Von Ulrike Keller
Schwarzer Anzug, weißes Hemd, rote Krawatte. Detlef Friebel steht im Dienst der Churfuerstlichen Waldschaenke. Als „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ in der DDR erstausgestrahlt wurde, schauten auch seine Kinder verzaubert zu. Er arbeitete damals noch als Kellner in Dresden, bekam daher nur nebenbei mit, dass es da diesen Weihnachtsfilm mit Moritzburger Drehorten gab. 1975, der Zufall wollte es so, begann Detlef Friebel in einer Gaststätte in Moritzburg, 1982 wechselte er in die Churfuerstliche Waldschaenke. Und knapp 30 Jahre später sorgte die Aschenbrödel-Ausstellung im nahe gelegenen Schloss dafür, dass sich der Film zu einer Art Dauer-Thema mit seinen Gästen entwickelte. Irgendwann dachte sich der Radeburger: Du müsstest etwas erfinden, das die Leute mitnehmen können. Ein wertiges Präsent. Etwas Figürliches aus Holz. Die Idee kam ihm etwa zur Halbzeit der Schau. Eine Geschäftsidee mit unternehmerischer Vorgeschichte: Seit 1991 schon betreibt der Oberkellner im Nebengewerbe einen Wein- und Präsenthandel. Vor vier Jahren nahm er original erzgebirgische Räuchermänner ins Sortiment auf und lief mit diesem etwas anderen Geschenk bei unerwartet vielen Firmen offene Türen ein. Mit etwa zweijähriger Erfahrung im Räuchermanngeschäft und der vagen Vorstellung einer Aschenbrödel-Figur fuhr er zur Frühjahrsmesse nach Leipzig. Und sprach mit Fabrikanten aus Seiffen. Auf der Heimfahrt war seine Idee bereits um einiges gereifter. Eine Räucherfigur schien zu groß und zu teuer und für das brave Aschenbrödel auch nicht die passende Lösung zu sein. Vielmehr musste er sich einen Engel-Hersteller als Partner suchen.
Das Interessante: Ehefrau und Tochter sammeln Engel. Detlef Friebel hatte sich dafür bisher kaum interessiert. Andersherum konnte sein Aschenbrödel-Projekt nicht die ganz große Begeisterung seiner Damen gewinnen. „Meine Frau war nicht ganz so euphorisch wie ich“, formuliert es Detlef Friebel, „aber sie hat mich unterstützt, hat mich beraten.“
Etwa bei der Optik. Obwohl der 60-Jährige selbst sehr konkrete Vorstellungen mitbrachte. „Es durfte kein kräftiger Engel sein“, sagt er. „Es musste ja ein graziles Aschenbrödel werden.“ Fest standen für ihn noch die am Film orientierten Markenzeichen wie roséfarbenes Ballkleid und brünettes Haar. Er fand eine Firma, die verschiedene Muster anfertigte. Ursprünglich sollte die Figur typischerweise die drei Haselnüsse auf der Hand halten. Die Umsetzung gestaltete sich schwierig. So wurde es schließlich eine kleine Taube.
Seine kräftigen Finger angeln die gedrechselte Figur aus einem transparenten Plastiktütchen, das gepolstert in einem Pappschächtelchen geliefert wird. Im August 2012 erhielt er die ersten 200 Stück. Vor allen Verkaufsstellen bekamen seine beiden Enkel ein Aschenbrödel zum Schulanfang.
Er musste in Vorkasse gehen. Und war überzeugt davon, das Richtige zu tun. Das Schloss kaufte ihm ein Kontingent ab, die Tourist-Info nahm einige in Kommission. Schon drei Monate später bestellte der findige Oberkellner weitere 200 nach. Keine 100 gibt es inzwischen mehr. In Moritzburg sind sie für 19 Euro pro Stück erhältlich. Auch im Internet bot er sie an. Ausgerechnet da blieb die große Nachfrage auf die Figur allerdings aus. Ein Erfahrungswert. „Ich habe es probiert.“
Detlef Friebel sagt ehrlich: „Ich hatte vorher keinen Bezug zu Seiffen, keine Vorkenntnisse zu Holz und Urheberrechten.“ An freien Tagen – oft im Winter – eignete er sich das nötige Wissen für sein Vorhaben an. Um einem Ideenklau vorzubeugen, ließ er die Figur sogar beim Deutschen Patent- und Markenamt schützen und in das Geschmacksmusterregister eintragen. Für viel Geld.
Das wiederum hat er im Blick, wenn glückliche Käufer eifrig die nächsten Anregungen an ihn herantragen: „Viele haben nach dem Prinzen gefragt. Auch das Pferd haben einige Käufer schon vorgeschlagen“, erzählt Detlef Friebel. Doch je kleinteiliger die Figur, desto teurer Entwicklung und Herstellung. Beim Prinzen würden zum Beispiel allein die Beine mehr Aufwand und Kosten als das Kleid bei Aschenbrödel verursachen. Andererseits: „Die Frage ist, ob es erforderlich wäre, auch den Prinzen zu schützen, damit er nicht nachgemacht wird.“