Von Peter Hilbert
Service-Mitarbeiter der Freitaler Strom+Gas GmbH (FSG) machen derzeit eine neue Erfahrung. Seit Anfang dieser Woche stehen bei ihnen die Telefone überhaupt nicht mehr still, ist der Andrang auf die FSG-Zentrale auf der Potschappler Straße groß. Aus gutem Grund. Kurz bevor am 1. Oktober der freie Wettbewerb auf dem Erdgasmarkt eingeläutet wird, stellt die FSG ihre rund 3 500 Heizgas-Kunden vor die Wahl: Entweder bleiben sie beim bisherigen S 1-Vertrag und nehmen die vierteljährlichen Preisschwankungen in Kauf. Ober sie entscheiden sich für das völlig neue Produkt Fair-Erdgas-Fix (Details siehe Kasten).
die kunden-reaktionen
Überrascht ist FSG-Geschäftsführer Ulrich Rudolph über die schnellen Reaktionen. Drei Tage, nachdem den Kunden das neue Angebot per Brief ins Haus geflattert ist, haben sich schon fast zehn Prozent für den neuen Jahresvertrag entschieden. „Das ist ein gutes Zeichen“, findet Rudolph. Was aber kräftig Arbeit beschert.
der neue grundpreis
Beim neuen Jahresvertrag wird der monatliche Grundpreis nach dem Verbrauch des Vorjahres eingestuft – und nicht wie bisher nach der Leistung des Heizkessels. Nun fragen viele Kunden, wie hoch ihr Jahresverbrauch in Kilowattstunden ist. Ein Blick auf die Jahresrechnung reicht, rät Rudolph. Dort ist der Erdgas-Verbrauch in Kubikmeter ausgewiesen. Die Zahl wird mit elf multipliziert, um die Summe in Kilowattstunden zu ermitteln. Ist die Jahresrechnung nicht mehr vorhanden, reiche ein Anruf bei der FSG, um die Zahl zu erhalten.
Jahresvertrag oder nicht?
Unter den Nägeln brennt den Heizgas-Kunden auch die Frage, welcher Tarif für sie günstiger ist. „Das hängt von der individuellen Situation ab“, erläutert der FSG-Chef. Beim Festvertrag kann der Jahrespreis fürs Erdgas relativ einfach ermittelt werden. Die monatliche Grundgebühr ist mal zwölf zu multiplizieren. Dabei ist aber zu beachten, dass die Mehrwertsteuer im Januar von derzeit 16 auf 19 Prozent steigt. Dazu kommt der Arbeitspreis für den erwarteten Verbrauch. Am Ende des Jahres wird ein Treuebonus von 29,50 Euro gutgeschrieben. Bleibt der Kunde hingegen beim alten Vertrag, ist ungewiss, wie sich der Arbeitspreis entwickelt. Der Freitaler SZ-Leser Peter Artikus hat sich bereits ausgerechnet, dass der Abschluss des neuen Vertrages für ihn eine Preiserhöhung von über zehn Prozent bedeuten würde.
das risiko
Die FSG rechnet hingegen damit, dass der Preis im Fall von Peter Artikus nicht um zehn Prozent steige. Gegenüber dem bisherigen Preis würden 90,22 Euro dazu kommen. Damit sichere sich der Kunde jedoch gegen das Risiko weiterer Preiserhöhungen ab, die beim alten Vertrag durchaus möglich sind. Zwar sei der Erdgaspreis, der an den des Erdöls gekoppelt ist, im September kurzfristig gesunken. In den letzten Jahren ist der Preis für Öl jedoch stark gestiegen. Vor zwei Jahren kosteten 100 Liter 49 Euro, derzeit knapp 59. „Im nächsten Quartal wird es keine Preissenkung geben“, erwartet Rudolph.
wie weiter?
FSG-Vertriebsleiter Jens Schulze findet, dass den Kunden auch mit dem neuen Jahresvertrag ein gutes Angebot gemacht wurde. Nach Freigabe des Stromwettbewerbs sei es der FSG über Jahre gelungen, mit den Kunden fair umzugehen. Beim Erdgas will das Unternehmen nicht anders verfahren. Spätestens Mitte August 2007 werden die Jahreskunden ein neues Angebot erhalten. Entscheidend dafür werde der dann geltende Marktpreis sein.