Von Angelika Dornich
„Und was machen wir, wenn uns eine Wespe gestochen hat?“, fragt Betreuer Kuno Böhm ein paar Mädchen beim Frühstückstisch am Montag. „Rohe Zwiebel drauf“, klärt der für Jugendarbeit verantwortliche Mitarbeiter der DRK-Geschäftsstelle Löbau gleich selbst auf. „Da behalten wir die Figur.“ Was heißt: die Stichstelle schwillt nicht an. Besser sei es allerdings, die Marmeladengläser gleich wieder zu zuschrauben, damit nicht erst Wespen und Bienen angelockt werden. Denn das Lagerleben spielt sich mitten in der Natur ab. 17 große Armeezelte stehen etwas abseits auf dem Gelände des Wald- und Erlebnisbades Neusalza-Spremberg. Bei dem herrlichen Sommerwetter wird natürlich auch draußen gegessen und viel gebadet.
Mittlerweile zum elften Mal richtet der DRK-Kreisverband Löbau das Lager aus. „Und immer in den ersten beiden Sommerferienwochen“, berichtet Hannelore Jentsch, Lagerleiterin und stellvertretende Geschäftsführerin des DRK-Kreisverbandes. Teilnehmer sind Mädchen und Jungen aus den AG Jugendrotkreuz der Grund- und Mittelschulen Löbau-Süd und -Ost, Kleindehsa, Beiersdorf, Oppach, Neusalza-Spremberg, Ebersbach, Neugersdorf, Eibau und Bernstadt. Schon Erstklässler sind darunter.
„Im Prinzip haben wir ein reines, lockeres Ferienprogramm. Wer aber möchte, kann in dieser Zeit auch den Lehrgang zum Rettungsschwimmer absolvieren oder Schwimmstufen ablegen“, erklärt die Lagerleiterin. Deshalb ist der Platz im Waldbad der Spreestadt ideal. „Hier haben wir schon 1993 unser erstes Zeltlager durchgeführt und kommen nach dem Umbau seit 1996 jedes Jahr hierher.“ Die hygienischen Anforderungen stimmen, eine gute Wasserwachtgruppe sei vor Ort, und: „Wir bekommen große Unterstützung von der Stadtverwaltung und Vereinen.“ Eine kleine Gaststätte, ein Bäcker und ein Fleischer aus der Spreestadt beliefern das Zeltlager.
Ein Problem hat das DRK Löbau in diesem Jahr allerdings mit der Finanzierung. „Bereits im November haben wir termingemäß den Antrag auf Fördermittel beim Jugendamt des Landkreises gestellt“, erzählt Hannelore Jentsch. Einen Tag vor Beginn des Lagers hat sie dann nachgefragt, doch: „Man konnte mir noch nichts sagen.“ So muss der DRK-Kreisverband erst mal zuschießen. Die ganzen Kosten auf die Teilnehmergebühr abwälzen, geht nicht.
„Da können wir froh sein, dass die 14 Betreuer ehrenamtlich arbeiten“, sagt Jentsch. Sie nehmen für die Tage, die sie hier im Lager sind, ihren Jahresurlaub. Zum Beispiel Yvonne Krinke aus Neugersdorf, die bei Birkenstock in Bernstadt arbeitet. Zum zehnten Mal ist sie mit dabei. „In der zehnten Klasse haben sie mich angesprochen, ob ich Betreuer machen würde“, sagt sie. Seitdem hält sie zur Stange. Und „solange wie ich noch keine eigenen Kinder habe.“ Seit acht Jahren bringt sie auch ihren Freund mit.
„Was machen wir heute, fahren wir nach Zittau?“, unterbricht Ferien lagerkind Denise. „Nein, es ist doch so warm“, antwortet Lagerleiterin Jentsch. Außerdem komme am Nachmittag die Feuerwehr zum Geländespiel. Sogar Reiten ist im Zeltlager möglich. Der Reitverein Neusalza-Spremberg sorgt dafür. Wer wollte, konnte zwei Tage mit dem Abenteuerreiseveranstalter „Wildost“ im Zittauer Gebirge und in den Schmiedesteinen klettern. Viele Kinder haben auch beim Schnuppertauchen mitgemacht. Lagerfeuer, basteln, ein Tischtennis- und ein Schachturnier, ein Zeichenwettbewerb sowie ein sportlicher Wettbewerb bereichern das Lagerleben. Gestern Abend allerdings läutete die Lagerglocke zu einer großen Feuerwehrübung. Und am Freitag heißt es Abschiednehmen.