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„Atemnot kommt oft vor“

Jeder ist mal aus der Puste, aber nicht immer aus harmlosen Gründen. Was dahinterstecken kann, sagt der Dippoldiswalder Arzt Markus Schütz.

Von Anja Ehrhartsmann
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Luftmangel hat viele Ursachen, weiß Dr. Markus Schütz, Chefarzt an der Helios Weißeritztal-Klinik Dippoldiswalde.
Luftmangel hat viele Ursachen, weiß Dr. Markus Schütz, Chefarzt an der Helios Weißeritztal-Klinik Dippoldiswalde. © Karl-Ludwig Oberthür

Für viele Menschen gehört das ständige Ringen um Luft zum Alltag. Welche Ursachen es dafür gibt und wie die Behandlungsmethoden aussehen, erklärt Dr. Markus Schütz, Chefarzt der Medizinischen Klinik Dippoldiswalde, im SZ-Gespräch.

Herr Schütz, wie viele Dippoldiswalder und Freitaler sind schnell außer Atem?

Atemnot kommt oft vor. Fast jeder Mensch kennt das, auch der Gesunde. Dahinter stecken harmlose Gründe, zum Beispiel, wenn man sich körperlich stark anstrengt – aber auch viele Krankheiten können Ursache sein. In den meisten Fällen sind dann Lunge oder Herz erkrankt. Tatsächlich gibt es aber noch eine Vielzahl weiterer Krankheiten, die zu Atemnot führen, wie beispielsweise Kehlkopferkrankungen.

Wann spricht der Mediziner von Atemnot?

Dann, wenn der Körper nicht ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird. Das geht mit dem Gefühl des Luftmangels einher. Atemnot kann anfallsartig auftreten, etwa bei Asthma, oder über Tage, Wochen und Monate hinweg, etwa bei einer Herzschwäche. Für den Patienten ist das stark belastend.

Welche Herzerkrankungen führen zu Luftmangel?

Eine Herzleistungsschwäche ist die häufigste Erkrankung, die Luftnot macht, zum Beispiel leiden Herzinfarktpatienten darunter. Je nach auslösender Erkrankung ist die Therapie anders. Meist wird mit Medikamenten behandelt, so lässt sich die Atemnot gut in den Griff kriegen.

Welche Lungenkrankheiten stecken am häufigsten hinter Atemnot?

Medizinisch gesehen werden nicht chronische und chronische Krankheiten unterschieden. Im Erwachsenenalter ist die chronisch obstruktive Lungenerkrankung am weitesten verbreitet, besser bekannt als COPD oder COLD. Dahinter verbirgt sich eine chronische Bronchitis, Husten mit Auswurf ist ein typisches Symptom. Weltweit gesehen ist sie aktuell auf Platz vier der häufigsten Todesursachen – und die Zahl der Erkrankten nimmt zu. Deshalb gibt es auch eine globale Initiative, um die Krankheit in den Griff zu kriegen.

Weshalb ist COPD so verbreitet?

Das liegt an den Risikofaktoren. Hauptsächlich führt aktives oder passives Rauchen dazu. Aber auch Umweltschadstoffe wie beispielsweise Feinstaub können die Krankheit auslösen beziehungsweise verstärken. In Entwicklungsländern leiden viele Menschen unter giftigen Stoffen, die durch Verbrennen von Kunststoffen in die Luft geraten.

Wie wird COPD behandelt?

Erster und wichtigster Schritt ist, mit Rauchen aufzuhören und das möglichst zeitig. Insbesondere eine junge Lunge verkraftet die Schadstoffe im Zigarettenrauch schlechter. Und zum Aufhören ist es nie zu spät. Auch nach 40 Jahren Rauchen verbessert sich die Belastbarkeit der Lunge schon nach wenigen Wochen. Und nach zehn Jahren verzeiht die Lunge auch, denn dann ist das Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken, so hoch wie bei jemandem, der noch nie geraucht hat. Eine weitere wichtige Säule ist die medikamentöse Behandlung. Die Therapie richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung. Auch Bewegung nach ärztlicher Maßgabe ist in vielen Fällen ratsam.

Welche Lungenkrankheiten, die nicht chronisch sind, führen zu Atemnot?

Häufig verbreitet ist Asthma, also anfallsweise Luftnot im Wechsel mit Phasen normaler Lungenfunktion. Auch diese Erkrankung wird in Stadien eingestuft und davon abhängig behandelt. Eine weitere große Gruppe sind die Atemwegsinfektionen – bakteriell verursacht ist eine Lungenentzündung häufig der Grund, bei Virusinfekten eine Grippe oder grippale Infekte. Neben den entzündlichen Erkrankungen können auch Tumore Ursache für Luftnot sein.

Wie wird die Diagnose bei Lungenkrankheiten gestellt?

Neben Röntgenuntersuchungen zum Beispiel über eine Lungenfunktionsmessung. Dabei ist der Patient in einer Kabine ähnlich einer Telefonzelle und atmet auf Kommando in ein Mundstück. So können das Lungenvolumen gemessen und die Lungenfunktion überprüft werden. Zusätzlich werden noch Laboruntersuchungen gemacht, das Blut wird zum Beispiel auf seinen Sauerstoffgehalt hin überprüft. Mithilfe der Diagnostik lässt sich die Störung eingrenzen.

Was kann jeder vorbeugend tun?

Gesund leben, kein Übergewicht, ausreichend Bewegung, aber kein Leistungssport. Und wirklich auf das Rauchen zu verzichten. Auch E-Zigaretten sind keine gesündere Alternative – sie schädigen anders, aber wahrscheinlich nicht weniger stark.

Zum Thema „Wenn die Luft knapp wird – Ursachen und Behandlung von Atemnot“, findet in der Helios Weißeritztal-Klinik in Dippoldiswalde am Mittwoch, 8. Mai, ein Vortrag mit Dr. Markus Schütz statt, von 17 bis 18.30 Uhr im Foyer.