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Apfelsaft führt in die Irre

Feuchte Laken bewegen sich in den mit bunten Scheinwerfern erhellten Kellern der Klosterruine zum Heiligen Kreuz auf der Leipziger Straße. In dieser gespenstischen Atmosphäre sollen sich die Besucher der 9. Meißner Klosterhaustage auf ihre Sinne konzentrieren.

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Von Claudia Parton

Feuchte Laken bewegen sich in den mit bunten Scheinwerfern erhellten Kellern der Klosterruine zum Heiligen Kreuz auf der Leipziger Straße. In dieser gespenstischen Atmosphäre sollen sich die Besucher der 9. Meißner Klosterhaustage auf ihre Sinne konzentrieren. Auf dem Sehpfad werfen Diaprojektoren Landschaftsbilder an die Kellerwand. „Das gibt einen witzigen Verfremdungseffekt“, sagt Christiane Bense, die Geschäftsführerin vom Hahnemannzentrum, welches die Klosterhaustage organisiert hat. „Wer vermutet in einem Keller schon blühende Bäume?“ Bis ins Entstellte verzerrt werden die Diabilder, wenn sie in eine Mauernische geworfen wurden. Fast plastisch treten die Bäume und Tiere hervor.

In einem zweiten Raum hängen überall Werbeplakate. „Wir wollen hier zeigen, was wir im Alltag oft gar nicht mehr wahrnehmen“, sagt Christiane Bense. Im dritten Raum hängt bloß noch ein weißes Blatt – dort sollen die Besucher Gedanken aufschreiben oder selbst Bilder malen. In der Sakristei haben die Mitglieder vom Hahnemannzentrum eine kleine Ausstellung aufgebaut. Plakate zeigen, wie im Gehirn die Bilder entstehen und was alles zum Auge gehört. Optische Täuschungen sollen die Besucher verblüffen. Mit verschieden gefärbtem Apfelsaft will das Hahnemannzentrum vor allem Kinder auf die falsche Fährte locken. Es geht darum, zu zeigen, wie sehr das Auge unseren Geschmack beeinflusst. Die Besucher sollen ein rotes, ein grünes und ein gelbes Getränk kosten und dann sagen, was sie eigentlich getrunken haben. „Viele Kinder waren sich sicher, dass das Gelbe Apfelsaft ist und das Rote Kirschsaft“, sagt Christiane Bense. Die Erwachsenen seien zumindest unsicher geworden. Alice Moldenhauer aus Weinböhla ließ sich nicht in die Irre führen. Ganz klar, so die Zehnjährige, das müsse alles Apfelsaft sein.

Im Sommer kommen

die Künstler

Die Mitglieder vom Hahnemannzentrum führen die Besucher außerdem durch den Kräutergarten des Klosters. Einige Kinder studieren ein Märchen ein. Passend zum Thema Sehen gibt es „Des Kaisers neue Kleider“. Mit Einbruch der Dunkelheit wird ein Feuer entzündet und die Mittsommernacht gefeiert. Ein Abschlusskonzert mit Cembalo, Violincello und Altflöte beendet am Sonntagnachmittag die Klosterhaustage.

Im Sommer wird die Klosterruine den Künstlern gehören: Die Jugendkunstschule gibt zur Sommerkunstwoche Kurse für Nachwuchsbildhauer. Im August schaffen Kunststudenten mit der Landart Skulpturen, die schon der nächste Gewitterregen fortspülen kann. Christiane Bense: „Die Künstler nehmen, was sie eben finden: Holz oder Sand.“