Von Jens Trenkler und Alexander Buchmann
Gleich fünf Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr bewegen sich durch die Straßen von Niesky. Mit großen Augen verfolgt so manches Kind den vom Depot in der Konrad-Wachsmann-Straße gestarteten Fahrzeugkonvoi vom Straßenrand aus. Was sie nicht sehen: Der Grund für das Ausrücken der vielen Feuerwehren ist eine geplante Ausbildung. Auf dem Programm steht am vergangenen Freitagabend das Thema technische Hilfeleistung bei Verkehrsunfällen. Solche Einsätze werden deutschlandweit für Feuerwehren häufiger, auch für die Nieskyer. Im Jahr 2014 war die Feuerwehr Niesky-Stadt dreimal mit Schere und Spreiztechnik bei Unfällen vor Ort, um verletzte Personen aus Fahrzeugen zu bergen. In diesem Jahr stehen bisher bereits vier dieser Alarme im Einsatzbuch.
Für die Kameradinnen und Kameraden Grund genug, sich ausführlich mit diesem Thema zu beschäftigen und auch die benachbarte Wehr aus Kosel mit in den Dienst zu integrieren. Fahrtziel ist deshalb der Hof der Autoverwertung in Särichen, denn er bietet beste Voraussetzungen. Gleich mehrere beschädigte Fahrzeuge sind bereits vor dem Eintreffen der fünf Feuerwehren so arrangiert worden, dass sie auch gut durch einen Unfall mit mehreren Fahrzeugen so zusammengewürfelt worden sind. Das scheinbare Wirrwarr ist gewollt, denn die Ausbildung soll möglichst praxisnah sein.
Auch wenn es sich in Särichen nur um eine Ausbildung handelt: Die Feuerwehrleute geben Gas. Lage erkunden, Rettungsgerät bereitstellen und schon sind die ersten Kameraden mit Schere und Spreizer an einem der Autos zugange. Vorsichtig nehmen sie das Dach ab. Wenige Meter weiter wird ein auf der Seite liegendes Fahrzeug zuerst abgesichert und eine Person aus einem weiteren Unfallauto befreit. Am Rande steht als Beobachter der seit vielen Jahren in Niesky tätige freiwillige Feuerwehrmann Andre Köhler. Er ist sichtlich stolz auf die Frauen und Männer, die sich an diesem Abend in der Sonne quälen. „Nur so kann unsere Truppe ohne Stress und Hektik mal alle Rettungsvarianten trainieren und sich mit der Technik vertraut machen. Damit im Ernstfall jeder Handgriff sitzt, sind wir natürlich auf Hilfe von außen angewiesen. Umso erfreulicher ist es, wenn wir hier auf dem Firmengelände nicht nur üben können, sondern auch gleich noch mehrere Fahrzeuge zur Verfügung gestellt bekommen“, sagt André Köhler.
Auch in Niesky ist es zunehmend schwieriger, zwischen 6 und 16 Uhr die Tageseinsatzbereitschaft abzusichern. Hinzu kommt, das natürlich auch die Mitglieder der Einsatzabteilung mal im Urlaub oder verreist sind. Wie Nieskys Stadtwehrleiter Steffen Block sagt, gibt es hier allerdings keinen Grund zur Beunruhigung. „Wie in jedem Unternehmen sind auch bei uns nicht alle Kräfte zeitgleich abwesend. Zudem stehen bei einem größeren Schadensereignis noch die benachbarten Wehren für die Unterstützung zur Verfügung.“ Die Entscheidung darüber liegt bereits beim Eingang eines Notrufes bei den Mitarbeitern der Rettungsleitstelle in Hoyerswerda.
Probleme mit der Einsatzbereitschaft habe es in den Ferien bisher nicht gegeben, sagt der stellvertretende Kreisbrandmeister Henry Kossack. Und das, obwohl diese vielerorts wochentags zwischen 6 Uhr und 18 Uhr ohnehin ein Problem ist. Man stoße hier an die personellen Grenzen, heißt es dazu beispielsweise im Jahresbericht 2015 der Freiwilligen Feuerwehr Weißwasser. Spezielle Absprachen hinsichtlich der Urlaubsplanung gebe es unter den Kameraden jedoch nicht. Für die hauptamtlichen Mitarbeiter gebe es einen Urlaubsplan, aber nicht für die ehrenamtlichen Feuerwehrleute, erklärt Jürgen Herzog, Schichtführer der Weißwasseraner Feuerwehr. Aktuell sei man wegen der Urlaubszeit offiziell in der Sommerpause. Denn viele Kameraden hätten Kinder. Es komme aber auch vor, dass Gemeinden ihre Wehren für die Ferienzeit zusammenlegen, teilt die Rettungsleitstelle auf Nachfrage mit.