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Alte Sorten wieder entdeckt

Altzella. Obstgärtner haben sich im Kloster getroffen. Hier konnten sie unbekannte Sorten bestimmen lassen.

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Von Jürgen Birkhahn

Karin Hindenberg betrachtet sich einen Apfel in ihrem Obstkorb. „Aha, so sieht also ein Blennheimer aus“, sagt sie zu ihrem Mann, der anschließend den Apfel in der Hand dreht und wieder in den Korb zurücklegt. Dass es ein Blennheimer ist, haben sie gerade erst erfahren. So wie die Hindenbergs sind viele Kleingärtner in das Kloster Altzella gekommen, um sich unbekannte Obstsorten bestimmen zu lassen.

Polmologe im Dauerstress

Nach dem Erfolg des Obsttages im vergangenen Jahr hat das Team vom Kloster gemeinsam mit der Umweltallianz erneut solch einen Tag organisiert und viele Gäste angelockt. „Ich stehe hier schon eine halbe Stunde. Es geht kaum vorwärts“, sagt Heidelinde Krüger, die eine Tüte mit drei Äpfeln in der Hand hält. „Ich möchte wissen, welche Sorte das ist“, sagt sie.

Doch auch die Frau aus Wilsdruff ist noch lange nicht dran. Etwa 15 Leute stehen noch vor ihr und wollen ebenfalls ihr Obst von Roland Lebe bestimmen lassen. Lebe hat beruflich mit Obst zu tun, arbeitet im Baumsortenamt in Wurzen. Manchem Kleingärtner dauert das Warten zu lange, so dass er wieder umdreht. Auch Hindenbergs wollten nicht warten, treffen dann vor der Scheune Helmut Keßler. Der Produktionsleiter wollte eigentlich einen Verkaufsstand der Krögiser Obstproduktion mit betreuen, doch immer wieder wurde er von den Besuchern mit Fragen bombardiert. Die Gelegenheit, Rat von einem anderen Fachmann zu bekommen, nutzte schließlich auch Karin Hindenberg. Sie ließ sich vom Produktionsleiter des Krögiser Obsthofes gleich noch ein paar Tipps zum Pflanzenschutz geben. Denn auf ihren Blennheimer möchte sie auch in Zukunft nicht verzichten.

„Es ist ein wohlschmeckender Apfel“, sagt die Frau aus Freiberg. Immerhin steht der Baum schon fast 60 Jahre. Der Vater ihres Mannes hat ihn nach Kriegsende auf dem ehemaligen Sportplatz gepflanzt. Heute befindet sich dort eine Kleingartenanlage in der es nicht nur grünt und blüht, sondern auch unbekannte Äpfel gibt. Eines der Geheimnisse können die Hindenbergs nun lüften.

Während sie sich an den anderen Ständen auf dem Wirtschaftshof des Klosters umsehen, nimmt Pomologe Lebe den nächsten Apfel in die Hand, dreht ihn, riecht daran, schneidet ihn und schaut dann schließlich noch in einem seiner vielen Bücher nach. Eine schlüssige Antwort bleibt allerdings aus. Ebenso bei einem Apfel, den eine junge Frau aus dem Supermarkt mitgebracht hat. Doch das seien die Ausnahmen, so der Experte, der sich schon vor Beginn der Veranstaltung kaum vor Anfragen retten konnte.

„Es ist erstaunlich, wie interessiert die Leute an regionalen Produkten sind. Wer sich dafür nicht interessiert, würde ja auch die Sorte nicht bestimmen lassen“, sagt Axel Heinze von der Umweltallianz. Er hat in der Scheune eine Präsentation aufgebaut, mit der er über regionale Obstsorten und ihre Standorte in der Region berichtet.

Kiwizucht vorgestellt

Mit einer ganz anderen Obstsorte beschäftigen sich Helga und Werner Merkel aus Cemnitz. Sie züchten Kiwis und haben das im Kloster dem Publikum schmackhaft gemacht. Hans Walther kostet einen Klecks Kiwi-Marmelade und lässt sich dann erklären, wie er die Pflanze handhaben muss. Immerhin nimmt er eine Kiwipflanze mit und vertraut auf die Garantie für die Winterhärte. Im nächsten Herbst möchte er schließlich die ersten Kiwis ernten. Dann gibt es vielleicht eine eigene Marmelade. Ehefrau Christa lässt sich schon mal von Merkels erklären, wie das funktioniert: Einfach waschen und dann ab in den Mixer. So leicht kann es sein.

Expertentipps gibt es nicht nur in Sachen Obst. Ein Imker berät die Besucher zu seinen Produkten und gewährt ihnen einen Blick in einen Bienenstock. „Und daraus wird Honig?“, fragt Josef erstaunt, als er einen Blick in den Holzkasten wirft. Der Zwölfjährige zeigt sich fasziniert vom Bienenvolk und ist erstaunt, dass ein Imker nicht nur Honig machten, sondern auch Kerzen herstellen kann. Kerzen gibt es auch an der mobilen Kerzenschmiede von Annegret Fleischer. Sie hat gerade drei Mädels einen Docht gegeben mit dem sie selbst eine Kerze ziehen können.