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Amerikaner suchen nach vermissten Piloten

Nicht selten flattern Marcel Reichel Briefe aus dem Ausland ins Haus. Der Großenhainer betreibt die Flugplatzausstellung – dort wo die sowjetischen Streitkräfte einst ihr Sonderwaffenlager besaßen. Kurz...

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Nicht selten flattern Marcel Reichel Briefe aus dem Ausland ins Haus. Der Großenhainer betreibt die Flugplatzausstellung – dort wo die sowjetischen Streitkräfte einst ihr Sonderwaffenlager besaßen. Kurz vor Ostern sorgte ein Brief aus Übersee für Erstaunen: Das US-Militär hatte sich mit einer Bitte an Reichel gewandt.

Heiße Spur zu Righettis Grab?

„Der Vermissten-Suchdienst der US-Streitkräfte ist 64 Jahre nach Kriegsende auf der Suche nach verschollenen Piloten“, sagt Reichel. 1945 wurden allein über Sachsen und Brandenburg drei Flugzeuge abgeschossen – ein Bomber und zwei Kampfjets. Was mit den Besatzungen geschah, ist unklar.

Dass sich gestern eine dreiköpfige Delegation mit Reichel traf, um nach brauchbaren Dokumenten zu suchen, verdutzt selbst Historiker. Denn schon vor zwei Jahren sammelten die Amerikaner rund um Großenhain Spuren verschollener Kriegspiloten.

Ulf Podbielski bringt einen Namen ins Spiel, der für Licht im Dunkeln sorgen könnte: Righetti. Der Pilot soll nach Erkenntnissen der Ermittler im Raum Canitz begraben liegen.

Der Riesaer Journalist Rudolf Daum hatte jedoch Hinweise gesammelt, die auf etwas gegenteiliges schließen lassen: Mitte April 1945 stürzte ein amerikanischer P 51-Jäger (Mustang) auf ein Feld zwischen Zschaiten und Weißig. Der Pilot konnte sich mittels Fallschirm retten, bevor ihn deutsche Luftwaffenoffiziere gefangen nahmen. Elwyn G. Righetti flog tatsächlich eine Mustang.

Ob die Amerikaner eine heiße Spur zu Righettis sterblichen Überresten verfolgen, ist unklar. Marcel Reichel weiß nur: „In einem See bei Kamenz vermuten die Analytiker das Wrack eines Flugzeugs. Das Gewässer soll wohl nun von Tauchern abgesucht werden.“

Mehr als 30000 US-Soldaten gelten seit Ende des Zweiten Weltkrieges als vermisst. Mit den neusten Analysemethoden könnten etwa die Hälfte der gefallenen Soldaten in ihre Heimat zurückgeholt werden. Sind sich die Fahnder sicher, dass einer ihrer Landsleute auf einem Friedhof begraben liegt, wird ein Expertenteam nach Deutschland eingeflogen.

Genanalyse auf Hawaii

Die Überreste werden dann gerichtsmedizinisch untersucht und per Genanalyse in einem Labor auf Hawaii identifiziert. Damit will das Militär herausfinden, was mit den Soldaten während jener letzten Kriegstage passierte. Die Familien könnten Abschied von ihren Angehörigen nehmen.

Das Joint POW/MIA Accounting Command (JPAC) ist seit dem Fall der Berliner Mauer im Osten Deutschlands im Einsatz. Als Hauptquellen dienen Museen, Gedenkstätten und Friedhöfe. Dort suchen die Ermittler nach Gräbern unbekannter, fremdländischer Kriegssoldaten. Sandro Rahrisch