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Ansturm im Moritzburger Wildgehege

Aktuell kommen mehr Besucher als im vergangenen Jahr um diese Zeit. Dabei dürfen nur 900 Personen gleichzeitig hinein.

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Viel zu gucken: Mehr als 1.685 Besucher sind am Wochenende durch das Moritzburger Wildgehege geschlendert. Erster Anziehungspunkt ist für viele das Damwild, zu finden gleich nach dem Eingang.
Viel zu gucken: Mehr als 1.685 Besucher sind am Wochenende durch das Moritzburger Wildgehege geschlendert. Erster Anziehungspunkt ist für viele das Damwild, zu finden gleich nach dem Eingang. © Norbert Millauer

Von Ulrike Keller

Moritzburg. Was geht denn da beim Damwild vor sich? Die Tiere der zierlichen Hirschart verdingen sich im satten Grün. Ein kleiner Knirps verfolgt gebannt die Szenerie und bückt sich schließlich, um alles noch besser durch den unteren Teil des Zauns zu beobachten. Auch seine Eltern und Großeltern schauen den Tieren interessiert beim Fressen zu. „Wir kommen aus Chemnitz und sind zum ersten Mal im Wildgehege“, erzählt die 30-jährige Mutti. „Wir wollten raus in die Natur, mit den Eltern mal wieder etwas unternehmen. Man hat jetzt lange Abstand gehalten.“

Der Drang ins Grüne scheint zurzeit viele nach Moritzburg zu ziehen. Das Wildgehege erlebt seit der Wiederöffnung am Dienstag einen regelrechten Ansturm. 

Schon bis zum Freitag zählte die Kasse täglich steigende Besucherzahlen, die zum Teil über denen im vergangenen Jahr um diese Zeit lagen. Insgesamt waren es knapp 1.800. Am Wochenende strömten bereits bis zum Sonntagmittag 1.685 Personen in die traditionsreiche Anlage.

Nachwuchs beim Muffelwild: Gleich neun Minis dieser Wildschafe tummeln sich in der Anlage.
Nachwuchs beim Muffelwild: Gleich neun Minis dieser Wildschafe tummeln sich in der Anlage. © Arvid Müller

Zu entdecken gibt es einiges: „Beim Damwild haben kürzlich alle männlichen Tiere ihren Kopfschmuck abgeworfen“, erzählt Tierpfleger Jürgen Wohsmann. „Das neue Geweih wächst nun jeden Tag zwei Zentimeter.“ Auch Nachwuchs hat sich eingestellt: 17 Frischlinge und neun Muffellämmer verzücken alle Generationen.

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Doch nach der siebenwöchigen Schließzeit ist manches anders. Stichwort Corona-Schutzverordnung. Um Sicherheitsabstände zu gewährleisten, dürfen sich aktuell nur 900 Besucher gleichzeitig im Wildgehege aufhalten. „Die verteilen sich gut in einem so weitläufigen Gelände von 44 Hektar“, sagt Tierpfleger Jürgen Wohsmann.

Familie Schmidt aus Dresden studiert gerade eine Infotafel. „Wir hatten Sorge, dass wir wegen der Einlassbegrenzung nicht mehr reinkommen“, erzählt die Mutti am späten Sonnabendvormittag. „Deshalb sind wir extra zeitiger gekommen.“ 

Mundschutzmasken haben alle Familienmitglieder einstecken. „Aber man kann den anderen hier gut ausweichen“, sagen sie. „Nur vor manchen Gehegen drängen sich sehr viele Leute.“Jürgen Wohsmann vom Wildgehege versichert: Zu jeder Zeit seien Mitarbeiter in dem Areal unterwegs. „Sobald wir irgendwo Menschentrauben sehen, sprechen wir die Leute an.“

Tierpfleger Jürgen Wohsmann vor der Besucherplattform am Wolfsgehege. Die Ausstellung ist aktuell geschlossen.
Tierpfleger Jürgen Wohsmann vor der Besucherplattform am Wolfsgehege. Die Ausstellung ist aktuell geschlossen. © Norbert Millauer

Wo das Wildgehege den Mindestabstand von 1,50 Meter zwischen Menschen nicht gewährleisten kann, hat es vorsorglich gehandelt: Die Wolfsausstellung und das Streichelgehege sind geschlossen. 

Auch der Rundweg kann im Moment nicht gegangen werden: „Da, wo das Sikawild im Wald liegt, bleiben erfahrungsgemäß Menschengruppen zum Beobachten stehen“, erklärt Jürgen Wohsmann. „Da könnten wir nicht verhindern, dass sich der Besucherstrom staut.“

Um das Begängnis im Kassenbereich zu reduzieren, sind nun Ein- und Ausgang voneinander entkoppelt. Der Eingang ist zur Einbahnstraße umfunktioniert, und der Ausgang auf den Notausgang um die Ecke verlegt.

Auf dem Freisitz unmittelbar davor können normalerweise Imbissgäste Platz nehmen. Aktuell sind Tische und Stühle mit Absperrbändern versehen. Speisen und Getränke gibt es nur zum Mitnehmen.

Zehn Tage jung: Die Frischlinge liegen mal hinter einer wärmenden Mauer, mal wuseln sie durchs Gehege.
Zehn Tage jung: Die Frischlinge liegen mal hinter einer wärmenden Mauer, mal wuseln sie durchs Gehege. © Norbert Millauer

Um Pommes und Co. doch irgendwie im Sitzen verputzen zu können, lassen sich viele Besucher auf dem Mäuerchen um den Freisitz nieder. Oder auf anderen sitztauglichen Objekten unweit des Imbisses. Etwa vor dem Luchsgehege, wo die Luchsdame ganz nah hinter dem Zaun ihre Runden dreht.

Um das Aufkommen der Hungrigen zu entzerren, ist neuerdings an den Wochenenden zusätzlich der Imbiss im hinteren Bereich des Wildgeheges geöffnet. Genau da, wo sich auch der Spielplatz befindet. Dieser ist jedoch zurzeit von rot-weißem Absperrband umgeben. „Wir müssten die Rutsche in kurzen Abständen desinfizieren“, erklärt Jürgen Wohsmann. „Das können wir personell nicht leisten.“

Am Imbiss bestellt gerade eine junge Frau eine Bratwurst durch den stark verkleinerten Ausgabebereich. Geduldig schaut sie sich um. Wie der Gastromitarbeiter erzählt, beobachtet er eine Veränderung bei den Leuten. „Sie sind entspannter“, so sein Eindruck. „Es stört sie nicht mehr, wenn sie mal warten müssen.“

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