Von Regine Schlesinger
Schmiedebergs Bürgermeister Karl-Günter Schneider (CDU) sollte heute ab 19.55 Uhr beide Daumen dafür drücken, dass Gisela Liebscher sechs Richtige hat. Denn die Schmiedebergerin will von ihrem Gewinn der Gemeinde was abgeben. „…damit die ihre Schulden loskriegt“, verriet sie.
Auch sonst plant die 76-Jährige lauter Wohltaten mit der vielen Kohle, will Verwandte, Nachbarn, Feuerwehr und auch die Kirche beglücken. Für sich selbst denkt sie bescheiden nur an einen Campingurlaub oder eine Kur. „Die kostet 1000 Euro, das kann ich mir von meiner Rente nicht leisten.“
Neben den 7,50 Euro für ihren üblichen Tippschein schob die Rentnerin gestern noch 4,50 Euro für einen Zusatzschein über die Theke des Schmiedeberger Schreibwarengeschäftes von Heidemarie Berndt. Die kam mit dem Ausdrucken der Tippscheine kaum nach, denn auch in Schmiedeberg grassiert das Lottofieber. „Das geht schon die ganze Woche so. Auch in der vorigen war bereits viel los“, sagte Frau Berndt, die selber gemeinsam mit ihrer Kollegin Gabriele Gradtke per Tippschein dem Glück auf die Sprünge helfen will.
So umfassende Pläne wie Frau Liebscher haben die beiden für den Fall eines großen Gewinns jedoch nicht parat. „Wir werden normal bleiben“, versicherte Gabriele Gradtke lächelnd. Und Frau Berndt ist überzeugt, dass sie auch als Millionärin noch ein paar Jährchen weiter arbeiten würde.
Hagen Dextor wollte sich da nicht so festlegen. „Bei so viel Geld kommt man schon ins Grübeln“, sagte der Dippoldiswalder, der seinen Lottoschein am Freitag bei Jenny Franke vom Schlüsseldienst Albertus in der Dippser Herrengasse kaufte. Herr Dextor tippt regelmäßig, spielt aber keine festen Zahlen sondern die sogenannten Quicktipps. Bisher war ihm das große Lottoglück noch nicht hold. Sollten diesmal die Kreuze in den richtigen Kästchen stehen, will sich der Dippser als erstes den Kredit fürs Haus vom Halse schaffen, dann seine Kinder bedenken und ein bisschen auf Reisen gehen.
38 Millionen Euro bringen viele zum Träumen. 780 Lottospieler zählte Jenny Franke allein bis Freitagmittag. „Das sind gut 100 Prozent mehr als sonst“, sagte die junge Frau. Viel Laufkundschaft sei dabei und auch Leute, die offenbar zum ersten Mal einen Tippschein ausfüllen und etwas Beratung brauchen. Jenny Franke tippt auch selber und setzt bei den Zahlen auf die Geburtstage ihrer Lieben. Geholfen hat das bisher nicht. „Kein Glück im Spiel, aber Glück in der Liebe“, nimmt sie es locker.
Der prall gefüllte Jackpot sorgt auch für ganz neue Partnerschaften. Seitdem er bei 26 Millionen steht, bilden sieben Angestellte der Dippser Kanzlei Hache eine Spielgemeinschaft. 17 Tipps brachte die Dresdnerin Peggy Tostmann im Auftrag ihrer Kollegen am Freitag zu Frau Franke und bezahlte dafür 13,25 Euro. Das Kanzlei-Team riskiert damit nicht allzu viel fürs große Geld. Da kann Jenny Franke mit ganz anderen Zahlen dienen. Der Höchsteinsatz, mit dem ein Spieler in dieser Woche das Lottoglück zwingen will, liegt bei 300 Euro.