Herr Graetz, Sie haben am Wochenende einige Orte im Landkreis besucht, die vom Hochwasser betroffen sind. Was waren Ihre Eindrücke?
Nachdem ich erfahren habe, dass die Pegel der Zwickauer Mulde stark steigen, bin ich nach Göritzhain (Lunzenau) und nach Wechselburg gefahren. Dort habe ich mit den Bürgermeistern gesprochen und festgestellt, dass die örtlichen Verantwortlichen und die Feuerwehren die Situation gut im Griff haben. Wir waren ständig mit den Mitgliedern des Katastrophenschutzstabes in Kontakt. Da die Pegel aber ab Sonnabendnacht wieder zurückgegangen sind beziehungsweise gleichbleibend waren, musste der komplette Stab nicht zusammentreten. In der Summe hatten wir diesmal Glück, dass die Pegel gesunken sind und ich danke allen Helfern für ihren Einsatz. Immerhin waren die Feuerwehren in 17 Städten und Gemeinden im Landkreis wegen des Hochwassers im Einsatz.
Kamen da Erinnerungen an die Flut 2002 wieder hoch?
Natürlich gingen mir diese Bilder wieder durch den Kopf. Da kann man dankbar sein, dass das nicht wieder passiert ist. Im Bereich Döbeln hat der Pegel der Freiberger Mulde nur die Alarmstufe eins erreicht. Auch die Striegis und die Zschopau im Bereich der Talsperre haben zum Glück nur diese Vorstufe erreicht. Da kann man nicht von Überflutung reden.
Wo gab es die größten Schäden und wie hoch sind diese?
Die komplette Schadenshöhe kann derzeit noch nicht genannt werden, da die Erfassung noch über die Städte und Gemeinden läuft. Nach dem gegenwärtig Meldestand ist die Brücke, die in Mobendorf über die Striegis führt mit 200000 Euro Schaden der größte Posten. Aber auch die Brückenbaustelle in Rochlitz wurde stark beschädigt. Im Bereich der B 173 und B 107 hat es an mehreren Stellen zum Teil erhebliche Ausspülungen der Böschung und Straßengräben gegeben. Das Ausmaß ist aber nicht vergleichbar mit dem in Chemnitz oder Ostsachsen.
Haben vielleicht manche Hochwasserschutzmaßnahmen Schlimmeres verhindert?
Dank der Ertüchtigung mancher Deiche konnte man deutlich wahrnehmen, dass es noch Kapazitäten gibt. In den städtischen Bereichen, wie in Döbeln oder auch Roßwein ist noch einiges im Bau und abzuwarten. Fest steht, dass die Ereignisse gezeigt haben, wie wichtig der Hochwasserschutz ist. Gerade im Oberlauf der Freiberger Mulde, wo Rückhaltebecken gebaut werden sollen, ist es wichtig, dass diese auch kommen. Denn sie haben Auswirkungen auf den weiteren Lauf des Flusses und somit auch auf Döbeln.
Manche wehren sich aber gegen Hochwasserschutzwände vor ihren Grundstücken.
Ich verstehe die Leute. Aber da muss man sehen, wie man dieses Problem lösen kann. Schließlich ist das ein wichtiges Thema.
Wie ist die aktuelle Lage in Mittelsachsen?
Zurzeit ist alles entspannt. Aber es hat sich wieder gezeigt, wie plötzlich so ein Hochwasser kommen kann. Denn wer hat schon erwartet, dass es so schlimm wird?
Wie hilft der Landkreis den betroffenen Regionen in Ostsachsen?
Ich habe heute mit den Landräten von Görlitz und Bautzen telefoniert und über mögliche Hilfe gesprochen. Unsere Leute vom Technischen Hilfswerk Freiberg und Döbeln sind in der Region und helfen bei den Aufräumarbeiten. Außerdem hoffe ich, dass die Mittelsachsen auch Geld spenden. Denn wir wissen alle, wie es bei uns damals war und wie viel Hilfe wir bekommen haben.
Das Gespräch führte Peggy Zill.