SZ + Radeberg
Merken

Arbeit mit Aussicht

Die Dachsanierung am Hermsdorfer Schloss schreitet voran. Davon können sich am Sonntag auch Besucher überzeugen.

Von Alexander Buchmann
Teilen
Folgen
Birgit Balzer aus dem Bauamt der Gemeinde Ottendorf-Okrilla macht sich ein Bild der Arbeiten am Schloss Hermsdorf. Eine Etage über dem Barocksaal kann man derzeit von einer Seite zur anderen durch das Gebäude schauen. Im August sollen die Arbeiten abgesch
Birgit Balzer aus dem Bauamt der Gemeinde Ottendorf-Okrilla macht sich ein Bild der Arbeiten am Schloss Hermsdorf. Eine Etage über dem Barocksaal kann man derzeit von einer Seite zur anderen durch das Gebäude schauen. Im August sollen die Arbeiten abgesch © Steffen Unger

Hermsdorf. Dass es in alten Gemäuern schon mal zugig sein kann, ist bekannt. Im Mansardgeschoss des Hermsdorfer Schlosses pfeift der Wind derzeit aber nicht nur durch die Ritzen, sondern ungehindert zwischen weißen Schutzplanen, Balken und den steinernen Fensterbögen. Dabei verteilt er überall den feinen Holzstaub, der den Boden und zum Teil auch die weinigen verbliebenen Wände bedeckt. Nach mehr als einem Jahr sind die Sanierungsarbeiten am Mansarddach nun über dem Barocksaal angekommen. Dessen Decke kann man von oben durch den Zwischenraum zwischen dem Fußboden und der Wand sogar sehen.

Zu sehen ist auch, dass die Arbeiter bis zur Fertigstellung des vierten und letzten Bauabschnitts, die für August vorgesehen ist, noch alle Hände voll zu tun haben. Von den alten Dachbalken ist nämlich nur wenig zu retten. Hausschwamm, Pilze und Schädlinge haben dem Holz so stark zugesetzt, dass sie ganz oder in Teilen ersetzt werden müssen. Die Fußpunkte werden komplett erneuert. Wegen des fehlenden Daches stehen die Fensterbögen derzeit frei und sind nur gegen Sturm gesichert. Über dem Vorraum des Barocksaals liegt außerdem ein großer Haufen dunkelgraues Granulat, mit dem der Fußboden gedämmt werden soll.

Derzeit wird das Dach des Mansardgeschosses über dem Barocksaal saniert.
Derzeit wird das Dach des Mansardgeschosses über dem Barocksaal saniert. © Steffen Unger

Wie es nach der Sanierung aussehen wird, sieht man in den anderen Teilen des Mansardgeschosses, die bereits fertig sind. Vor grauen Planen, die von innen an die Dachschrägen angebracht wurden, bildet ein Puzzle aus alten und neuen Holzbalken den Dachstuhl. Zum Teil wechseln sich altes und neues Holz in einem Balken mehrfach ab. Der Boden besteht aus einfachen Holzbrettern. Viel mehr wird in dieser Etage bis auf Weiteres nicht passieren. „Wir lassen alle Optionen offen“, erklärt Bauamtsmitarbeiterin Birgit Balzer. Das erste Obergeschoss sei aber wichtiger.

Das ist vom Schwamm und den Arbeiten zu dessen Beseitigung nicht verschont geblieben, im Gegenteil. Es mussten an vielen Stellen die Decken geöffnet und der Putz von den Wänden entfernt werden, um den Schwamm zu bekämpfen. Davon sind auch die Vorräume des Barocksaals betroffen, der nach Abschluss der Arbeiten wieder für Trauungen genutzt werden soll. Das Problem ist nur, dass die Wiederherstellung der Decken und das Verputzen der Wände nicht Bestandteil der derzeitigen Bauarbeiten sind. Das heißt, die Gemeinde muss dafür eine neue Möglichkeit der Finanzierung suchen. Selbst bei einer hohen Förderrate gilt es dann immer noch, den Eigenanteil zu stemmen. Deshalb könne das nut Stück für Stück über die nächsten Jahre gemacht werden, sagt Balzer. Mit dem Vorraum des Barocksaals soll aber angefangen werden. Schließlich sollen die Paare, die hier heiraten, nicht auf eine halbe Decke und zum Teil unverputzte Wände schauen. Allein dafür werde es aber jede Menge Geld brauchen, sagt sie.

