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Testesser entscheiden über Anbieter

Mit einer Blindverkostung in den Kliniken in Sebnitz und Hohwald sollen Mitarbeiter den Essensversorger bestimmen. Ende 2018 gab es Kritik am Frostessen.

Von Anja Weber
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Blindverkostung in der Cafeteria der Sächsischen Schweiz Klinik in Sebnitz.
Blindverkostung in der Cafeteria der Sächsischen Schweiz Klinik in Sebnitz. © Daniel Schäfer

Appetit, ein geschultes Auge und den richtigen Riecher mussten die Testesser am Donnerstagnachmittag in der Asklepios Sächsische Schweiz Klinik in Sebnitz schon mitbringen. In einer Blindverkostung wurde Mitarbeitern an den zwei Asklepios-Klinikstandorten im Hohwald, am Mittwoch, und in Sebnitz aufgetischt.

Unter den Augen von Notariatsverwalterin Nadine Crenze wurde serviert und geschmaust. Alle drei Anbieter hatten die gleichen Gerichte zubereitet. Verkostet wurden Schollenfilet mit Spinat und einem Kartoffelprodukt, Rinderroulade mit Rotkohl und Kartoffeln, Tortellini mit Gemüse, Hühnercurry mit Reis, Hackbraten mit Bratenjus und einem Kartoffelprodukt sowie Linseneintopf mit Würstchen. Bei den Kartoffelprodukten konnten die Anbieter selbst entscheiden, entweder Kartoffelmus oder Gratin. Die Gerichte wurden von den drei Anbietern unter identischen Bedingungen zubereitet. Die Testesser wurden vorher vom Notariat per Zufallsprinzip ausgewählt und schriftlich eingeladen. Das Ganze war so organisiert, dass jeder Proband auch von jedem Anbieter kosten konnte.

Nadine Crenze gibt den Auftakt für die erste Runde. "Es ist wichtig, sich zu konzentrieren, nicht zu sprechen und nicht mit dem Nachbarn abstimmen", sagt sie. Schließlich wollte man am Ende auch ein seriöses Ergebnis erreichen. Und los ging das große Riechen, Schauen und Kosten. Mit kritischem Blick umrundeten die Klinikmitarbeiter die aufgetischten Essen. Mal ein Runzeln, mal ein Staunen. Doch so richtig wollte sich wohl keiner etwas entlocken lassen. Zwölf Minuten Zeit, dann der nächste Runde. Bis alle drei Anbieter durch waren. Ungewöhnlich ist so eine Blindverkostung nicht, weiß Nadine Crenze. Zwei hat sie schon begleitet. Im Raum Neustadt/Sebnitz war es aber die erste.

Zum Prozedere gehörten auch die Fragebögen, welche im Anschluss ausgefüllt werden mussten. Die Bewertungskriterien waren genau festgelegt. Optik, Menüzusammenstellung, Geruch, Geschmack, ob süß, salzig, bitter, scharf. Auch die Konsistenz spielte eine Rolle. Zum Schluss war noch eine Gesamtbeurteilung fällig. Bewertet wurden die Kriterien mit Noten von Eins bis Fünf. 

Und wie hat es den Testessern geschmeckt? "Manche Gerichte waren sehr gut, manche weniger", sagte eine Testerin. Die größten Unterschiede sah sie in der Optik und in der Konsistenz. Unterschiede gab es auch in der Anordnung auf den Tellern. Die ist bei jedem Anbieter übrigens standardisiert. Das so zubereitete Essen wird schockgefrostet und dann über einen speziellen Wärmeofen aufgetaut. So das Prinzip von Cook & Freeze.

Wer am Ende nun künftig in die beiden Kliniken das Essen liefert, soll sich nächste Woche entscheiden. Nadine Crenze wird die Bögen auswerten und danach ihr Ergebnis bekannt geben. Denn feststeht, ein zurück zur traditionellen Küche wird es nicht geben. 

Ende 2018 wurden an beiden Standorten die Küchen für die Mittagsversorgung geschlossen. Asklepios hatte sich entschieden, die auf das Cook&Freeze-Prinzip umzustellen. Das Essen kam nun schockgefrostet von einer Firma mit Sitz in den Niederlanden.  Und vor allem bei den Patienten brach ein Sturm der Entrüstung los. Kritik gab es nicht nur an den weiten Wegen, die das Essen zurücklegen muss. Auch an der Qualität des Essens ließen die meisten kein gutes Haar. Und auch so manchem Klinikmitarbeiter mundeten die neuen Speisen wohl nicht. "Wir wissen, dass die Essensqualität in einem Krankenhaus neben der medizinischen Versorgung ein besonders wichtiges Kriterium dafür ist, ob sich Patienten und Mitarbeiter wohlfühlen", sagt Asklepios-Regionalgeschäftsführer Patrick Hilbrenner. 

Frisch gekocht werde in beiden Kliniken aber auf jeden Fall nicht mehr. "Wir haben uns in den beiden Kliniken für das Cook&Freeze-Prinzip entschieden und möchten dafür nun den für uns besten Anbieter finden", sagt Hilbrenner. Und er wiederholt die Begründung von 2018. Diese Variante der Speisenversorgung für das Mittagessen, bei der die Gerichte zubereitet und anschließend schockgefroren werden, sei nach Ansicht der Klinikleitung und Experten "zeitgemäß, hygienisch und zugleich die gesündeste Art der Essensversorgung."

In den beiden Kliniken ist man nun gespannt, welche der drei Firmen mit dem besten Ergebnis abgeschnitten und den Geschmack der Testesser getroffen hat. 

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