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Apothekerwaage in der Galerie

Einen erbosten Anruf gab’s: „Apotheker sind doch keine Handwerker!“ Stimmt, Apotheker üben einen akademischen Beruf aus. Unsere Heimaträtsel-Frage nach dem dargestellten Handwerk rührt daher, dass nach...

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Von Helga Koch

Einen erbosten Anruf gab’s: „Apotheker sind doch keine Handwerker!“ Stimmt, Apotheker üben einen akademischen Beruf aus. Unsere Heimaträtsel-Frage nach dem dargestellten Handwerk rührt daher, dass nach wie vor das Bild vom Apotheker im weißen Kittel durch den Kopf geistert, der mit Akribie alle Bestandteile einer Salbe abwiegt, um dann vielleicht zehn Minuten lang eifrig zu rühren…

Bis heute stehen in vielen Apotheken noch wunderschöne alte Präzisionswaagen mit den zugehörigen kleinen Gewichten – inzwischen freilich zur Zierde. Wenn Salben gebraucht werden, die es nicht fix und fertig abgefüllt von der Pharma-Industrie gibt, kommen längst digitale Waagen zum Einsatz und Salbenrührmaschinen, die die Wirkstoffe optimal in der Salbengrundlage verteilen.

Wie spannend ein Ausflug in die Geschichte des Apothekenwesens ist, können ab Ende Mai alle Neugierigen in der Bischofswerdaer Carl-Lohse-Galerie erleben. In der neuen Ausstellung sollen alte Teetrommeln, Mörser, Zäpfchenformen, Rezepte und natürlich auch gleicharmige Präzisionswaagen zu sehen sein, ebenso wie moderne Geräte. Anlass der Ausstellung ist die Vergabe des Apothekenprivilegs vor 380 Jahren an den damals einzigen in Bischofswerda ansässigen Apotheker. Es sprach ihm als einzigem das Recht zu, in der Stadt und deren Umgebung Arzneimittel zu vertreiben. „In Bischofswerda gab es ursprünglich nur eine Apotheke. Jetzt ist die Anzahl auf fünf angewachsen“, schreibt Helga Kühne aus Putzkau. Kriemhild Roscher, die von 1956 bis 1958 in der Bischofswerdaer Stadt-Apotheke gelernt und dort lange gearbeitet hat, schreibt: „Mit einer Standwaage wie der abgebildeten habe ich jahrelang gearbeitet. Für den Milligrammbereich wurden Handwaagen benutzt. Schon seit langer Zeit traten moderne Oberschalenwaagen an ihre Stelle. Bis zur Wende war der Apothekerberuf ein echtes Handwerk. Es wurden täglich Zäpfchen gegossen, Pillen gedreht, Pulver hergestellt… Heute gibt es fast alles fertig zu kaufen und die Handarbeit beschränkt sich auf einige wenige Rezepturen.“

Heute messen die Mitarbeiter in den Apotheken auch Kompressionsstrümpfe an, bestimmen Cholesterinwerte oder Blutdruck, verkaufen Kosmetik und Halsbonbons oder stellen Präsentkörbe zum Muttertag zusammen. Das Bild hat sich gewandelt. Die Ausstellung wird es ab dem 30. Mai zeigen, übrigens auch mögliche Berufswege.