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Asylgegner planen Demo am Leonardo

Am Sonnabend soll es vor der Freitaler Flüchtlingsunterkunft wieder eine Kundgebung geben – mit rechtsextremen Rednern.

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© dpa

Von Andrea Schawe

Freital. Genau ein Jahr nach den teilweise gewalttätigen Demonstrationen am ehemaligen Leonardo-Hotel in Freital wollen sich Asylgegner wieder vor der Flüchtlingsunterkunft treffen: zum Feiern, heißt es auf der Facebook-Seite der Veranstaltung. „Wir haben es geschafft! Wir haben gezeigt, dass sich Widerstand lohnt!“, so die Veranstalter. Der Landkreis hatte im Mai beschlossen, das Asylheim zu räumen.

Die Demonstration soll am 25. Juni, 18 Uhr, am Langen Rain stattfinden. Anmelder ist nach SZ-Informationen der Dresdner Rechtsanwalt Jens Lorek. Er trat schon mehrmals als Versammlungsleiter bei fremdenfeindlichen Demos in Freital auf. Die Organisatoren der Veranstaltung am 25. Juni nennen sich selbst „Patrioten“, die Rednerliste zeigt aber enge Kontakte zur rechtsextremen Szene. So gehört zu denen, die ans Mikrofon treten wollen, unter anderem Alexander Kurth. Der ehemalige Leipziger NPD-Funktionär ist inzwischen sächsischer Landeschef der rechtsextremen Partei „Die Rechte“. Kurth musste schon mehrmals wegen Gewaltdelikten eine Haftstrafe absitzen – unter anderem wegen schweren Raubes, gefährlicher Körperverletzung, Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen und Betruges.

Reden soll auch David Köckert von Thügida – dem thüringischen Pegida-Ableger. Er ist im Februar als Organisationsleiter im NPD-Landesverband Thüringen zurückgetreten, aber immer noch Parteimitglied. Er sitzt für die NPD im Greizer Stadtrat.

Der Potsdamer Pegida-Ableger ist ebenfalls vertreten – mit Pogida-Gründer Christian Müller. Er war bei den Jungen Nationaldemokraten aktiv, der Nachwuchsorganisation der NPD. Müller trat Anfang April als Veranstalter von Pogida zurück, ist aber noch Sprecher der Organisation – der Druck aufgrund seiner Vergangenheit sei ihm „zu viel“ geworden, sagte er in einem Interview. „Unser Christian“ – wie er in der Ankündigung für Sonnabend genannt wird – wurde mehrfach wegen Gewaltstraftaten verurteilt, erst im Februar wegen Körperverletzung und Bedrohung zu einem Jahr Haft. Dagegen läuft eine Berufung. Zuletzt saß er bis 2013 eine Haftstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung ab. Damals war er zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden, weil er einen Mann über Stunden gefoltert hatte. Der Staatsschutz ermittelt aktuell auch wegen Volksverhetzung gegen ihn. Außerdem soll der 32-Jährige Medienberichten zufolge Anfang Juni seine Freundin im Rausch auf der Straße verprügelt haben. Gegen ihn wird nun auch wegen schwerer Körperverletzung ermittelt.

Eingeladen ist auch Ignaz Bearth aus der Schweiz. Er trat schon im April 2015 bei einer Demonstration von „Freital wehrt sich“ auf. Bearth war Sprecher des Schweizer Pegida-Ablegers. Er ist ehemaliges Mitglied der Schweizer Volkspartei und der rechtsextremistischen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos). 2012 gründete er die rechte Direktdemokratische Partei Schweiz. Als fünfter Redner ist Eric Graziani Grünwald alias Sebastiano Graziani angekündigt. Der aus Südtirol stammende Berliner hielt Reden bei Demos der Pegida-Ableger in Potsdam, Braunschweig oder Leipzig. Er trat auch bei Anti-Asyl-Demos in Schmölln, Bautzen oder Chemnitz auf.

Die „Organisation für Weltoffenheit und Toleranz“ hat eine Gegendemonstration angekündigt. Sie soll ab 17 Uhr ebenfalls am Leonardo-Hotel beginnen.