Von Bettina Klemm
Der Weiße Hirsch und die Elblage in Dresden bekommen Konkurrenz. Heute zählen der Neumarkt und das Gebiet zwischen Schützenplatz und Ostra-Allee zu den teuersten Wohnlagen in der Stadt. Für sehr hochwertig ausgestattete Neubauwohnungen werden dort Kaltmieten zwischen elf und zwölf Euro gefordert und gezahlt.
Allein auf dem relativ kleinen Areal am Schützenplatz hat die Firma Columbus Bauprojekt im letzten Jahrzehnt 150 Wohnungen errichtet, weitere 50 sind im Bau. Je nach Lage und Größe müssen die künftigen Eigentümer zwischen 2 600 und 3 500 Euro pro Quadratmeter zahlen. Dennoch seien fast alle Wohnungen verkauft, sagt Columbus-Chef Jochen Lagerein.
Dresdens Wohnungsmarkt ist zu neuem Leben erwacht. Auch in anderen beliebten Lagen sind die Wohnungen schon kurz nach dem Verkaufsstart weg. Das geht aus dem von der Zeitschrift „Capital“ veröffentlichten Immobilien-Kompass hervor. Zu einer positiven Einschätzung des Dresdner Immobilienmarktes kommt auch der gestern vorgelegte City-Report der Firma Aengevelt. Seit 23 Jahren analysiert das Unternehmen den Markt in der Stadt. Wulff Aengevelt bescheinigt Dresden „ein vielfältiges, noch ungenutztes Potenzial“.
Ein deutliches Plus zeichnet
sich beim Wohneigentum ab
Im vergangenen Jahr wurden in Dresden 3 580 Eigentumswohnungen für die Gesamtsumme von rund 440 Millionen Euro verkauft. Das bedeutet beim Umsatz, so der Aengevelt-Bericht, einen Zuwachs um fünf Prozent. Da es zugleich aber knapp 900 Verkäufe weniger gab, ist der Anstieg des Kaufpreises deutlich höher. Durchschnittlich stieg er von 94 000 auf 123 000 Euro.
„Dennoch könnten wir in einigen Gebieten wie zum Beispiel Dresden-Plauen viel mehr Wohnungen verkaufen, aber es gibt sie dort nicht“, schätzt Ullrich Müller ein. Er ist Leiter der Dresdner Niederlassung. Ähnlich sehe die Lage in Striesen aus.
Im vergangenen Jahr wurden 500 Ein- und Zweifamilienhäuser verkauft, das waren 17 weniger als im Jahr zuvor. Allerdings sind die Preise um sieben Prozent gestiegen. „Damit wurde der höchste Wert der letzten zehn Jahre erzielt“, so Wulff Aengevelt in seinem Bericht. Der durchschnittliche Verkaufspreis habe bei 230 000 Euro gelegen. 23 000 Euro mehr als im Jahr zuvor. Nach jahrelanger Zurückhaltung seien auf dem Dresdner Wohnungsmarkt überwiegend Selbstnutzer aktiv. Anders als in den Jahren zuvor habe es weniger sogenannte Paketkäufe durch Immobilienfonds gegebenen.
Anhaltend hohe Nachfrage
nach Wohnungen in der Stadt
In Dresden steigen die Einwohnerzahlen. Es werden mehr Kinder geboren, es ziehen mehr Menschen in die als aus der Stadt. Da bis 2025 mit einem weiteren Anstieg der Haushalte zu rechnen ist, werde auch der Wohnungsmarkt neuen Schwung bekommen. „Die Qualitätsansprüche hinsichtlich altersgerechter Wohnungen sind dabei noch nicht einmal beachtet. Derzeit konzentrieren sich die Investitionen noch vorrangig auf die Energieeffizienz“, schätzt Aengevelt ein. Ein deutlicher Index sei dafür der Verkauf unbebauter Wohngrundstücke. Hier ist die Gesamtsumme um zwölf Millionen auf 60 Millionen Euro gestiegen. Die Baulandpreise lagen im Schnitt bei 127 Euro je Quadratmeter, sechs Euro mehr als im Vorjahr. In Dresden gebe es erfreulicherweise schnell Baurecht.
Mit der größeren Nachfrage und den Investitionen steigen auch die Mieten
Während es zwischen 2001 und 2006 kaum Mietsteigerungen gab, ist seit 2007 ein stetiger Anstieg zu verzeichnen. Die Durchschnittskaltmiete lag 2012 bei 5,60 Euro je Quadratmeter. Das sind 20 Cent mehr als im Jahr zuvor. Abgesehen von Spitzenlagen bewege sich die Preisspanne von fünf bis 7,10 Euro je Quadratmeter.
Noch kein Markt vorhanden
für Studentenwohnungen
Trotz guter Entwicklung der Hochschulen gebe es in Dresden noch keinen Markt für Investoren, um in größerem Stil Studentenwohnungen zu errichten, so die Analysten. „Trotz relativ geringer Grundstückspreise wären Quadratmetermieten von zwölf Euro erforderlich, die sind bei einem durchschnittlichen Studentenbudget von 230 Euro fürs Wohnen nicht zu erzielen“, sagt Aengevelt.