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Als die Häubchen Falten hatten

Im Arnsdorfer Krankenhaus gibt’s eine spannende Ausstellung über die Schwesternschule zu sehen. Erinnerungen werden wach.

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© Thorsten Eckert

Von Sylvia Gebauer

Trostlos sieht das Gebäude heute aus. Unkraut wuchert. Die Fassade hat schon bessere Zeiten gesehen – als in der Schwesternschule auf dem Arnsdorfer Krankenhausgelände noch Schwesternschüler ein und aus gingen. Bis zum Jahr 2000 war das der Fall. Erinnerungen bleiben. Spannende Geschichten und Anekdoten gibt‘s zu erzählen. Ein klein wenig können die Arnsdorfer sie jetzt wieder auffrischen.

Generationen von Pflegepersonal wurden in der Arnsdorfer Schwesternschule ausgebildet. Schließlich war das von 1918 bis 2000 hier möglich. 14 Jahre gibt es dies vor Ort nicht mehr, aber beim Betrachten der alten Bilder werden bei vielen sofort Erinnerungen wach. „Genau solche Kleidung haben wir früher auch getragen“, ist zu hören. Wer seine Erinnerungen auffrischen will, kann einmal im Sächsischen Krankenhaus Arnsdorf vorbeischauen. Im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes ist eine interessante Wanderausstellung zum Thema „125 Jahre psychiatrische Pflege in Sachsen“ zu sehen. Arnsdorf spielte hier eine wichtige Rolle. Einige Fakten brachten selbst Dr. Lothar Rödszus, Ärztlicher Direktor des Arnsdorfer Fachkrankenhauses, zum Schmunzeln. Anstatt Bücher für seine kurze Eröffnungsrede zu wälzen, hat er einfach das Naheliegendste getan – nämlich das Pflegepersonal interviewt. Einige Anekdoten gab er zum Besten.

Heute unterscheiden sich die Pflegeschüler äußerlich kaum vom anderen Pflegepersonal. Beim Blick auf die Namensschilder wird das meistens erst ersichtlich, dass sie sich in der Ausbildung befinden. Früher war das anders. Dienstkleidung war vorgeschrieben und hier kommt die Sache mit den Häubchen und den Falten ins Spiel. Alle Schwestern trugen solche Häubchen. Wer aber wissen wollte, ob eine Schwesternschülerin oder eine ausgebildete Schwester vor einem stand, brauchte nur auf ein kleines Detail zu achten. Auf die Falten im Häubchen. Ähnlich einer Kochmütze waren sie. Keine Falte bedeutete erstes Lehrjahr, eine Falte zweites Lehrjahr, zwei Falten drittes Lehrjahr und wer drei Falten hatte – im Häubchen wohlgemerkt –, hatte es geschafft. Die Ausbildung war abgeschlossen und diejenige arbeitete als Krankenschwester. Manchmal waren die Häubchen gar nicht so schlecht. Vor allem, wenn die Schülerinnen am Freitagabend weggehen wollten. „Da trug ich schon einmal die Lockenwickler unterm Häubchen“, erzählte Martina Mittag, heute Leiterin des Hauses am Karswald. Auch sie war eine der zahlreichen Schwesternschülerinnen, die hier lernten. In einem Schlafsaal mit neun weiteren Gleichgesinnten untergebracht war. In der Arnsdorfer Schwesternschule schliefen sie von Montag bis Freitag. Nur eine von vielen Episoden.

Wer im Krankenhaus arbeitete, denjenigen ist sicherlich noch der Badetag in Erinnerung. Dann wurden Wäschepakete gepackt, ab in die Wäscherei, jedes Kleidungsstück mit den Initialen der Patienten versehen. Kalfaktoren halfen damals. Ein Begriff, der mittlerweile aus dem Arnsdorfer Klinikalltag verschwunden ist. Wie so einiges anderes, an das im Rahmen der interessanten Ausstellung erinnert wird. Noch bis zum 30. Mai kann diese im Foyer des Verwaltungsgebäudes besichtigt werden. Das ist von Montag bis Freitag, in der Zeit von
7 bis 18 Uhr, möglich. Zur Ausstellung erschien auch eine Begleitpublikation. Eine Zeitreise ist gewiss.