Von Marco Mach
Wie ging das gleich nochmal mit der Sternen-Drehscheibe? Und genau, solche Reagenzgläser mit diversen Flüssigkeiten mussten wir immer über diesen Bunsenbrennern erhitzen. Das waren noch Zeiten.
Erinnerungen an die eigene Schulzeit kamen am Sonnabend bei den Leuten auf, die in der ehemaligen Mittelschule in Lohmen auf Schnäppchenjagd gingen, sie nach noch Brauchbarem und Sammlerstücken durchstöberten. Bei einem Tag der offenen Tür bot die Gemeinde das noch vorhandene Inventar der Bildungsstätte feil – zum Freundschaftspreis. Anfangs bildeten sich deshalb sogar Schlangen. Zu kaufen gab es vorrangig Lehrmittel aus den Fächern Biologie, Chemie, Physik und Geographie sowie alte technische Geräte aus den vergangenen 50 Jahren.
Andreas Schulze hatte eigentlich gedacht, ein Motorenmodell zu ergattern. Ohne Erfolg. Trotzdem fand der Langenwolmsdorfer einiges zum Mitnehmen: eine Heizplatte oder ein Stolpener Heft. „Ich interessiere mich für alte Dinge“, sagte er, als er sich gerade alte Kassettenfilme für Projektoren anschaute. Neben ihm durchforstete Roland Jüttner aus Pirna die Unterrichtsmaterialien. Er wollte sich ein paar der großen ausrollbaren Karten mitnehmen. Aber nicht, um zu Hause irgendwas über Körperbau oder Länderkunde zu lernen, sondern aus einem anderen Grund: „Ich drehe die Karte um und nutze sie als Leinwand.“
Morgen nächster Ausverkauf
Rolf Dietrich aus Pirna hatten es vor allem die alten Dias über Geschichte und Kunst angetan. „Die waren schon zu DDR-Zeiten eine Rarität“, schwärmte er. Er nahm die Dias aber nicht nur für sich mit, er wollte sie auch seinem Enkelkind zeigen. Einen dazu gehörigen grauen, robusten Dia-Projektor hat sich der Copitzer ebenfalls gesichert. Ihn begeisterten aber bei weitem nicht nur die Dias: „Das sind alles wunderschöne Lehrmittel von früher, viel zu schade zum Wegschmeißen. So was kriegst du heute nicht mehr.“ Dietrich hätte einen Chirurgen getroffen, der sich genau deswegen mehrere Biologie-Karten über den Körper mitnahm.
„Von den Karten gingen unheimlich viele raus. Eigentlich hatte ich gedacht, dass die niemand mehr braucht“, hat auch Lohmens Bürgermeister und Hausherr Jörg Mildner (CDU) beobachtet. Insgesamt nahm er am Sonnabend über 2000 Euro ein, die Kindereinrichtungen in der Gemeinde zugute kommen sollen. Das Ganze war nicht die erste Ausverkaufsaktion nach der Schließung der Mittelschule im Sommer 2006. Vor dem Sonnabend haben schon andere Schulen geschaut, der Gemeinde-Bauhof nach Werkzeugen, und auch die Vereine durften schon einmal rein.
Trotzdem ist noch nicht alles raus. Wer noch Interesse an Restbeständen hat und sie vor der Mülltonne retten will, kann sich nochmals morgen von 9 bis 16 Uhr beim Hausmeister melden. Zum Beispiel ist eine nicht mehr ganz komplette Fernrohr-Ausrüstung für rund 50 Euro noch zu haben.
Jetzt wird das Schulgebäude umgebaut. Im Februar 2008 will der Landkreis Sächsische Schweiz mit seiner Förderschule für Lernbehinderte übergangsweise einziehen.