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Aropharmwerker sind eine große Familie

Zweimal im Jahr treffen sich die ehemaligenKollegen, um Erinnerungen auszutauschen undNeues zu erfahren.

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Von Reinhard Kästner

Fast 30 ehemalige Kollegen sind in die Sozialstation der Volkssolidarität nach Döbeln gekommen. „Wir treffen uns jeweils im Sommer und vor Weihnachten, um Erinnerungen an unsere Zeit im Aropharmwerk Niederstriegis auszutauschen“, sagt Rolf Hiller. Der ehemalige Betriebsleiter organisiert gemeinsam mit dem einstigen Laborleiter Siegfried Hasse und der Chefsekretärin Johanna Schreib die Treffen.

Von 1961 bis 1966 hat Angela Hachenberger ihr Abitur gemacht und zugleich eine Ausbildung zur Laborantin absolviert. „Bis 1972 habe ich im Niederstriegiser Werk gearbeitet, also gar nicht so lange. Als ich im vorigen Jahr von den Treffen der Aropharmwerker erfuhr, wurde ich gleich mit großem Hallo in die Runde aufgenommen. Es ist wie in einer großen Familie“, sagt die einstige Laborantin.

Rolf Hiller, der 1938 im damaligen Byk Gulden Werk in Niederstriegis lernte und von 1958 bis 1966 Betriebsleiter des Aropharm-Werkes war, erinnert sich gern an die gute Zusammenarbeit mit der Gemeinde. „Wir haben gemeinsam den Brandschutz organisiert und den Sportplatz gebaut“, berichtet Hiller.

Im Aropharmwerk haben bis zu 300 Beschäftigte gearbeitet. Hauptproduktion war Milchsäure, die zur Herstellung alkoholfreier Getränke und in der Pharmazie benötigt wurde. Obwohl das Aropharmwerk Alleinhersteller der Milchsäue in der DDR war, gab es so gut wie keine Investitionen. „Man muss den Hut ziehen vor der Leistung der damaligen Mitarbeiter“, sagt Gunter Krille. Er war während der Wende Betriebsleiter und musste im Auftrag des Arzneimittelwerks Dresden die Produktionsstätte stilllegen und dann im Jahr 1992 abreißen. „Zunächst galt es, den so genannten gefahrlosen Zustand für die Anlagen herzustellen. Schließlich wurde in Niederstriegis mit giftigen und explosiven Stoffen gearbeitet. Dann standen der Abriss und die Sprengung der Gebäude auf dem Programm. Das alles ist ohne auch nur einen Unfall geschehen“, betont Krille. Roland Zaspel war Anlagenfahrer und hatte mit dem giftigen Natriumzyanid zu tun. Er erinnert sich gern an die Schlachtfeste. „Für das Sammeln der Küchenabfälle des Betriebes gab es einmal im Jahr ein Schwein. Das Schlachtfest fand meist zum Tag des Chemiearbeiters statt. Und wenn ich gerade Schicht hatte, bekam ich ein Fleischpaket“, erzählt er.