Von Maik Brückner
Jahrelang stand er nur in der Halle am Bärensteiner Bahnhof. Nun können ihn die Eisenbahnfans wieder bewundern: den C4 i 35a. Der im Müglitztal eher als Altenberger Wagen bekannte Wagen ist seit gestern auf dem Dampfloktreffen im Dresdner Eisenbahnmuseum zu sehen. Dort stellt sich auch sein neuer Besitzer vor, die Initiative Sächsische Eisenbahngeschichte.


Dieser Verein kaufte den Wagen im vorigen Jahr aus der Insolvenzmasse des Fördervereins für die Müglitztalbahn. Dieser hatte den Wagen Ende der 1990er-Jahre aus dem tschechischen Zlonice geholt und mit viel Aufwand restaurieren lassen. Im Oktober 2006 wurde er zum Vereinsgebäude nach Bärenstein gebracht. Fünf Jahre später, im November 2011 meldete der Förderverein überraschend Insolvenz an.
Eine kleine Gruppe von Eisenbahnfreunden wollte die Nachfolge antreten. Sie planten die Gründung eines neuen Vereins, hatten auch schon einen Namen, Freunde der Müglitztalbahn. Zu den Enthusiasten gehörte auch Stefan Müller. Der junge Schlottwitzer studiert Verkehrswissenschaft und interessiert sich für die Geschichte der Müglitztalbahn. Doch schnell mussten er und seine Mitstreiter einsehen, dass die Gründung des Nachfolgevereins nicht realistisch ist. Die Höhe der Verbindlichkeiten des Fördervereins war zu hoch.
Deshalb übernahm die Insolvenzverwaltung, das Büro Junker Bartelheimer Rechtsanwälte aus Dresden, das Eigentum des Fördervereins. Der Insolvenzverwalter ließ zunächst prüfen, ob der denkmalgeschützte Wagen überhaupt verkauft werden darf. Im Frühjahr 2012 entschied das Landesamt für den Denkmalschutz darüber. Es legte fest, dass der Wagen zwar verkauft werden könne. Wegen seiner Einmaligkeit Sachsen aber nicht verlassen dürfe. Das Büro Junker Bartelheimer Rechtsanwälte hat danach alle in Sachsen tätigen Eisenbahnverein angeschrieben. Auch den Verein Initiative Sächsische Eisenbahngeschichte. Der zeigte Interesse. Man verhandelte und wurde im Herbst des vorigen Jahres handelseinig. Über die Höhe des Kaufpreises möchte sich Vize-Vereinschef André Marks nicht äußern. „Es war ein ehrlicher Preis“, erklärt er. Nach dem Kauf blieb der Wagen zunächst in Bärenstein. Erst am letzten Wochenende holten ihn vier Vereinsmitglieder ab. Mit einer Diesellok zogen sie ihn über Heidenau nach Dresden. Diesen Moment wollte auch Stefan Müller nicht verpassen. Er fotografierte den Abtransport und nutzte das Dampflokfest, um den Wagen nochmals zu sehen.
Denn nach dem Fest wird er in einen Abstellschuppen gebracht. Dort wird er noch eine Weile stehen, kündigt die Initiative an. Zwar sei der Wagen im Großen und Ganzen in Ordnung, doch vor Kurzem ist die Betriebserlaubnis abgelaufen. Um sie wiederzuerlaugen, müsste der Verein noch investieren. So fehlt unter anderem die vorgeschriebene zweite Türsicherung. Noch ist unklar, wann der Verein den Wagen wieder regulär fahrenlassen kann. Der Vizevereinschef will sich nicht festlegen. Er spricht von „mittelfristig“ und begründet das mit den vielen Aufgaben, die der 2010 gegründete und 25 Mitglieder starke Verein in den nächsten Jahren anpacken will. So muss er sich zunächst ein Vereinsdomizil schaffen, auf dem die Wagen stehen können. Denn im Unterschied zu anderen Vereinen hat sich die Initiative das Ziel gesetzt, nicht Loks, sondern historisch wertvolle Wagen zu sammeln und zu restaurieren. Zurzeit besitzt der Verein vier Waggons, die in Bautzen, Görlitz und Breslau hergestellt wurden und über viele Jahre auf sächsischen Gleisen unterwegs waren.
Der Altenberger Wagen ist bautechnisch der jüngste in der Reihe. Und er ist der einzige, der restauriert ist. „Wir wissen, was das für eine Arbeit war und verneigen uns vor den Mitgliedern des Fördervereins, die das geschafft haben“, sagt André Marks. Er wisse, wie kompliziert so etwas ist.
Dampflokfest im Dresdener Eisenbahnmuseum, Zwickauer Straße 82-86, Sonnabend/Sonntag jeweils 10-18 Uhr, Eintritt: 9 €, ermäßigt 6 Euro, Kinder (6-17 Jahre) 1 €