SZ + Feuilleton
Merken

Am Anfang war die Verstopfung

Daniela Löffner inszeniert George Taboris „Mein Kampf“ am Dresdner Staatsschauspiel fast grenzüberschreitend.

 4 Min.
Teilen
Folgen
Philipp Grimm zeigt Hitler grandios als psychotische Witzfigur.
Philipp Grimm zeigt Hitler grandios als psychotische Witzfigur. © Sebastian Hoppe

Von Sebastian Thiele

Klack, klack, klack. Eigentlich ist nichts Unheimliches dabei, wenn mehrere Toaster hintereinander in Gang gesetzt werden. Doch hier wird das Brot schlichtweg hingerichtet. Massenvernichtung in allen Schwärzungsgraden. Zack, zack, zack pinnt man die Toastleichen an die hintere Bühnenwand: Auf dass ein monströses Material-Porträt entstehe. Etwas analog verpixelt, aber in allen brutzligen Brauntönen blickt Adolf Hitler schließlich in den Zuschau-erraum. Doch bevor dieses assoziationsgeladene Brotbild das Publikum in die düstere Novembernacht vertreibt, erlebt man im Kleinen Haus des Staatsschauspiels Dresden einen langen Abend, der fast skandalös schräg beginnt und nach und nach immer eindrücklicher wird. „Humor ist ein Lebensweg und hat sehr viel mit Toleranz zu tun. Er ist ein Überlebensweg oder Rettungsweg, manchmal ist er die Heiterkeit der Verzweiflung“, sagte George Tabori einmal selbst über sein Stück „Mein Kampf“. Vergangenen Sonnabend war die Dresdner Premiere des Tabubruch-Klassikers.

Ihre Angebote werden geladen...