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Alte Cunnersdorfer Linde steht nicht mehr

Von der alten Linde hinter der Cunnersdorfer Schule sind nur noch ein paar Reste übrig. Sie wurde kürzlich gefällt. Das sorgt bei den Cunnersdorfern für Ärger. „Die Linde hatte einen Durchmesser von vier...

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Von Anja Weber

Von der alten Linde hinter der Cunnersdorfer Schule sind nur noch ein paar Reste übrig. Sie wurde kürzlich gefällt. Das sorgt bei den Cunnersdorfern für Ärger.

„Die Linde hatte einen Durchmesser von vier Meter, ist knapp 200 Jahre alt und steht an keiner großen Straße, ist also auch keine Gefahr“, sagt der Cunnersdorfer Stadtrat Bernhard Steinert (CDU). Er kritisiert die Aktion als überzogen, noch dazu sei die Linde außerhalb der gesetzlich vorgeschriebenen Zeit gefällt worden.

Linde wurde begutachtet

Aus seiner Sicht hätte es gereicht, kranke oder tote Äste zu entfernen. Über den Baum wird schon seit Längerem diskutiert. So forderte der Ortschaftsrat in seiner Ortsbegehung im Frühjahr 2008 die Begutachtung der Linde. Die erfolgte am 2. Juni 2008.

Der Baumschutzverantwortliche der Stadt habe dann die Fällung vorgeschlagen, sagt Bürgermeister Daniel Brade (SPD). „Der Ortsvorsteher wurde am 27. Januar um eine Stellungnahme bis zum 6. Februar gebeten. Diese wurde nicht abgegeben“, sagt der Bürgermeister. Daraufhin wurde die Fällung in Auftrag gegeben, die nach Ansicht von Bernhard Steinert gar nicht nötig gewesen wäre.

Um so etwas künftig zu verhindern, stellte er kürzlich im Stadtrat den Antrag, dass bei solchen Fragen eine Baumschutzkommission zu Rate gezogen wird. Ihr sollten Experten und Stadträte angehören. „Wie wollen wir sonst verhindern, dass jeder Baum, der ein Problem aufweist, gefällt wird?“, fragte er.

Kommission soll entscheiden

Sein Vorschlag stieß bei den Stadträten auf geteilte Meinung. Für Reinhart Schulze (UWU) ist die Bildung einer Baumschutzkommission ein zu großer Aufwand. Ina Hentschel (CDU) findet den Vorschlag dagegen gut. Es sei besser, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Eine generelle Lösung wünscht sich Konrad Weber (CDU). Demnach sollen die neuen Ortschaftsräte alle ortsbildprägenden Bäume auflisten, um dann besser über Erhalt oder Fällung entscheiden zu können.

Letztlich lehnten die Stadträte mehrheitlich den Antrag von Bernhard Steinert ab. Festgelegt wurde jedoch, dass künftig die Ortsvorsteher generell mit einbezogen werden. Ihr Wort ist entscheidend, ob ein Baum gefällt wird oder nicht. Dass dies funktioniert, beweisen zwei Beispiele aus anderen Ortsteilen. So befasste sich der Ulbersdorfer Ortschaftsrat mit der Blutbuche am Schlosspark. Auch die war zur Fällung vorgesehen.

Die Vertreter des Ortschaftsrates wehrten sich dagegen. Der Baum stirbt zwar ab, aber die Ulbersdorfer wollen ihn solange erhalten wie möglich. Also wurde totes Holz entfernt und die Krone eingekürzt. Gerettet werden konnte auch die Rosskastanie am Hohnsteiner Rathaus. Praktisch in letzter Minute hatte Ortschaftsrätin Margitta Pavlicek den Rathewalder Baumschutzexperten Dietrich Graf zu Rate gezogen. Der Baum habe einen besonderen Schmuckwert wegen der Höhe und wegen des geschätzten Alters von über 150 Jahren, schätzte Dietrich Graf ein. Er konnte letztlich den Ortschaftsrat überzeugen, einer Fällung nicht zuzustimmen. Die Stadtverwaltung akzeptierte die Entscheidung, zumal für den Baum offenbar kein schriftliches Gutachten vorlag.