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Auf dem Trockenen

Noch ist der Trinkwasserspeicher an der Bosel leer. Bevor aus den unterirdischen Becken Teile der Stadt versorgt werden, gibt es eine einmalige Gelegenheit.

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© Claudia Hübschmann

Von Christoph Scharf

Frank Dittrich wirft einen langen Schatten. Kein Wunder: Ein einzelner Baustrahler taucht den unterirdischen Bau in grelles Licht. Es macht die Grauschattierungen des Bodens, der Wände, der Decke sichtbar. Allerdings nur den vorderen Teil. Die zweite Hälfte des Beckens, das sich u-förmig hinter einer Wand fortsetzt, bleibt im Dunklen. Nur noch wenige Tage, dann wird sich der einzige Zugang schließen: eine schwere Stahltür, die mit einem großen Rad und einem Hebelmechanismus verriegelt wird. Dann wird auf der einen Seite des U Wasser hinein strömen, langsam den Boden bedecken und immer höher steigen. Erst nach mehreren Tagen wird Schluss mit der Befüllung sein: Dann steht das Wasser in 3,86 Meter Höhe und damit einen guten halben Meter unter der Decke.

850 Kubikmeter Trinkwasser passt in das unterirdische Becken an der Bosel. Gleich hinter der Wand schließt sich ein baugleiches zweites Becken an, so dass die Meißner Stadtwerke (MSW) im Neubau insgesamt 1 700 Kubikmeter Wasser unterbringen können. Voraussichtlich ab Ende Juli werden sie von hier aus ein Gebiet versorgen, das sich von der Bosel über den Kalkberg bis Cölln und Zaschendorf erstreckt. Die Grenze ist die Bahnlinie. Dann kann ein zweiter Behälter, der gleich nebenan zwischen Weinbergen liegt und noch aus dem Königreich Sachsen stammt, außer Betrieb gehen.

Doch vorher ist noch einiges zu tun, um die 1,3-Millionen-Euro-Investition abzuschließen. Noch fehlt eine Galerie aus Edelstahl, deren stählernes Podest erst nächste Woche vom Verzinken kommt. „Mit der Anlage gelangen wir an das Kontrollfenster unter der Decke“, sagt Frank Dittrich. Nur von dort bleibt ein Einblick in das unterirdische Becken möglich, wenn erst einmal die stählerne Zugangstür verriegelt ist. Sie geht dann nicht einmal mehr auf, wenn man den Schließmechanismus mit dem großen Handrad löst: Denn sie schwingt nach innen – und von dort drückt dann das Trinkwasser mit Tonnengewicht dagegen.

Erzgebirgswasser an der Bosel

Ebenfalls noch fertig montiert werden muss die Druckerhöhungsanlage. Sie soll dafür sorgen, dass auch die in der Umgebung liegenden Haushalte den gewohnten Druck von dreieinhalb Bar am Wasserhahn anliegen haben. Damit die Druckverhältnisse stimmen, wurde das neue Becken wie seine Vorgänger auch an einem der höchsten Punkte der Umgebung errichtet. Hier landet das Wasser, das unterirdisch vom Wasserwerk Dresden-Coschütz hergepumpt wird und zum größten Teil aus der Talsperre Klingenberg im Erzgebirge stammt. Und weil die Dresdner das Wasser längst trinkfertig aufbereitet haben, wird wohl auch die Chlorungs-Anlage an der Bosel nie benutzt werden, die bereits an der Wand installiert ist. „So eine Anlage ist vorgeschrieben, falls es mal zu Havarien kommen sollte“, sagt der MSW-Mitarbeiter. Sollte das Trinkwasser bedenkliche Keime erhalten, ließe sich von hier aus Chlor zusetzen. Faktisch dürfte das aber kaum vorkommen. „Eine ähnliche Anlage, die wir 2005 in Bohnitzsch installieren mussten, ist seitdem noch nie genutzt worden.“ Längst vorbei sind die Zeiten, in denen das Wasser so stark gechlort war, dass man das beim Zähneputzen schmeckte.

Welcher Aufwand betrieben wird, damit jeder Meißner Haushalt sauberes Wasser am Wasserhahn hat, können Interessierte sich am morgigen Donnerstag von 15 bis 18 Uhr anschauen: Dann ist der neue Hochbehälter am Boselweg 48 das letzte Mal zu besichtigen – bevor der Betonbau desinfiziert und für die Öffentlichkeit dauerhaft gesperrt wird.