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Arnsdorfs Orgel heult

Der Förderkreis Dorfkirche Arnsdorf will nun die Eule-Orgel restaurieren. Ein Konzert war der Auslöser.

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Von Sylvia Gebauer

Heiligabend hatten viele Mitleid. Mit dem Organisten, der die Arnsdorfer Orgel zum Klingen brachte. Er konnte machen, was er wollte, mitunter hörten die Besucher nur eines: einen permanenten Heulton. „Der Organist war gut, doch unsere Orgel ist krank“, sagt Peter Findeis vom Förderkreis der Dorfkirche Arnsdorf. Das soll sich nun ändern. Schließlich haben die Arnsdorfer in diesem Jahr noch etwas zu feiern. Das hat ebenfalls mit der Dorfkirche zu tun.

Das Spielen auf der Arnsdorfer Orgel ist derzeit nicht leicht.
Das Spielen auf der Arnsdorfer Orgel ist derzeit nicht leicht.
Diese Tonlippen der Pfeifen sollen silberfarben gestrichen werden.
Diese Tonlippen der Pfeifen sollen silberfarben gestrichen werden.
Peter Findeis und die Mitglieder vom Förderkreis Dorfkirche Arnsdorf setzen sich für die Sanierung der Eule-Orgel ein. Nur wer die Wehwehchen kennt, weiß, wie sie zu spielen ist. Das ist gar nicht so einfach, denn mitunter ist ein permanenter Heulton zu h
Peter Findeis und die Mitglieder vom Förderkreis Dorfkirche Arnsdorf setzen sich für die Sanierung der Eule-Orgel ein. Nur wer die Wehwehchen kennt, weiß, wie sie zu spielen ist. Das ist gar nicht so einfach, denn mitunter ist ein permanenter Heulton zu h

Wer sich mit den Wehwehchen der Arnsdorfer Orgel nicht auskennt, hat das Nachsehen. So wie der Organist am 24. Dezember 2012. Arnsdorfs Kantor Martin Seifert weiß, wie er die Eule-Orgel von 1930 händeln muss. Heult sie mal wieder, zieht er kurzerhand das Register. Die Pfeife hat Pause. Fällt damit aus. Wer das Arnsdorfer Instrument spielen will, muss das wissen. Sonst hat auch der beste Organist keine Chance. Alles klingt irgendwie krumm und schief. Ohne dass er etwas dafürkann. Wie beim Weihnachtskonzert. Letztendlich hatte das Ganze auch etwas Gutes. Kurzerhand entschieden sich die Mitglieder vom Förderkreis: „So geht‘s nicht weiter“. Deshalb wollen sie die Arnsdorfer Orgel wieder zum Klingen bringen. Schnell war klar, einfach wird die Sache nicht. Das Gutachten des Orgelsachverständigen bestätigte die Vermutung.

Dass Arnsdorfs Orgel manchmal heult, liegt an den sogenannten Taschenladen. Sie sind aus Leder und in jeder Pfeife zu finden. Sie sind zugleich dafür verantwortlich, dass der vom Blasebalg erzeugte Wind zielgerichtet zu den angesteuerten Orgelpfeifen kommt. Eigentlich. Doch nach 80 Jahren sind die ledernen Taschenladen der Arnsdorfer Orgel brüchig oder gerissen. Das führt entweder zu einem Hängenbleiben des Tones (Heuler) oder zum Verstummen der Orgelpfeife. Beides haben die Arnsdorfer schon erlebt. Und bei solch einem Eule--Orgelmodell wurden sehr viele dieser Taschenladen verbaut. Heißt für die Arnsdorfer, der Reparaturaufwand ist erheblich. „Nach Schätzung des Fachmannes werden die Reparaturkosten bei ungefähr 20 000 Euro liegen“, sagt der Arnsdorfer Peter Findeis vom Förderkreis.

Eine Herausforderung. Doch der Arnsdorfer und seine Mitstreiter kennen sich mit solchen Großprojekten aus. Viel Zeit, Kreativität und eine große Portion Herzblut steckten sie bereits in die Sanierung der Felderdecke - jene Holztafeln, die durch Zufall in der Arnsdorfer Kirche wiedergefunden wurden. Vor mittlerweile zwölf Jahren war das. 60 000 Euro nahm der Förderkreis allein aus Spenden ein. Insgesamt 120 000 Euro kostete die Restaurierung. Seit Ende 2011 kann die Felderdecke wieder bestaunt werden. Das hat sich weit über Arnsdorfs Ortsgrenzen hinaus herumgesprochen. Auch eine kanadische Gruppe wollte sich diese einmal ansehen.

Danach war der Förderkreis Bilderdecke – so hieß er damals – nicht arbeitslos. Unter dem neuen Namen Förderkreis Dorfkirche machten sie weiter. Die Kür war die Restaurierung des Altars und der Kanzel. Beides erstrahlt seit vergangenem Jahr wieder im neuen Glanz. Nun das nächste Projekt, die Arnsdorfer Orgel. Das Wichtigste ist die Erneuerung der erwähnten Taschenladen. Aber die Orgel soll auch aufgehübscht werden. Außen soll sie in neuem Glanz erstrahlen. Als Vorlage dient eine Fotografie von vor 1934. „Der Prospekt soll weiß gestrichen werden, die Tonlippen der Pfeifen silberfarben“, sagt Peter Findeis. Zum Tag des offenen Denkmals erhalten die Arnsdorfer einen Einblick ins Innenleben der Orgel. Dazu werden die Seitenwände herausgenommen.

Im Oktober haben die Arnsdorfer auch etwas zu feiern. „375 Jahre Arnsdorfer Dorfkirche“, sagt Peter Findeis. Bis dahin wird die Orgelsanierung nicht zu schaffen sein. Damit das Geld dafür aber zusammenkommt, lässt sich der Förderkreis wieder einiges einfallen. Am 12. Mai gibt der Radeberger Harry-Kaiser-Männerchor ein Benefizkonzert. Die Orgel wird an diesem Tag nicht heulen. Sie bleibt stumm.