Von Gabriele Naß
Hätten Sie gewusst, wo der Euro seine Wurzeln hat? Alyn Ertl und Michaela Weidner hatten davon keine Ahnung, als sie die europäische Währung zum ersten Mal in der Hand hielten. Mittlerweile sind sie schlauer. Für den Wettbewerb „Kreative Jugend baut Europa“ der Fördergemeinschaft für Staatsbürgerliche Bildung schrieben die Schülerinnen des Goethe-Gymnasiums Bischofswerda einen Aufsatz zum Thema „Als der Euro kam: Erfahrungen mit dem neuen Geld.“
„Es war interessant, zu erfahren, dass die Anfänge des Euro über 20 Jahre zurückreichen“, sagt Alyn. In ihrer Arbeit beschreiben die Schülerinnen den Weg von den ersten Vorschlägen der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft aus dem Jahr 1962 bis zum Start am 1. Januar 2002. Wie sie mit dem neuen Geld klar kommen, schildern sie auch. Alyn sagt, sie hat den Sprung geschafft. Euro ist Euro. Michaela rechnet für sich mitunter immer noch in D-Mark um. „Wenn ich einkaufen bin und es kostet etwas einen Euro, denke ich, das sind zwei Mark, und das ist ganz schön teuer“, sagt sie. Ob sie die Euro-Scheine beschreiben können? „Was drauf ist, wüsste ich nicht genau“, sagt Alyn. Auf dem Hunderter gleich gar nicht. „Wann hat man den schon mal in der Hand“, sagt Michaela.
Die Schülerinnen halten sich jetzt nicht für Euro-Experten. Sie geben zu, dass sie sich mit der Geschichte sicher nicht so tiefgründig beschäftigt hätten, wenn nicht Lehrerin Dr. Simone Volkmann verlangt hätte, dass sich jeder in ihrem Kurs mit einem Thema des europäischen Wettbewerbs beschäftigt. Jetzt sind die beiden Mädchen froh. In der Schule gab‘s eine Zwei minus, von der Jury, die über 1 000 Arbeiten sichtete, bekamen sie einen dritten Preis. Den haben sich Alyn und Michaela vor wenigen Tagen in Brüssel abgeholt. EU-Kommissar Günter Verheugen persönlich schüttelte ihnen dort die Hand.
Das Erlebnis möchten die Schülerinnen nicht missen. „Als wir die Nachricht bekommen haben, haben wir uns total gefreut“, sagt Alyn. Auch Michaela hat die Reise gern gemacht, obwohl sie schon mal für zwei Tage in der Stadt war, in der das Europaparlament seinen Sitz hat. „Es war toll, aber auch stressig“, sagt Michaela. Bezahlt haben die Fahrt, die Unterkunft im Hotel und den Besuch im EU-Parlament die Organisatoren und Förderer des Wettbewerbes - neben der Fördergemeinschaft für Staatsbürgerliche Bildung die Zeitung „Rheinischer Merkur“ und die Lufthansa. Über die Fluggesellschaft kamen Alyn und Michaela auch zu ihrem Preis – ein Flug im Wert von 200 Euro nach Berlin. Nach Berlin? „Ja, aber die Organisatoren haben schon gemerkt, dass sich das für uns gar nicht lohnt. Wir dürfen jetzt wählen“, sagt Alyn.
Wohin die Reise geht, haben die beiden noch nicht entschieden. Im Moment haben sie ja auch andere Sorgen. Prüfungsstress. In vier Wochen machen beide ihr Abi. Sie haben kein schlechtes Gefühl, sagen sie. Es motiviert sie, dass sie schon genau wissen, was nach der Schule kommt. Alyn hat in Bautzen eine Lehrstelle als Rechtsanwaltsgehilfin und war da schon auf Probe arbeiten. „Das ist das, was ich wollte. Es macht Spaß“, sagt sie. Michaela macht ihre Hobbys zum Beruf: Sport und Organisieren. Sie wird an der Berufsakademie in Riesa Sport-, Veranstaltungs- und Marketingmanagement studieren – und freut sich auf Olympia 2012 in Sachsen. Wenn das nicht klappt, bäckt sie halt kleinere Brötchen, sagt sie. Vielleicht bei den Schiebocker Tagen. Praktikas während des Studiums im Eigenbetrieb Kultur der Stadt hat sie jedenfalls im Auge.