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Apfelberge rollen in die Pressen

Ernte. Auf Hochtouren laufen die Anlagen in den Keltereien der Region. „Das wird ein sehr gutes Jahr“, heißt es überall.

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Von Frank Oehl

Also, die grüne Langeweile haben wir derzeit wirklich nicht“, sagt Erika Schäplitz, die Chefin der Kelterei Kühne in Reichenbach. Sie komme sozusagen direkt aus dem Stress, hoffe aber auf ruhigere Tage. „Wie es scheint, ist die Obsternte nun doch langsam am Abklingen.“ Das klingt zwar wie ein Stoßzeufzer, aber eigentlich steckt ein deutlicher Jubel dahinter: „Nach der Missernte des vergangenen Jahres kam 2006 für uns alle gerade recht!“ Seit Wochen arbeiten die beiden modernen Obstpressen im Pulsnitztal auf Hochtouren. Mit dem Erlös der Produktion werden ja nicht nur die Lohnaustausch-Kunden befriedigt, sondern natürlich auch die Banken. „Wir haben in den vergangenen Jahren viel investiert, um wettbewerbsfähig bleiben zu können“, sagt Erika Schäplitz. „Aber das geht in unserer Branche natürlich allen so.“ Bis zu zwölf Beschäftigte haben der 70-jährigen Kelterei Kühne in diesem Sommer und Herbst ihre Dienste angetragen, darunter Saisonkräfte. „Auch unsere sechs Sammelstellen müssen schließlich betreut werden.“

Auch die Schmieder GmbH in Lichtenberg kann sich über mangelnden Zulauf in diesen Tagen nicht beklagen. Im Gegenteil. „Bisher unerreicht ist ein Montag, an dem wir 37 Tonnen Obst angenommen haben“, sagt Firmenchef Dietmar Schmieder. 50 Autos fuhren vor, die Wartezeit betrug mehr als eine Stunde. „Das war der absolute Spitzenwert der letzten Jahre.“ An solchen Tagen gehe es früh um vier mit dem Pressen los, und es ende erst in den Abendstunden. „Im Durchschnitt verarbeiten wir etwa 15 Tonnen pro Tag. Das ist auch schon eine ganze Menge.“

Der Augustregen hat gut getan

Von guten Jahren lebt die Mosterei, das ist bei wetterabhängigen Produkten ganz selbstverständlich. „Der Augustregen hat uns allen gut getan“, meint Schmieder. Dadurch sei der Apfel, der im Juni und Juli unter der Trockenheit zu leiden hatte, nochmal so richtig gekommen. „Das war ganz entscheidend.“ Bei Schmieders werden in der Saison bis zu zehn Leute beschäftigt, die sich derzeit vor allem um die Apfelverarbeitung kümmern. „Wir steigern die Vorjahresproduktion in diesem Jahr um mindestens 50 Prozent“, so der zufriedene Firmenchef. Zum Apfelsaft drängt doch alles, und wenn dabei noch Qualität herauskommt – umso besser!

Die Wein- und Fruchtsaftkelterei in Lichtenberg lässt seit 1992 eingereichte Säfte und Weine aus der Produktpalette, die 47 Erzeugnisse umfasst, von der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) prüfen. „Darauf legen wir großen Wert, weil uns der Test die Bestätigung gibt, auch im internationalen Maßstab mithalten zu können.“ Mittlerweile werden in Bad Soden auch schon Erzeugnisse aus Österreich, Spanien und den baltischen Staaten geprüft. Das hat natürlich was. Warum sich da nur wenige Firmen aus Sachsen messen lassen, kann Schmieder übrigens nicht verstehen. „Wir nutzen den Vergleich gern.“ Und mit Erfolg.

„Preis der Besten“ in Bronze

Die 1923 gegründete Lichtenberger Wein- und Fruchtsaftkelterei wurde jetzt nämlich nach vielen Gold-, Silber- und Bronzemedaillen sogar mit einem „Preis der Besten“ geehrt. Das Qualitätszertifikat in Bronze wurde Schmieders auf den „DLG-Lebensmitteltagen“ verliehen. Für langjährige Bewertungserfolge. „In diesem Jahr erreichten unser Landapfelsaft und der Quittennektar außerdem eine Silbermedaille, und für unseren Quittenwein gab es sogar Gold.“ Und dass die entsprechenden Plaketten auf den Flaschen durchaus verkaufsfördernd sind, dürfte ein willkommener Nebeneffekt sein. 35 Spitzenbetriebe der Fruchtgetränkebranche können ihn derzeit nutzen.