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Anderthalb Stunden von der Schule bis nach Hause

Seit die Mittelschule in Göda zu ist, fahren viele Schüler nach Bautzen. Vor allem der Heimweg dauert nun viel länger.

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Von Madeleine Siegl-Mickisch

Karin Siering aus Birkau bei Göda ist sauer: „Wie lange die Kinder wirklich unterwegs sind, interessiert offensichtlich niemanden“, macht sie in einem Brief an die SZ ihrem Ärger Luft. Auslöser war ein Beitrag in der SZ, in dem über Schüler aus Sabrodt berichtet wurde, die über eine Stunde bis zum Gymnasium in Hoyerswerda unterwegs sind. Das sei durchaus kein Einzelfall, so Karin Siering. Auch ihr Sohn brauche nachmittags oft mehr als anderthalb Stunden, ehe er zu Hause ist. Der Siebtklässler besucht in Bautzen die Gottlieb-Daimler-Mittelschule. Wenn er dort 12.50 Uhr Schluss hat, fahre der nächste Bus 13.30Uhr. In Göda müsse er dann umsteigen, zwischen 14.30 und 14.45Uhr sei er zu Hause. Da werde viel Zeit verwartet, die für die Hausaufgaben verloren geht.

„Das ist unheimlich belastend für die Kinder“, sagt Katrin Jahne. Ihre Tochter, mittlerweile in der neunten Klasse, fährt auch von Birkau nach Bautzen. Morgens funktioniere das gut, da fahre der Bus über die Dörfer und dann direkt nach Bautzen. Aber für den Rückweg gebe es eine solche Linie nicht. Und wenn die Tochter lange Unterricht habe, schaffe sie in Göda nicht einmal den Anschluss zum letzten Bus. „Dann holt sie jemand von uns ab“, sagt Katrin Jahne, „sonst müsste sie drei Kilometer laufen.“ Sie habe das Problem schon beim Straßenverkehrsamt angesprochen, das für die Planung des Schülerverkehrs zuständig ist. Die Mitarbeiterin sei sehr entgegenkommend gewesen, aber bisher gebe es keine Lösung.

Wartezeit oder Fußmarsch

Buslinien könnten nicht so ohne Weiteres verlängert oder anders gestaltet werden, sagt Landkreis-Pressesprecher Georg Schweitzer auf Anfrage der SZ. Das müsse von der Landesdirektion in Dresden genehmigt werden. Außerdem müssten Aufwand und Nutzen im Verhältnis stehen. So seien in Birkau nur zwei Schüler betroffen. Außer dem Umsteigen in Göda hätten sie für den Heimweg noch eine andere Möglichkeit: Sie könnten bis zur Haltestelle am Abzweig Semmichau fahren und dann die etwa anderthalb Kilometer nach Hause laufen. Das sei Mittelschülern durchaus zuzumuten, so Schweitzer. Auf diese Weise könnten sie eine halbe Stunde eher zu Hause sein. – So oder so: Mit dem Problem des langen Schulwegs bräuchten sich die Birkauer und weitere Familien aus anderen Gödaer Ortsteilen nicht herumschlagen, wenn es in Göda noch die Mittelschule gäbe. Karin Sierings große Tochter war noch bis zur Schließung 2006 dort Schülerin. „Damals war sie in einer Viertelstunde bis 20 Minuten zu Hause.“

„Durch die Schließungen sind viele lange Schulwege entstanden“, weiß auch René Krauß vom Kreiselternrat. Er rät Eltern, sich bei Problemen direkt an den Schulleiter zu wenden. Meist ließen sich Lösungen finden. Viele Schulen hätten Schülerklubs oder ähnliches eingerichtet, wo die Kinder Wartezeiten überbrücken können. Ganz vermeiden ließen sich lange Wege aber nicht, erst recht, wenn die Kinder aufs Gymnasium gehen. Das sei auf dem Land aber auch früher schon so gewesen.Auf ein Wort