Von Jana Ulbrich
Haus 28 des Fachkrankenhauses Großschweidnitz ist fertig. Rund 1,7 Millionen Euro hat der Freistaat in die denkmalgerechte Sanierung des früher als Wohnhaus genutzten Klinkerbaus investiert. Morgen ziehen die Patienten ein.
Großschweidnitz. Hell ist es und freundlich, schön geräumig und richtig wohnlich. Und überall stehen Frühlingsblumen. „Die Patienten sollen sich hier wohl fühlen, das ist sehr wichtig für solch eine Therapie“, sagt Kerstin Jahnke.
Sie ist die Chefärztin der Abteilung für forensische Psychiatrie, den Maßregelvollzug. Seit 1994 werden im Großschweidnitzer Fachkrankenhaus Straftäter therapiert, die ein Suchtproblem haben und ihre Straftaten unter Einfluss von Alkohol und Drogen begingen. Über 50 Männer und Frauen jeden Alters sind derzeit hier in Behandlung. Die dauert lange: Zwei Jahre und dazu zwei Drittel der vom Gericht verhängten Strafe.
Die Patienten durchlaufen eine stufenweise Therapie, erklärt die Chefärztin. Zuerst in einem geschlossenen, später im offenen Maßregelvollzug, in dem sie lernen sollen, wieder ein eigenes Leben in Freiheit meistern zu können. Ziel ist es, sowohl die Sucht in den Griff zu bekommen, als auch die Straftat aufzuarbeiten.
Ziel: Der Schritt zurück
ins „normale“ Leben
„Erfolgreich ist unsere Therapie, wenn die Patienten lernen, ihre Sucht zu beherrschen und sich positiv wieder ins Leben eingliedern können“, erklärt Kerstin Jahnke. Das schaffen rund 40 Prozent. Mit dieser „Erfolgsquote“, weiß sie, liegen die Großschweidnitzer bundesweit sehr gut.
Neben der Chefärztin kümmern sich drei Sozialarbeiter, vier Psychologen, ein Lehrer, vier Therapeuten und 39 Mitarbeiter im Pflegedienst um die Patienten.
Für 16 von ihnen ist Platz in dem neuen Gebäude. „Sie sind hellauf begeistert und freuen sich sehr auf den Umzug“, weiß Pflegedienstleiterin Inge Cottin. „Das ist gleich ein richtiger Motivationsschub, auch für unser therapeutisches Konzept.“ Denn nur, wer gut motiviert ist und die Therapie auch wirklich für sich annimmt, könne am Ende zu den 40 Prozent gehören, die es wirklich schaffen. Die neuen Räume bieten dafür beste Voraussetzungen.
Anderthalb Jahre hat der Ausbau des seit 1997 leer stehenden Gebäudes am Rande des großen Klinikgeländes gedauert. Da es unter Denkmalschutz steht, wurde vor allem die Fassade originalgetreu nach den Forderungen des Landesamtes für Denkmalschutz erhalten.
Auch der denkmalgerechte Ausbau des Dachgeschosses war eine große Herausforderung. „Im Inneren konnten wir unsere Wünsche und Vorstellungen einbringen und umsetzen“, freut sich Chefärztin Jahnke. Es entstanden geräumige Einzel- und Doppelzimmer mit jeweils eigener Nasszelle, Gemeinschafts- und Therapieräume.
Seit 1902 existiert in Großschweidnitz das Sächsische Krankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie. In ihrer charakteristischen Pavillonbauweise mit Klinkerfassade, Sandsteinelementen und Krüppelwalmdächern prägen die damals errichteten 19 Gebäude noch heute das gesamte Ortsbild der Gemeinde.
Schöne Landschaft war ausschlaggebend
Für die damalige Standortwahl des Königlich-Sächsischen Klinikums sollen übrigens die reizvolle landschaftliche Umgebung und die Nähe zum Gutshof, der als wirtschaftliche Basis diente, ausschlaggebend gewesen sein. Auch Garten und Landwirtschaft dienten therapeutischen Zwecken.