Von Peter Redlich
Radebeul. Der betagte Herr sagt, dass er 80 Jahre schon in Kötzschenbroda wohnt. Wenn er mit seiner Frau in Altkötzschenbroda und auf der Bahnhofstraße spaziert, dann gibt es selten Platz zu zweit nebenher zu gehen. Löchrige und teils zugestellte Fußwege. Autos, die sich vorbeidrängeln. Eine gefährliche Kreuzung an der Güterhofstraße, Bahnhofstraße. Keiner, der beim Fahrkartenverkauf noch berät. Das müsste mal wieder geändert werden.
Radebeuls OB Bert Wendsche (parteilos) und Jens Baumann, CDU-Stadtrat und Vorsitzender vom Denkmalverein geben ihm recht. Das soll geändert werden. Wie und was noch, das sollten am Sonnabendnachmittag beim Treff in der Bahnhofshalle in West hier ansässige Gewerbetreibende, Bürger, Hausbesitzer und Stadträte sagen. Und sie hielten nicht hinterm Berg mit ihrer Meinung. „Ich würde mir hier auch so einen Wochenmarkt wie in Radebeul-Ost wünschen. Der zieht freitags unheimlich viele Leute an“, sagen die Inhaber von Eisenwaren Lindner. Warum nicht auch eine Markthalle für Feinkostläden, Eigenerzeuger und Fisch in oder neben der Alten Post an der Meißner Straße, sagt eine Bürgerin. Erst mal einheitliche Öffnungszeiten, wünscht sich eine andere. Platz für Radfahrer, die nicht auf den Fußwegen die Fußgänger behindern, fordert ein Dritter. Das Parkhaus wieder einbeziehen in die Einkaufsmeile, kommt als Anregung.
Die Veranstalter, die CDU-Stadtratsfraktion, gibt Zettel aus, auf die Wünsche geschrieben werden können, die mit ins Rathaus kommen. Mehr als ein Dutzend davon werden dicht beschrieben. Und: Bert Wendsche sagt, wie all die Wünsche in Radebeul-West, das in den letzten Jahren gegenüber Ost ins Hintertreffen geraten ist, Wirklichkeit werden könnten. In einem Sanierungsgebiet, dessen Schwerpunkte die Bahnhofstraße von der Kreuzung Hermann-Ilgen-Straße bis zur Meißner Straße und der Alten Post, das Schulgelände an der Harmoniestraße, die lange Güterhofstraße und im Zentrum der Bahnhof sein sollten.
Am Bahnhof muss es losgehen. Da sind sich Stadt, Stadträte und auch der Radebeuler Architekt Thomas Scharrer einig. Noch in diesem Monat soll es im Stadtrat den Beschluss geben, den Bahnhof zu kaufen. Zu zwei Dritteln die Stadt, ein Drittel Architekt Scharrer.
Das heruntergekommene Gebäude wird nicht mehr als 150 000 Euro kosten. Für die Investition, daraus etwas Gescheites zu machen, rechnet Wendsche mit einer ähnlichen Summe wie für den Bahnhof in Ost. „Über die zehn Jahre vom Einzug der Stadtbibliothek bis heute haben wir 3,3 Millionen Euro dort investiert.“
Erste Vorstellungen, wie der Bahnhof belebt werden könnte, stellte Thomas Scharrer vor. Im Erdgeschoss die Stadtbibliothek West mit Lesehalle, die Freitreppe zur Hälfte aus Sitzstufen bestehend für Lesungen und Ausstellungen. Zum Vorplatz hin ein Café. Im ersten Obergeschoss hinter der Balustrade Platz für die Bibliothek, im zweiten Obergeschoss Büroräume und das hintere Drittel als Architekturbüro.
An der Güterhofstraße sollten wie früher wieder Läden einziehen. Auch für das kleinste Kino der Welt – das jetzt wegen Schimmelbefall geschlossen werden musste – sollte wieder Platz gefunden werden.