Von Maik Brückner
Lisette und Helmut Rubein stehen mit ihren beiden Kindern Saskia und Sebastian auf der Staumauer und genießen die Landschaft und die Sonne. Ihre Entscheidung, sich heute zur Talsperre Klingenberg aufzumachen, hat die Familie nicht bereut. Endlich konnte sie sich mal im Inneren der Anlage umsehen. „Mein Urgroßvater hat ja hier mitgearbeitet“, sagt Lisette Rubein.
Doch nicht nur deshalb hat sie einen Bezug zu dem 100 Jahre alten Bauwerk. Es steht in ihrem Heimatort Klingenberg. Mehrmals im Jahr kommen die Rubeins her, um hier spazieren zu gehen oder Fahrrad zu fahren. In den letzten Jahren war das ein bisschen umständlicher, da die Staumauer saniert wurde und einige Wegabschnitte gesperrt waren. Doch dafür sei man mit anderem entschädigt worden. „Wir waren hier, als das Wasser abgelassen war“, sagt Helmut Rubein. Der Anblick des ausgetrockneten Talsperrenbodens mit den Mauerresten habe ihn beeindruckt.
Auch heute gibt es Ungewöhnliches zu sehen. Ein Teil des Kontrollganges, die Schieberkammer und das Staumeisterhaus sind geöffnet. Denn am heutigen Sonnabend ist der Tag des Wassers. Die Landestalsperrenverwaltung (LTV) hat das zum Anlass genommen, die Talsperre für Besucher zu öffnen. „Wir bieten hier keine Führungen an, sondern haben uns für ein dezentrales Informationssystem entschieden“, sagt Eckehard Bielitz, Leiter des LTV-Betriebes Oberes Elbtal. Gleich zu Beginn des Rundgangs kann sich jeder Besucher ein Faltblatt mitnehmen, auf dem die wichtigsten Anlagenteile beschrieben und auf einer Karte dargestellt sind. Bielitz reicht die Handzettel persönlich aus.
Auch die Rubeins haben sich einen Plan geschnappt. Mit ihm stellen sie sich vor dem Kontrollgang an. Sie sind nicht die Einzigen, die das sehen wollen. Schubweise kommen die Besucher. Viele sind mit Bussen angereist. Sie kommen vom Parkplatz, den die LTV zusammen mit der Gemeinde Klingenberg außerhalb des Dorfes angelegt hat. Auch von Dresden aus kommen Busse, sie pendeln zwischen der Talsperre und dem Wasserwerk in Coschütz, das heute ebenfalls besucht werden kann.
Die Rubeins stellen sich geduldig an, bleiben gelassen. Auch die anderen schauen gut gelaunt aus. Das Warten dauert nicht lange, nach ein paar Minuten stehen die vier Klingenberger in dem Tunnel, der während der Sanierung in die Staumauer gesprengt wurde. „Das wollte ich schon immer mal sehen“, sagt Lisette Rubein und staunt über die kantigen Wände.
In den nächsten Wochen gibt es ja mehrere Möglichkeiten, die Talsperre zu besichtigen. „Aber da weiß man ja nicht, ob man auch hier reinkommt“, sagt sie. Ihr Mann nickt. Kurze Zeit später passieren die beiden auch die gut einen Meter dicken Rohre, über die das Wasser aus der Talsperre abfließt. Der größte Teil wird ins Wasserwerk Coschütz geleitet und erreicht es nach sieben, acht Stunden. Der andere Teil wird im Klingenberger Wasserwerk zu Trinkwasser veredelt. Von hier beziehen auch die Rubeins ihr Wasser. „Wie haben daher eine sehr innige Beziehung zur Talsperre“, sagt Helmut Raubein und lächelt.
Auch deshalb wollte er mal sehen, welchen Weg das Wasser nimmt. Nach gut zwei Stunden kehren die vier Klingenberger zufrieden heim. Es war ein schöner Ausflug, sagt Lisette Rubein. Auch LTV-Mann Eckehard Bielitz ist am Nachmittag zufrieden. Zwischen 8 000 und 9 000 Besucher dürften es gewesen sein, die am Sonnabend nach Klingenberg gekommen sind. Gerechnet habe man mit halb so vielen.