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Am Freitaler Hains wird es jetzt rutschig

Bei den Arbeiten für den 3,5 Millionen Euro teuren Anbau beginnt die heiße Phase. Die ersten Teile der Rutschen sind da.

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Von Tobias Winzer

Freital hat einen neuen Turm. Er ist 15 Meter hoch und dient allein dazu, dass die Besucher des Freizeitzentrums Hains ab Dezember richtig viel Spaß haben. Ab dann soll es von dort oben in zwei jeweils rund 130 Meter langen Röhren nach unten gehen. Die beiden Rutschen sollen die Highlights des rund 3,5 Millionen Euro teuren Anbaus an das Freizeitzentrum werden. Bei den Bauarbeiten, die im vergangenen Oktober begonnen haben und in etwa fünf Monaten beendet sein sollen, beginnt nun die heiße Phase.

So sollen die beiden Rutschen am Hains einmal aussehen. Der überdimensionale Trichter ist Teil der Reifenrutsche. Er soll dafür sorgen, dass der Rutschende hin- und hergeschaukelt wird. Visualisierung: Hains
So sollen die beiden Rutschen am Hains einmal aussehen. Der überdimensionale Trichter ist Teil der Reifenrutsche. Er soll dafür sorgen, dass der Rutschende hin- und hergeschaukelt wird. Visualisierung: Hains

„Auf der Baustelle ist nun richtig Leben drin“, sagt Freitals Bäderchef Lars Tschirner, der die Arbeiten im Auftrag der Technischen Werke Freital (TWF) koordiniert. Er schätzt, dass derzeit etwa zehn Mann gleichzeitig auf der Baustelle unterwegs sind. Ungefähr viermal so viele arbeiten zusätzlich im Hintergrund an dem Großprojekt. Bei der Erweiterung sollen zu dem vorhandenen Schwimmer- und Entspannungsbecken ein großer Kleinkinderbereich, ein Mehrzweckbecken mit Schwimmbahnen sowie Kinderrutsche und Wasserkreisel und eben jene zwei Rutschen dazukommen.

Weit vorangeschritten sind die Arbeiten bei dem 20 Meter langen Mehrzweckbecken. Dort gibt es künftig zwei Bahnen mit einer Wassertiefe von 1,40 Meter. „Das hilft uns im täglichen Betrieb, weil wir auch immer mehr Bedarf für das Schulschwimmen haben“, sagt Tschirner. Ein zweiter Teil des Mehrzweckbeckens wird als Kleinkindbereich mit einer Wassertiefe von nur 70 Zentimetern gestaltet. Am Beckenrand ist eine kleine Rutsche in der Form einer Schlange vorgesehen.

Das Mehrzweckbecken ist bereits an den Seitenwänden mit Blech verkleidet. Nur der Boden fehlt noch. Er würde wegen der laufenden Bauarbeiten ringsherum beschädigt werden. In den Räumen unter dem Becken steht bereits die riesige Entlüftungsanlage. Sie soll einmal für eine angenehme Temperatur in dem Anbau sorgen. Auch die nötigen Be- und Entlüftungsrohre sind schon installiert. In der kommenden Woche soll auch das Dach über dem Becken mit sogenannten Trapezblechen geschlossen werden. Weil die Baustelle dann auch bei Regen trocken ist, kann anschließend die Elektrik verlegt und der Estrich gegossen werden. Mitte August verschwinden dann auch die Holzplatten, die derzeit noch den alten und den neuen Badbereich trennen. Die Fenster, die den Besuchern künftig einen Blick in den Rabenauer Grund bieten, sind schon drin.

Erahnen lassen sich ebenfalls die Maße des künftigen Kleinkinderbereichs direkt neben dem 20-Meter-Becken. Dort entsteht ein Wasserspielplatz. Die Kleinkinder können künftig in einem Kanalsystem bei 20 bis 30 Zentimeter hohem Wasser planschen. Auf dem Weg durch das Nass gibt es einzelnen Stationen mit Kippeimern oder wasserspeienden Plastiktigern. Die Außenränder des Wasserspielplatzes sind auf der Baustelle bereits abgesteckt. An den Einzelteilen arbeitet derzeit ein belgischer Künstler, der sich darauf spezialisiert hat. Sie werden voraussichtlich im Laufe des Herbstes angeliefert und vor Ort zu dem Wasserspielplatz zusammengebaut.

Für etwas größere Kinder, Jugendliche und Erwachsene sind derweil die beiden 130 Meter langen Rutschen gedacht, die am Rand des Anbaus entstehen. Die eine Bahn wird mit einer Doppelröhre ausgestattet, sodass immer zwei Besucher um die Wette rutschen können. Die andere Bahn kommt als Reifenrutsche mit mehreren Extras daher: Unter anderem wird ein Lichtkreisel eingebaut, der das Rutschen schneller erscheinen lässt. Außerdem ist ein kleiner Sprung eingebaut. Dabei rutschen die Wagemutigen zunächst auf einen LED-Bildschirm zu, auf den beispielsweise ein Hai-Maul oder ein schwarzes Loch projiziert werden könnte. Erst im letzten Moment geht es für die Rutschenden abwärts. „Gerade von der Reifenrutsche versprechen wir uns einiges“, sagt TWF-Chef Jörg Schneider. „In der Gegend gibt es so etwas bislang nicht.“

600 000 Euro Verlust im Jahr 2014

Derzeit wird der 15 Meter hohe Rutschenturm noch gedämmt und verputzt. In der kommenden Woche kommt das Dach drauf. Im Inneren wird derzeit die Entlüftungsanlage eingebaut, die künftig etwa die Hälfte des Turms ausmacht. Am vergangenen Mittwoch hat der Hersteller der Rutsche, die Schweizer Firma Klarer, auch die ersten Teile der Röhren angeliefert – insgesamt werden es einmal 120 Elemente sein. Eines der Elemente steht als Anschauungsobjekt seit Donnerstag im Foyer des Freizeitzentrums. Bevor die Rutsche aufgebaut wird, müssen jedoch die Fundamente für die vier bis zu zwölf Meter hohen Stahlstützen gegossen werden. Sie sollen einmal die Rutschen halten. Der Aushub für die Fundamente beginnt voraussichtlich in der kommenden Woche. Wenn die Stahlstützen stehen, werden die Rutschenelemente teilweise vorinstalliert und mit einem Kran aneinandergebaut. Wahrscheinlich im September ist das dann so weit. Der Eröffnungstermin in der ersten Dezemberwoche ist laut TWF-Chef Schneider nicht in Gefahr. Angebaut wird ans Hains nicht ohne Grund: Denn mit dem Spaßbereich will das Freizeitzentrum mehr Besucher gewinnen und den leichten, aber stetigen Abwärtstrend aufhalten, den es bei den Besucherzahlen gibt. Ziel ist es vor allem, junge Familien und Jugendliche anzulocken. Bislang wurde die Schwimmhalle zum großen Teil von Sportlern genutzt. Allein 2014 fuhr das Haus rund 600 000 Euro Verluste ein. 500 000 Euro waren lediglich im Haushalt an städtischen Zuschüssen eingeplant. Die Lücke wird durch höhere Einnahmen aus der Einkommenssteuer ausgeglichen.