Von Katja Schäfer
Es ist kaum zu glauben, dass übermorgen schon wieder Gäste im Restaurant bewirtet werden – so wie Küche und Gastraum des Landhotels Erbgericht Tautewalde derzeit aussehen. Kein Tisch, kein Stuhl, keine Lampe. Umbau und Renovierung sind noch in vollem Gange. Immerhin ist die Kücheneinrichtung schon weitgehend komplett; mit neuem Kühlhaus, modernem Heißluftofen und einer viel breiteren Anrichte als bisher. Mittendrin thront das Herzstück: ein riesiger Edelstahlherd. „Der ist so angefertigt worden, wie wir das wollten“, sagt Enrico Schulz und streicht mit der Hand geradezu liebevoll darüber.
Schulz ist Küchenchef und Geschäftsführer in einem. Und seit Anfang dieses Jahres gemeinsam mit seiner Frau Nadine auch Eigentümer des Erbgerichts. Nachdem die beiden das Haus acht Jahre lang gepachtet hatten, haben sie es jetzt vom bisherigen Eigentümer, dem Hamburger Unternehmer Peter Nagel, gekauft. Das nahm das Ehepaar zum Anlass, das vor 20 Jahren eröffnete Restaurant zu erneuern. Und zwar komplett. Fünf Wochen lang war es deshalb geschlossen. Unter anderem hat der Gastraum eine Fußbodenheizung bekommen. Durch den Wegfall der Heizkörper an den Wänden ist jetzt mehr Platz. Statt weniger großer Tische gibt es künftig viele kleine und große Tische, die auch zusammengerückt werden können. 20 Personen mehr haben so im Gastraum Platz und damit insgesamt 55. Während Schulzes die Tische neu angeschafft haben, ließen sie die bisherigen Stühle aufarbeiten.
Auch an den Wänden findet Altes Wiederverwendung. Sie erhalten im unteren Bereich eine Verkleidung aus historischem Eichenholz, das aus Abrisshäusern und maroden Scheunen geborgen wurde. Oberhalb davon hängen künftig Bilder einheimischer Künstler. Die Erbgericht-Betreiber bekommen sie vom Wilthener Kultur- und Kunstverein. Aller drei Monate wird gewechselt. „Es ist mir wichtig, hier Kunst aus der Region zu zeigen“, betont Enrico Schulz. Auch bei den Handwerkern setzt er auf einheimische Unternehmen. Maler und Fliesenleger kommen aus Wilthen, andere Gewerke aus Bautzen. Die weiteste Anreise hatte eine Dresdner Firma.
Beim Ausräumen von Gasträumen und Küche haben die 13 Beschäftigten von Restaurant und Hotel mit angepackt. Dann hatten sie drei Wochen Urlaub. Ab heute sind alle wieder im Einsatz, putzen den Baudreck weg und räumen ein. „Am Nachmittag wollen wir damit beginnen, in der Küche wieder zu produzieren“, kündigt der Chef an, der zur Wiedereröffnung eine neue Speisekarte präsentiert. Er freut sich auf die Arbeit in seiner hochmodernen Küche. „Bisher musste ich Einrichtung und Ausstattung so nehmen, wie sie war. Jetzt ist alles nach meinen Wünschen gestaltet.“
Das Hotel war trotz des geschlossenen Restaurants auch während der Umbauzeit geöffnet – und vor allem in den vergangenen beiden Wochen gut belegt, vor allem mit Geschäftsreisenden. Frühstück bekamen sie im Tagungsraum und fürs abendliche Essengehen Empfehlungen vom Erbgericht-Team. „Etliche Gäste haben zu uns gesagt: ,Warum macht ihr denn alles neu, es war doch noch schön’. Das war für uns ein Lob, dass es uns gelungen ist, die Mängel, die nach 20 Jahren da waren, gut zu verbergen“, erzählt Enrico Schulz schmunzelnd.
Trotz der rigorosen Erneuerung müssen Stammgäste sich nicht komplett umstellen. „Den zeitlosen Landhausstil behalten wir bei, ergänzen ihn aber mit modernen Aspekten“, beschreibt der Geschäftsführer die neue Gestaltung. Zum Beispiel stehen in den Fensternischen künftig Betonlampen. Mehr verraten Nadine und Enrico Schulz nicht. Wer neugierig ist, soll zu Besuch kommen. Ab Freitag, 17.30 Uhr, ist wieder geöffnet. Für Sonnabend sind schon zwei Veranstaltungen geplant. „Für eine Eröffnungsparty haben wir gar keine Zeit“, sagt der Chef, stellt aber in Aussicht, dass es dieses Jahr noch eine andere Gelegenheit zum Feiern gibt: Im Herbst jährt sich die Eröffnung des Erbgerichts in der heutigen Form zum 20. Mal. Auf ein Wort