Wer kennt ihn nicht – den so genannten Possendorfer Berg. Vor allem im Winter kommt er immer ins Gespräch wegen seiner Glätte – auch schon zu DDR-Zeiten, als der Schnee noch „Katastrophenpulver“ hieß ...
Ende der 60er Jahre hatte ich persönlich ein besonderes Erlebnis am Berg. In meiner NVA-Zeit war ich in Dresden tätig. An einem Februar-Tag war das Wetter scheußlich: gefrorener Boden, kein Schnee, aber Nieselregen! In Dresden fuhren gerade noch die Straßenbahnen. Es war Dienstschluss und ich wollte nach Hause, nach Dipps.
Auf die Busfahrer bauend versuchte ich es. Die Straßenbahn war fast pünktlich am Hauptbahnhof, aber auch dort: Alles der „blanke Spiegel“, so glatt war es. Alle 16.40-Uhr-Fahrgäste waren da, auch sie wollten nach Hause, und der fragende Blick zum Busfahrer: Fährst du? Ich weiß nicht mehr, wer es war, Gerhard Biebach oder Heinz Jordan, sagte: „Wir versuchen es, aber ich brauche zwei Bremser. Es meldete sich mit mir noch ein Fahrgast. Der Fahrer drückte jedem einen Bremsklotz mit Stiel an der Seite in die Hand und sagte, nachdem er uns an der hinteren Tür postiert hatte, „wenn ich euch Signal gebe, macht ihr sofort raus und jeder läuft mit dem Bremsklotz hinter meinen Hinterrädern her. Ich fahre im 1. Gang und sobald ihr merkt, dass es abgeht (rutscht), haut ihr die Bremsklötzer hinter die Räder und springt zur Seite. Vielleicht schaffen wir‘s.“
An der Bergstraße ging alles gut – aber am Possendorfer Berg, unten an der Rechtskurve, kam das Signal: „An die Hinterräder!“ Und so liefen wir zwei in gebückter Haltung neben den Hinterrädern des Busses her, bereit, jederzeit die Bremsklötze unter die Räder zu hauen. Wir rutschten auf dem spiegelglatten Pflaster – aber nicht der Bus. Etwas kreuzlahm erreichten wir so den Ortsteil Rundteil und durften wieder einsteigen. Beifall für den Fahrer und für uns war der Lohn.
Heinz Wirrig, Dippoldiswalde