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Am Reck erste Titel geholt Eberhard Rösch

Geboren in Karl-Marx-Stadt, verbrachte ich eine gut behütete Kindheit in Dittersdorf. Der Ort gehört heute zur Gemeinde Amtsberg, 20 Kilometer südlich von Chemnitz. Vater war Geographielehrer und unterrichtete in der gleichen Schule, die meine beiden Geschwister und ich besuchten.

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Geboren in Karl-Marx-Stadt, verbrachte ich eine gut behütete Kindheit in Dittersdorf. Der Ort gehört heute zur Gemeinde Amtsberg, 20 Kilometer südlich von Chemnitz. Vater war Geographielehrer und unterrichtete in der gleichen Schule, die meine beiden Geschwister und ich besuchten. So erfuhr er natürlich immer sofort, wenn seine drei Sprösslinge etwas ausgefressen hatten. Neben Sport gehörten Geographie und Sprachen zu meinen Lieblingsfächern. Im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft erfassten wir meteorologische Daten. Täglich, morgens um sieben, mittags und am Abend musste jeder von uns an einem bestimmten Punkt die Temperatur ablesen und dokumentieren. Dieser frühe Zwang zu einem gewissen Maß an Ordnung und Beharrlichkeit hat sich später in meiner sportlichen und beruflichen Laufbahn ausgezahlt. Im Dorf gab es eine sehr aktive Sportgemeinschaft. So schnell wie möglich wurden Schulaufgaben und häuslichen Pflichten erledigt, und dann ging es ab auf den Sportplatz gleich hinter unserem Haus. Für uns Jungs stand natürlich Fußball ganz oben auf der Hitliste. Die Schulung der Bewegungskoordination bei Boxen und Tischtennis erwiesen sich später im Biathlon als sehr nützlich. „Kreismeister im Geräteturnen“ steht auf einer schon etwas vergilbten Urkunde im dicken Fotoalbum. Das Reck war mein Paradegerät. Auf folgenden Blättern belegen Siegerurkunden im Langlauf und Torlauf 1962 die erfolgreichen Anfänge als Wintersportler. Wir hatten ein schönes Schwimmbad in unserem Dorf. Im Sommer wachte der Bademeister darüber, dass keiner ertrank. Im Winter war er mit Pflaster zur Stelle, wenn sich einer beim Eishockey auf der zugefrorenen Wasserfläche eine Schramme holte. Das reichte allerdings nicht, als mich mein Bruder in der Hitze des Gefechts einmal mit dem Schläger an der Stirn traf. Die Wunde musste genäht werden.

Mutter arbeitete als Sekretärin in einer Strumpffabrik und weckte in uns schon frühzeitig die Liebe zur Natur. Die Wohnung der Familie lag nicht weit von einem Wald entfernt. Schon als kleiner Bub habe ich dort begeistert Beeren gesammelt und Pilze gesucht. Ganz in der Nähe gab es auch einen Kuhstall, der mich magisch anzog.

Die Großeltern wohnten im benachbarten Weißbach. In diesem Ort gab es ein Trainingszentrum für Biathlon. Großcousin Steffen Thierfelder überredete mich 1967, diese Sportart einmal zu versuchen. Es gefiel mir sofort, und mit intensivem Training stellten sich schnell Erfolge ein. In dieser Zeit wechselte ich auf die Erweiterte Oberschule nach Zschopau, und die ständige Fahrerei zum Training nervte. Ein Umzug zur Oma löste das Problem. Nach dem Abschluss der 10. Klasse wurde ich zur SG Dynamo Zinnwald delegiert und wohnte im Internat in Altenberg.

Notiert von Karin Grießbach.