Von Claudia Parton
Dürrweitzschen. Rund anderthalb Wochen vor der Aktionärsversammlung der Obstland Dürrweitzschen AG tobt ein Kampf um die Stimmenanteile in dem finanziell angeschlagenen Unternehmen: Die Natursaft Sachsen GmbH möchte dem Vernehmen nach ein Viertel der 400 000 Obstland-Aktien übernehmen. Mit der Vollmacht zweier Obstland-Aktionäre wird der Natursaft-Chef Kurt Mohr nun empfehlen, den Vorstand der AG nicht zu entlasten. Er wirft der Verwaltung Missmanagement und Insolvenzverschleppung vor.
Natursaft, deren Obst bisher aus Osteuropa geliefert wird, hatte unlängst bekannt gegeben, in den mittelsächsischen Obstbau einsteigen zu wollen. Nach Angaben des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft in Döbeln gibt es in der Umgebung der Abfüllanlage in Sornzig-Ablass allerdings keine freien Flächen. Zudem könne Mohr nicht auf Fördermittel für neue Plantagen hoffen. „Das ist eine agrarpolitische Entscheidung. Es gibt in Sachsen genügend Obst“, sagte der Amtsleiter Ulrich Hofmann.
Angebot an Bauern
So hat Mohr sich an die Landwirte der Region gewandt: Er bot an, Flächen zu pachten oder zu erwerben. Dafür hat der Kaufmann, der in Baden-Württemberg eine weitere Saftanlage betreibt, ein Tochterunternehmen gegründet – die Natursaft-Obstanbau GmbH. Eine ebenfalls neue Logistik-Tochter soll sich künftig um Pflege, Ernte und Transport der Früchte kümmern. Pikant dabei: Auch Obstland hat den größten Teil der rund 1 500 Hektar Felder nur gepachtet. Beide Unternehmen streiten sich nun um denselben Grund und Boden.
Der Obstland-Vorstand Gerd Kalbitz spricht vom Versuch einer feindlichen Übernahme. Mit rund 40 000 Tonnen Äpfeln, Kirschen und Erdbeeren jährlich ist das Unternehmen der größte Verwerter in Sachsen. Allerdings hatte das Unternehmen in den vergangenen Jahren ein dickes Minus erwirtschaftet: Allein 2004 waren es rund 1,7 Millionen Euro, die verloren gingen. Kalbitz begründete das damals mit den Folgen des Hochwassers aus dem Jahr 2002 und der Konkurrenz aus Osteuropa. Gerüchte um eine bevorstehende Insolvenz wies er gestern aber zurück. „Ich habe einen testierten Jahresabschluss von einem Wirtschaftsprüfer.“
Neue Saft-Anlage wächst
Wer die Aktionäre überzeugen kann – Kalbitz oder Mohr –, wird sich am 19. August zeigen. Der Natursaft-Chef war gestern nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Auf seinem Firmengelände indes wächst eine neue Abfüllanlage, in die er rund zwölf Millionen Euro steckt. 30 000 Liter Saft stündlich, vor allem aus Äpfeln, sollen hier künftig in die Flaschen kommen. Die Frage ist: Woher?