Von Rolf Hill
Für die Brücke „Blaues Wunder“ in Ebersbach-Neugersdorf ist der Freitag dieser Woche der Tag der Wahrheit gewesen. Da wurde mit einer Abnahme die seit dem 19. Oktober 2015 laufende Sanierung dieses Wahrzeichens der Oberlandstadt beendet. Die Konstruktion musste einen neuen Korrosionsschutz bekommen, da der alte abbröckelte und das Bauwerk zu rosten drohte. Zwar ist die Brücke schon seit einigen Wochen wieder befahrbar. Da es jedoch noch Restarbeiten gab, fand die Abnahme erst jetzt statt.
Das Fazit der jetzt erfolgten Abnahme lautet: Alles ist in Ordnung. Weder seitens des Auftraggebers noch des mit der Prüfung beauftragten Ingenieurbüros oder der beteiligten Firmen wurden Mängel und Beanstandungen aufgezeigt. Einige Restleistungen, die aber Sicherheit und Funktionstüchtigkeit des in neuem Glanz erstrahlenden Bauwerks in keiner Weise beeinflussen, werden bis Mitte September erledigt.
Eine Brücke über die Spree und die Gleisanlagen zwischen den Bahnhöfen Ebersbach (Sachs.) und Jiríkov (Georgswalde) gab es schon seit dem 12. November 1929. Allerdings wurde diese am Ende des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945 zerstört. Der Neubau des heutigen, vor allem aufgrund seiner Farbgebung markanten Bauwerkes begann am 8. September 1995. Ein reichliches Jahr später, genauer gesagt am 7. Dezember 1996, erfolgte die feierliche Einweihung. Für Aufregung sorgte zu jener Zeit der etwas weniger sorgsame Umgang der damals eingesetzten italienischen Arbeiter. Durch ihren Elan bekamen auch einige vorbeifahrende Autos zumindest teilweise blaue Flecken.
„Das konnte diesmal nicht passieren“, sagte Bernd Noack, stellvertretender Bürgermeister, dem als Beigeordneten auch das Bauamt untersteht, zur Abnahme am Freitag mit einem verschmitzten Lächeln. Da habe man schon aufgepasst. Während sich die zahlreichen Autofahrer natürlich mehr auf Fahrbahn und Verkehrssituation konzentrierten, war den Fußgängern schon aufgefallen, dass an vielen Stellen der Brücke „der Lack ab war“. Natürlich, so Bernd Noack, betraf dieser Zustand nicht nur die sichtbaren Teile, also Brückenbogen und Geländer am Fußweg, sondern auch den gesamten Unterbau. Das stellte die beteiligten Firmen Kurz Korrosions- und Oberflächenschutz GmbH Cunewalde sowie Geholit und Wiemer Lack- und Kunststoff-Chemie GmbH Graben-Neudorf vor besondere Schwierigkeiten, genau wie den Auftraggeber selbst. Eben dieser Unterbau hätte eine mehrmalige kurzfristige Sperrung des Eisenbahnverkehrs erforderlich gemacht. Ein Glücksfall, dass seitens der Bahn im Spätherbst des Vorjahres ohnehin eine zehntägige Sperrung geplant war. „Es war ein Gewaltakt“, erinnert sich Bernd Noack. „Die Männer arbeiteten Tag und Nacht und schafften tatsächlich das, wozu sie sonst wohl mehr als einen Monat Zeit gehabt hätten. Eine tolle Leistung. Hinzu kam, dass man sich zu einem völlig neuen Verfahren entschlossen hatte. Zum ersten Mal kam hier der Schichtaufbau zur Anwendung. Dem geben Fachleute bei sachgemäßer Anbringung eine Lebensdauer von bis zu 30 Jahren, sagt Bernd Noack. Aber spätestens am Ende der fünfjährigen Garantiezeit werde ohnehin eine Zwischenbilanz gezogen.
Der stellvertretende Bürgermeister ist über die Zusammenarbeit mit den beiden genannten Firmen des Lobes voll. Das schließt auch die Gerüstbauer mit ein. Deren Zielstrebigkeit sei es nicht zuletzt zu danken, dass man die Vollsperrung auf ein knappes Vierteljahr beschränken konnte. So konnten bereits im Juni die ersten Fahrzeuge wieder über die Brücke rollen. Obwohl eine Abschlussrechnung noch nicht vorliegt, schätzt man im Rathaus den Umfang der Gesamtinvestition auf etwa 650 000 Euro. Das Projekt wurde vom Freistaat Sachsen zu 75 Prozent gefördert.