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An der Gestaltung der Ladenpassage scheiden sich die Geister

Was sich schon in der Internetabstimmung der SZ abzeichnete, wird nun auch durch weitere Stellungnahmen zur Ladenpassage bestärkt: Ja zu einem Einkaufszentrum im Quartier Berliner Straße/Salomonstraße....

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Von Sebastian Beutler

Was sich schon in der Internetabstimmung der SZ abzeichnete, wird nun auch durch weitere Stellungnahmen zur Ladenpassage bestärkt: Ja zu einem Einkaufszentrum im Quartier Berliner Straße/Salomonstraße. Nein zu einem Flächenabriss. Wir fassen die neuesten Äußerungen zusammen.

Aktionskreis: Angebot, die Planung zu unterstützen

Der Aktionskreis für Görlitz findet, dass der Vorschlag den Nerv vieler Görlitzer trifft. Daher unterstützt der Verein die Investition. Die Handels- und Gastronomiemeile werde zur Belebung des Quartiers und zur Verbesserung der Lebensqualität in der Innenstadt beitragen. Auch mit der Größe des Centers hat der Verein keine Probleme. Allerdings hält er klar fest: „Der Aktionskreis für Görlitz ist jedoch gegen den Abriss stadtbildprägender, historischer Bausubstanz“. Wenn schon der Abriss von Gebäuden nicht zu vermeiden geht, dann müssten auf jeden Fall die Fassaden erhalten bleiben. Der Verein spricht sich dafür aus, Neues mit architektonischem Geschick an den Passageeingängen sehr deutlich zu zeigen. Aber: „Neue Bauwerke dürfen den Absichten zur Anerkennung der Görlitzer Innenstadt als Unesco-Weltkulturerbe nicht schaden.“ Der Verein bietet seine Hilfe beim Planungsprozess an. So könne er die Interessen der betroffenen Bürger erfragen und einbringen.

Stiftung Denkmalschutz: Wir sind strikt gegen Abriss

Ortskurator Jörg-Peter Thoms sagt es ganz klar: „Wir sind strikt gegen den Abriss der Häuser an der Berliner Straße, aber nicht gegen die Ladenpassage als solche.“ Allerdings sind die Denkmalschützer der Ansicht, „dass man sich zunächst einmal mit dem Kaufhaus am Demianiplatz beschäftigen sollte, denn dessen zentrale Lage ist unbestritten“. Thoms, der in den 90er Jahren in Görlitz Baubürgermeister war, empfiehlt Investor Heinz Nettekoven, sich einen guten Architekten zu nehmen.

„Ich kann mir gut vorstellen, dass die Häuser sinnbringend in den Einkaufskomplex eingebracht werden können“, sagt Thoms. „Das wäre auch ein Novum und ein Zeichen gegen die Beliebigkeit aus Stahl und Glas bei solchen Ladenpassagen.“ Sollte der Flächenabriss aber stattfinden, dann hat auch das Ortskuratorium große Sorgen wegen dem Unesco-Welterbe. „Wenn das jetzt in der Phase der Beantragung kommt“, sagt Thoms, „wird es zu Konsequenzen führen“. Etwas anders könnte die Situation an der Salomonstraße liegen. Ob die Häuser erhaltbar und erhaltenswert sind, entzieht sich derzeit dem Wissen des Ortskuratoriums.

Wirtschaft: Ladenpassagemuss kommen

Vertreter der Wirtschaft haben nach einem Unternehmertreffen nochmals erklärt, dass das Projekt unbedingt umgesetzt werden muss. Heiko Kammler, Chef des Allgemeinen Unternehmerverbandes, sieht darin den Versuch, „ein totes, dem Verfall gewidmetes Innenstadtquartier zu beleben“. Und IHK-Geschäftsstellenleiter Christian Puppe mahnt erneut die notwendige Kompromissbereitschaft der Denkmalschutzbehörde ein. „Deren Forderungen stellen sich bisher offensichtlich als das alleinige Problem dar“, sagt er. „Es ist inakzeptabel, dass hier wirtschaftliche Gesichtspunkte völlig ausgeblendet werden.“