mitarbeiter der Görlitzer Werkstätten doch einen Betriebsparkplatz.

Das stimmt zwar, sagt Anne Spitzer von der Behinderteneinrichtung. Aber die zehn eigenen Stellplätze reichten bei Weitem nicht für alle Beschäftigten, die mit dem Auto kommen. Denn das sind um die 40. Bis Ende vergangenen Jahres durften sie auf Flächen eines Unternehmens am Schützenhaus stehen. Doch dessen Chef meldete Eigenbedarf an – und seitdem müssen die Mitarbeiter der Görlitzer Werkstätten zusehen, wo sie morgens ein Fleckchen fürs Auto bekommen. Schließlich fangen manche von ihnen schon um 7 Uhr an, da bleibt nicht viel Zeit für langes Suchen. Die, die erst am Mittag anfangen, habe Pech – wie die Kleingärtner. „Wir können den Ärger der Gärtner schon verstehen“, sagt Anne Spitzer. „Aber manche unserer Mitarbeiter müssen genauso auf die Goethestraße ausweichen und deswegen vielleicht sogar noch eine Viertelstunde eher daheim losfahren.“ Die Stadt wisse um das Parkproblem, so Spitzer.

Stadt sieht kein Problem

Das klingt aus dem Rathaus anders: Weder der Bußgeldstelle, noch der Straßenverkehrsbehörde seien im Umfeld der Reuterstraße irgendwelche Beschwerden zur Parksituation bekannt, heißt es auf SZ-Nachfrage. In der Gegend würden in zumutbarer Entfernung ausreichend Stellflächen zur Verfügung stehen.

Ein echtes Problem sieht die Behörde dafür am Bombardier-Gelände. Hier im Bereich Siebenbörner/An der weißen Mauer häufen sich die Beschwerden. Auch hier sind es Kleingärtner, die sich über die zugeparkte Straße aufregen. Davon, dass Bombardier-Mitarbeiter die Straße regelrecht blockieren, sprechen zwei ältere Damen.

Holger Kloß, Chef der Bußgeldstelle, bestätigt, dass aufgrund gestiegener Mitarbeiterzahlen bei Bombardier der Siebenbörner mehr und mehr von Pendlern als Parkplatz genutzt wird. Häufig sei in den vergangenen Monaten die erforderliche Durchfahrtsbreite nicht mehr gegeben gewesen. Deshalb verbot die Stadt auf einer Fahrbahnseite das Parken ganz und gar.

„Infolge von Hinweisen der Kleingärtner und eigenen Verkehrsbeobachtungen haben wir diese Regelung zwischenzeitlich überarbeitet und das einseitige Parkverbot versuchsweise auf Montag bis Freitag von 6 bis 16 Uhr beschränkt“, so Kloß. Jetzt soll beobachtet werden, ob sich das bewährt. Dann will man die zeitliche Einschränkung dauerhaft lassen. Wichtig sei, dass Feuerwehr und Rettungskräfte jederzeit durchkommen.

Von Bombardier gab es gestern keine Antwort auf die Frage, wie viele Plätze die Parkflächen im Werksgelände umfassen und wie viele Mitarbeiter vor den Toren parken. Man wolle sich in den nächsten Tagen zu dem Parkproblem aber äußern. Holger Kloß allerdings sagt, Bombardier sei sehr bemüht, zusätzliche Stellflächen im Umkreis des Werkes zu erschließen, so dass von einer Entspannung der Situation im Bereich An der weißen Mauer/Siebenbörner auszugehen ist.

Generell betont Holger Kloß noch einmal nachdrücklich, dass jeder das Recht auf einen Parkplatz hat – dort, wo Parken erlaubt ist. Privilegien gibt es keine. Alteingesessene Anlieger haben Neuen gegenüber keine Vorrechte. Es gibt beim Parken kein Gewohnheitsrecht. Lediglich in besonderen Fällen – etwa bei Schwerbehinderten – seien Ausnahmen und Sonderrechte beim Parken möglich.