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Als sei die Zeit stehengeblieben

Eine Rundwanderung im östlichen Teil der Böhmischen Schweiz. Sie führt an historische Orte. Wie nach Hemmehübel.

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Von Heinz Strohbach

Die ausgedehnten Waldfluren um Hinterhermsdorf und auf der böhmischen Seite locken immer wieder zu interessanten Wanderungen. Eine Rundwanderung soll uns von Hinterhermsdorf über das Zeidelbachtal nach Hemmehübel und Zeidler bringen und schließlich über Sternberg und das Khaatal wieder zurückführen.

Wir beginnen unsere Route in Hinterhermsdorf an der Touristinformation bzw. dem Parkplatz. Von dort folgen wir der Hinterdaubitzer Straße. Sie ist auch als Radweg ausgeschildert. Im Tal erreichen wir an einer Weggablung Wegweiser mit dem gelben Strich, die in das Weißbachtal führen. Dieser Markierung folgen wir links und später rechts zu der aus zwei Umgebindehäusern bestehenden Enklave „Im Loch“. Am zweiten Häuschen entdecken wir an der Hauswand einen nachdenklichen Spruch:

„Ich bin der Wald, ich bin uralt, ich hege den Hirsch, ich hege das Reh, ich schütze euch vor Sturm, ich schütze euch vor Schnee, ich hüte die Scholle, ich wahre die Quelle, ich baue das Haus, ich heize den Herd, drum Menschen, haltet mich wert.“

Ein sinnvoller Spruch, den wir beherzigen sollten. Am Waldrand, wo der Weißbach in die Kirnitzsch fließt, nutzen wir den neuen Grenzübergang, queren ihn und erreichen kurz danach den Eingang in das Brtnicky udoli (Zeidelbachtal). Mit blau und dem Radweg 3032 biegen wir ein.

Dieses nahezu unberührte Tal war einer der Zugänge zu der früher hier befindlichen Siedlung Hinterdaubitz. Die überwiegend mit Fichten bestandenen Talhänge geben oft auch einen Blick auf die Sandsteinwände frei. Kurz vor Kopec (Hemme-
hübel) steht links des Weges eine Sandsteinsäule mit dem Heiligen Antonius von Padua. Die früher am Fuß befindliche Plastik ist leider zerstört. Der Hl. Antonius gilt als Patron der Wege und der Wanderer. Aufgestellt wurde er wegen des tragischen Todes des Müllers Johann Zimmer, der im unweit entfernten Steinbruch am 6. Juli 1707 ums Leben kam. 1945 wurde die Statue zerstört, 1995 erneuert und drei Jahre später gestohlen. Eine schlichte Kopie ersetzt jetzt das Original.

Nur noch wenige Schritte bringen uns jetzt zur Streusiedlung Hemmehübel mit ihrer Gaststätte. Das kleine Dorf zieht sich am Zeidelbach und an der Diebstraße Richtung Nixdorf entlang. Erstmalig erwähnt wurde es in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Die ursprünglichen Bewohner waren Köhler. Später entstanden an den Teichen mehrere Mühlen bzw. Sägemühlen. In der Mühle der Familie Zimmer stellte man vor dem Zweiten Weltkrieg Segelflugzeuge her. Andere Erwerbsmöglichkeiten waren die Arbeit im Steinbruch und der Guss von Kirchenglocken. So besteht die Kirche des benachbarten Nixdorf aus Steinen des Ortes. Die Glocke der Kirche in St. Georgenthal wurde ebenfalls in Hemmehübel gegossen. Der originelle Ortsname kommt tatsächlich von „Hemmen“. Der zweite Teil des Namens, „Hübel“, stammt aus dem Mittelhochdeutschen und bedeutet „kleiner Hügel“. Die Fuhrwerke aus Nixdorf mussten von dem kleinen Hügel ins Tal regelmäßig abgebremst, also gehemmt werden. Nach der Vertreibung der Sudetendeutschen dienen viele Gebäude jetzt als Wochenendhäuser. Hemmehübel ist übrigens der Geburtsort des ehemaligen bayrischen Staatsministers Hans Schütz (1901 – 1982). (Fortsetzung folgt)