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Asbestgefahr beunruhigt

Oderwitz. Bürger und Kreisräte bewirken eine nochmalige Kontrollezur ordnungsgemäßen Entsorgung beim Abriss der alten Ziegeleihalle.

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Von Angelika Dornich

Trotz strömendem Regen machen sich die zwei Kreisräte Anett Böhme (Bündnisgrüne) und Gotthilf Matzat (CDU) zu einem ungewöhnlichen Vor-Ort-Termin zur alten Oberoderwitzer Ziegelei auf. Dort kraxeln sie über zertrümmerte Ziegeln und Schamottesteine und wühlen zwischen ihnen herum. Ehemalige Mitarbeiter der Ziegelei hatten sich besorgt über die Geschehnisse auf der Industriebrache an die Kreisräte gewandt.

Seit Ende Mai wird eine Teilfläche im Auftrag der in Berlin ansässigen Gesa-Gesellschaft zur Entwicklung und Sanierung von Altstandorten beräumt. Die einstige Tunnelofenhalle ist längst abgerissen, der Schornstein fiel Anfang September auch in Tausend Stücke. Diese wurden anscheinend zusammen mit anderem Abrissmaterial systematisch mit Raupen zerfahren, um damit den Schacht vom Tunnelofen, Keller und Kanäle zuzuschütten. „Wenn man genau zwischen die Ziegel- und Schamotteteile guckt, findet man auf Schritt und Tritt schadstoffbelastete Stücke“, sagt Matzat – Bitumen, Schlackewolle, Dachpappe. „Sogar aus Asbest“, hebt er ein Stück auf. Hoffentlich schüttet man nicht einfach Mutterboden darauf, sind Bürger und Kreisräte besorgt. Und hoffentlich werden auch stichprobenartige Bohrungen im Untergrund gemacht, da früher zum Beispiel durch eine undichte Schiebebühne lange Hydrauliköl auslief, heißt es.

Mit solchen Bedenken wendet sich Gotthilf Matzat an das Umweltamt des Landkreises. Und stößt auf offene Ohren. Bereits im Frühsommer gingen Jana Försterova und Armin Schubert vom Sachgebiet Abfallrecht und Immissionsschutz Bürgerhinweisen nach, kontrollieren seitdem öfter und nahmen gerade wegen der Abfalltrennung Kontakt zur Gesa auf. „Eigentlich haben wir hier den Idealfall. Die Gesa ist ein indirektes Unternehmen des Bundes, das mit öffentlichen Geldern finanziert wird“, sagt Schubert gegenüber der SZ.

Die Firma führt Industriebrachen, die nicht vermittelbar sind, wieder einer Nutzung zu. Mit der Beräumung in Oderwitz wurde ein Fachbetrieb beauftragt, ein Ingenieurbüro aus Spremberg überwacht den Abriss sowie die ordnungsgemäße Entsorgung. Beim letzten Kontrollgang am 25. September habe er nichts Problematisches bis auf wild zusammengefahrene Haufen festgestellt, so Schubert. Doch seit der Schornsteinsprengung ruhen die Arbeiten, weil erst Proben des Abbruchmaterials analysiert wurden. „Entsprechend der Ergebnisse, rechtlicher Normen und finanzieller Möglichkeiten entscheidet die Gesa, was auf der Abrissfläche verbleiben kann und was beseitigt werden muss.“ Fast die gleiche Aussage traf nun Gesa-Prokurist Rolf Kreimeyer. Bereits Ende Juli teilte die Gesa auf SZ-Anfrage mit, dass die Abfälle nur kurzfristig auf dem Gelände entsorgt werden. So ist für das Umweltamt der Abschlussbericht entscheidend.

Da beim Abbruch des Tunnelofens Asbestbestandteile gemeldet waren, hatte bis Ende Juli auch die Abteilung Arbeitsschutz des Regierungspräsidiums (RP) Dresden ein Auge auf das Abrissgelände. Laut Pressesprecher Holm Felber sind die Kontrollen abgeschlossen.

Doch das von den Kreisräten gefundene Asbeststück beunruhigt auch die Behörden. Das Umweltamt hat sich laut Schubert nun Kopien der Entsorgungsbelege angemahnt, um sicherzugehen, dass kein Asbest im Untergrund verschüttet wurde. Und in der kommenden Woche haben sich Amt wie RP noch mal zu Vor-Ort-Terminen bei der Gesa angesagt.