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Angeschmiertes Stadtbild

Die Beseitigung von Graffiti ist aufwendig und teuer. Deshalb werden vielegar nicht mehr entfernt.

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Von Mario Heinke

Vor Kurzem hat jemand „DÜV“ an die Fassade der Volkshochschule am Stadtring gesprüht. Ein Sinn erschließt sich auch durch längeres Hinsehen nicht. Die undefinierbaren Schriftzüge werden in der Sprayerszene „Tag“ genannt, was im Englischen Etikett, Mal oder Marke bedeutet. Der Sprayer hinterlässt damit seine Reviermarkierung als symbolische Inbesitznahme des Ortes, der bevorzugt gut sichtbar sein sollte. Eine pubertäre Marotte, die vornehmlich von umtriebigen Jungs in dunkler Stunde gepflegt wird, bestätigt ein Insider aus Zittau. Nach dessen Worten soll es in der Sprayerszene ein ungeschriebenes Gesetz sein, Denkmale und Einfamilienhäuser zu verschonen, aber daran halten sich offenbar nicht alle, die ihren „Tag“ setzen. Denn nicht nur das Gebäude der Volkshochschule, auch andere völlig sinnfrei beschmierte Häuser in der Stadt sind denkmalgeschützt.

Der größte Vermieter in Zittau, die Wohnbaugesellschaft, hat in den letzten Monaten wieder einmal Graffiti von fünf Gebäuden entfernen lassen, was rund 11000 Euro gekostet hat. „Bei der Sanierung unserer Gebäude setzen wir inzwischen eine spezielle Außenwandfarbe ein, an der die Farbe nicht haftet. Die Graffiti lassen sich dann abwaschen“, sagt Geschäftsführerin Uta-Sylke Standke.

Fast 2000 Euro Sachschaden beklagt die Stadtverwaltung Zittau in den letzten drei Jahren durch Graffiti nur an stadteigenen Gebäuden. Ausgerechnet an der Eingangshalle des Großen Zittauer Fastentuchs, dem touristischen Aushängeschild der Stadt, hinterlassen die Schmierfinken immer wieder ihre Spuren. „Die Aufklärungsrate liegt bei null Prozent, bisher liegt uns keine Mitteilung der Staatsanwaltschaft über eventuelle Täter vor“, sagt Ines Hirt von der Stadtverwaltung. Nach Angaben der Eigentümergemeinschaft Haus & Grund entsteht bundesweit jährlich ein Sachschaden in Höhe von 250 Millionen Euro durch Graffiti.