Ohne Zwischenwände und abgehangene Decke kann man sich vorstellen, wie der kleine Speisesaal einmal aussah.
Ohne Zwischenwände und abgehangene Decke kann man sich vorstellen, wie der kleine Speisesaal einmal aussah. © Steffen Unger

Die Arbeiten im ersten Obergeschoss haben aber auch etwas Gutes. Denn dabei wurden mehrere alte Türen beziehungsweise Durchgänge gefunden und geöffnet. Jetzt habe man wieder eine Flucht, die vorher nicht da war, sagt Balzer. Durch diese Türen seien auch die Herrschaften gegangen, während auf dem Flur nur die Dienstboten unterwegs waren, erklärt sie. Beim Entfernen der Zwischenwände, mit denen die großen Räume in mehrere kleine Zimmer unterteilt waren, und der abgehangenen Decken, ist man im kleinen Speisesaal außerdem auf eine fast intakte historische Decke gestoßen. Diese soll erhalten werden. „Man kann sich schon vorstellen, wie prächtig der Raum war“, sagt die Bauamtsmitarbeiterin. Damit die Decke des kleinen Speisesaals und das prachtvolle und bereits restaurierte Pendant im Barocksaal erhalten werden können, sollen die Balken darüber per Injektion von den Schädlingen befreit werden, erklärt Balzer. Eine Öffnung ist dann nicht nötig.

Im Obergeschoss mussten Decken geöffnet werden, um das beschädigte Holz zu ersetzen.
Im Obergeschoss mussten Decken geöffnet werden, um das beschädigte Holz zu ersetzen. © Steffen Unger

Noch immer nicht geklärt ist allerdings die Frage, wie die Räume im Obergeschoss, und später einmal auch die des Mansardgeschosses genutzt werden könnten. Die Betreibergesellschaft des Schlosses, die das Erdgeschoss von der Gemeinde gemietet hat und auch den Barocksaal für Veranstaltungen nutzt, hatte vor Beginn der Arbeiten einen Teil der Etage mit Möbeln ausgestattet. Dieser Bereich sei dann für Führungen genutzt worden, erklärt Angelika Frenzel von der Betreibergesellschaft Landschloss Hermsdorf GbR. Diese wurden ehrenamtlich durchgeführt und hätten Geld eingebracht, das für die Sanierung des Schlosses eingesetzt werden konnte. Nach Abschluss der Arbeiten würde Angelika Frenzel einen Teil des Obergeschosses gern erneut für Führungen nutzen.

In der Gemeindeverwaltung will man außerdem ein Nutzungskonzept erarbeiten. „Wir wollen Leben reinbringen und das Gebäude nutzen“, erklärt Balzer. Dafür sucht die Gemeinde derzeit Ideen und ruft ihre Bürger dazu auf, diese an die Verwaltung zu schicken.

Leben soll auch am Sonntag, dem 12. Mai in das Schloss einkehren. Von 11 Uhr bis 17 Uhr öffnet das zum dritten Mal seine Pforten für die Öffentlichkeit. Neben der Möglichkeit von Baustellenführungen durch Mitglieder der Interessengemeinschaft Schloss ist ein buntes Programm mit Musik, Tanz, Schnupperangeln und der alten Feuerwehr des Traditionsvereins Grünberg geplant. Außerdem gibt es erneut ein Quiz mit Fragen rund um das Schloss. Der Eintritt ist frei und Parkplätze sind vorhanden.