Von Ulrike Kirsten
Nicht grundlos hat Finanzbürgermeister Hartmut Vorjohann (CDU) am Montag die Vorlage von der Tagesordnung des Finanzausschusses genommen. Eigentlich soll aus der alten Feuerwache an der Katharinenstraße 9 ein Kreativzentrum werden. Doch das wird immer unwahrscheinlicher. „Herr Vorjohann hat die Vorlage von der Tagesordnung genommen, weil das Objekt Katharinenstraße am Tag nach der Finanzausschusssitzung Thema in der Dienstberatung der Bürgermeister gewesen ist. Es wurde beschlossen, dass das Objekt als Unterkunft für Asylbewerber geprüft wird“, sagt Stadtsprecher Kai Schulz.
Bei Grünen-Stadtrat Torsten Schulze hatte das für Unmut gesorgt (die SZ berichtete). Hätte Stadtrat Schulze die Verwaltung beziehungsweise Herrn Vorjohann nach den Gründen gefragt, wäre ihm dies geantwortet worden, so Schulz. „Ein Beschluss im Finanzausschuss zur ursprünglichen Vorlage der Nutzung durch die Kreativwirtschaft wäre derzeit also kontraproduktiv beziehungsweise irreführend gewesen“, sagt Kai Schulz. Ob das Objekt zur Unterbringung von Flüchtlingen geeignet ist und die notwendige Sanierung in den Kostenrahmen der Verwaltung passt, wird sich nach Abschluss der angekündigten Prüfung zeigen.
Derzeit werde noch umfassend der Bauzustand des Objektes untersucht. „Das ist noch nicht abgeschlossen“, so Kai Schulz. Das Haus in der Katharinenstraße 9 gehörte ursprünglich zur Feuerwache auf der Louisenstraße, die noch in Benutzung ist. Es diente als Funktionsgebäude. Der Feuerwehrmann an der Fassade erinnert heute noch an die einstige Nutzung. In Vorder- und Hinterhaus gibt es insgesamt 973 Quadratmeter Nutzfläche.
Der Vorstoß der Landeshauptstadt dürfte den Neustädter Ortsbeiräten aber gefallen. Sie hatten das Rathaus in ihrer Sitzung am 19. Januar damit beauftragt, neben den bereits bestehenden Asylunterkünften weitere Unterbringungsmöglichkeiten im Ortsamt Neustadt zu prüfen. Ihr eigener Vorschlag, in den Gebäuden in der Königsbrücker Straße 117/119 eine Unterkunft einzurichten, scheiterte an den hohen Kosten, die die Stadt für die Sanierung des Objektes hätte aufbringen müssen. Klar sei, dass die Verwaltung derzeit zahlreiche Objekte für die Unterbringung von Asylbewerbern prüft. „Diese Prüfung besitzt zur Erfüllung unserer Aufgaben auch absolute Priorität“, so Stadtsprecher Schulz. Andere Nutzungen, wie im Fall der alten Wache in der Katharinenstraße, müssten dagegen im Zweifel zurückgestellt werden.
Für die Kreativen besteht dennoch weiter Hoffnung. „Wenn sich Vertreter der Kreativwirtschaft mit einem alternativen Vorschlag für einen Standort an die Stadtverwaltung wenden“, sagt Schulz. So sei es beispielsweise in der Vergangenheit im Zusammenhang mit den Projekten geh8 in der Gehestraße, dem Drewag-Areal in der Lößnitzstraße und dem Zentralwerk in Pieschen gewesen. „Wir als Verwaltung werden selbstverständlich versuchen, individuell zu helfen“, so Kai Schulz. So habe sich der Bereich Kultur zum Beispiel beim Kraftwerk Mitte dafür eingesetzt, Platz für Kreative zu schaffen, für den es bereits jetzt zahlreiche Interessenten gebe.