SZ +
Merken

Auf Brotsuche mit dem Hochwaldmännlein

Lückendorf. Eine Vesper besonderer Art erlebten jetzt die Kinder des Zwergenhäusels und ihre tschechischen Gäste.

Teilen
Folgen

Von Angelika Hoyer

Das „Hochwaldmännlein“ alias Ina Polke muss, obwohl schon im Kostüm, noch einmal weg. Die bärtige Sagengestalt springt ins Auto und düst los. Schließlich kommen einige tschechische Muttis extra aus Jablonne, um an der kleinen „Erlebnisvesper“ zum Abschluss der Lernwerkstatt teilzunehmen. Diese Muttis müssen aber erst noch an der Grenze abgeholt werden.

Die tschechischen Mädchen und Jungen aus dem Kindergarten Studanka können sich inzwischen in aller Ruhe anziehen. Sie und ihre Betreuerinnen verbrachten bereits die Nacht und den Tag zuvor im Lückendorfer Kinderhaus „Zwergenhäusel“. Neu sind diese Begegnungen für beide Seiten nicht. Bereits seit über zehn Jahren besteht die Verbindung zwischen den beiden Kindereinrichtungen. Man besucht sich regelmäßig einmal in der Woche, unternimmt gemeinsam kleine Ausflüge oder feiert zusammen und lernt nach und nach etwas von der Sprache des Nachbarn.

Begegnungsstätte für Kinder

Seit sieben Jahren ist das „Zwergenhäusel“, das unter Trägerschaft eines Elternvereins steht, eine anerkannte deutsch-tschechische Begegnungsstätte. Kaum einen Steinwurf weit beginnt auch der Naturlehrpfad, der hinüber bis Jablonne führt und dessen Stationen ebenfalls zweisprachig erklärt sind. Er war ebenfalls ein grenzüberschreitendes Projekt.

Ein Stück weit führte das „Hochwaldmännlein“ die bunt gemischte Gruppe aus Kindern, Omas, Eltern und Betreuerinnen auf diesen Naturlehrpfad. Herbstliches sollten sie unterwegs sammeln, diese Dinge dann ertasten und in der jeweiligen Muttersprache benennen. „Spielerisch sollen die Vorschulkinder an die Sprache herangeführt werden“, sagt Gabriele Merkel, die dem Elternverein vorsteht. Oben an der Wetterstation dann die ganz große Überraschung. Auf einem weißen Tuch war angerichtet worden. Dort fanden die Kinder dann auch das am Vormittag gemeinsam gebackene Brot und jene leckere Kräuterbutter wieder, die sie schon am Vortag zubereitet hatten.

Erlebnisse im Alltag

Während für die kleineren Altersgruppen mit dieser Überraschungsvesper das Projekt „Vom Korn zum Brot“ endete, waren die Größeren im Sommer bereits auf Exkursion im Webermuseum, hatten eine Mühle besucht und verschiedenen Berufsgruppen bei der Arbeit zugesehen. Auch dabei lernten sie quasi nebenbei Redewendungen, die von Bauern, Bäckern und Müllern verwendet werden und erlebten die Menschen auf der anderen Seite der Grenze in ihrem Alltag. Ein halbes Jahr lief das Projekt. Und ohne Förderung, sagt Gabriele Merkel, wären die gemeinsamen Exkursionen und das mehrtägige Abschlusstreffen gar nicht möglich gewesen. Denn der Lückendorfer Elternverein kann weder Transport- noch Versicherungskosten aufbringen, die dazu nötig sind. Auf dem Naturlehrpfad, der hinter dem Kinderhaus beginnt, können sich übrigens auch andere Kindergartengruppen, Schulen oder Touristen tummeln. Gern stehen die drei Erzieherinnen des „Zwergenhäusels“ Interessenten für Projektausflüge mit weiteren Informationen zur Verfügung.