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Auf den Spuren der Steinnixen

Wandern. Die Massenei hat mehr als nur schöne Natur zu bieten. Ein neuer Sagenpfad führt in eine Welt voller Magie.

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Von Iris Hellmann

Manch aufmerksamen Wanderern mag es schon aufgefallen sein: Ein verschnörkeltes weißes „B“ ziert seit einigen Tagen Bäume und Wegweiser in der Massenei. Wer ihm die rund 7,6 Kilometer durch die idyllische Waldlandschaft folgt, taucht in eine alte, längst vergangene Welt der Sagen und Geschichten der Massenei und den umliegenden Orten ein.

Das „B“ steht für die „Bornematzen“, die bekannteste Sagengestalt der Massenei, die entweder die Leute bestrafte oder ihnen auch mitunter half. Mit ihrer Geschichte beginnt der Rundgang auf dem Parkplatz des Massenei-Bads. „Die Bornematzin hilft“ ist die erste von zehn „sagenhaften“ Tafeln, die liebevoll mit Zeichnungen illustriert sind. Entstanden ist der Sagenpfad dank zahlreicher Helfer und Sponsoren, unter anderem in Zusammenarbeit mit dem Sächsischen Forstamt Langburkersdorf und dem Bildungswerk Ost-West. „Vorbild war der Sagenpfad rund um den Kottmar im Oberlausitzer Bergland“, erzählt Helmut Bohdansky, der mit an dem Projekt beteiligt war. Warum sollte nicht auch die Massenei einen solchen Rundgang erhalten? Immerhin gibt es reichlich Sagen und Geschichten aus dieser Gegend, die überliefert sind. „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute so nah liegt“, sagt Helmut Bohdansky. Der Großröhrsdorfer ist selbst fast täglich im Massenei-Wald unterwegs und schwärmt von der Schönheit dieser Landschaft: „Man kann hier in der Natur jeden Tag etwas Neues entdecken“. Viele Wanderer kommen von außerhalb hierher, hat er beobachtet. Aus der näheren Umgebung seien es allerdings fast immer nur dieselben, die man trifft. Das soll sich nun auch dank des Sagenpfades ändern, mit dem man die Großröhrsdorfer und auch die Menschen aus den anderen umliegenden Ortschaften mal „hinter dem Ofen hervorlocken will“.

Der wilde Pan Dietrich

Leider locken die großen gut lesbaren Schilder auch wieder ein paar Nichtsnutze, die sich bereits auf der Tafel vom „Pan Dietrich“ verewigt haben. Narrenhände eben, die Tisch und Wände beschmieren. Pan Dietrich ist übrigens der Sage nach ein furchtbarer wilder Jäger, der Krankheit, Krieg und böses Wetter bringt. Wer weiß, vielleicht wird er die Schmierfinken höchst selbst bestrafen? Der Sagenpfad führt vom Pan Dietrich weiter zum „Gespenstischen Sarg“, an dem wie an vielen anderen Tafeln gemütliche Sitzbänke und ein großer Tisch aus Holz zu einer Rast einladen. Im „gespenstischen Sarg“ soll sich einst ein Glasmüller verkrochen haben, als er auf seinem Weg von Arnsdorf nach Kleinwolmsdorf von einem Gewitter überrascht worden war und Schutz vor dem „furchtbaren Regenguss“ suchte. Ein ebenfalls vom Gewitter überraschter Soldat hatte schon den Degen gezückt und wollte sich gegen das vermeintliche Gespenst wehren, als der Handwerker den Irrtum noch aufklären konnte. Der Sagen-Rundweg ist auf relativ breiten, gut begehbaren Pfaden angelegt, die man auch gut mit dem Fahrrad entlangradeln kann. Wer etwas tiefer in den Wald hinein schauen möchte, kann zum Beispiel den Spuren der Steinnixen folgen. Hinter den beiden Tafeln führt ein kleiner Pfad am Bach „Stein“ entlang. Über eine hölzerne Brücke gelangt man an den idyllischen Schäfereiteich, der auch Steinteich genannt wird. Hier, so die Sage, haben einst die Steinnixen, bildschöne Mädchen mit langem Haar und meergrünen Kleidern, bei Vollmond eine feine, seidenartige Wäsche zum Bleichen ausgebreitet.

Per Pedes zur Braut

Die Sagen werden auf den Tafeln kurz und zugleich in der wunderbaren altertümlichen Sagensprache erzählt. Sie lassen einen eintauchen in eine Welt, wo ein junger Bursche aus Großröhrsdorf nach Arnsdorf wanderte, um seine Braut zu besuchen und die „weiße Frau“ in der Massenei als ein böses Zeichen galt. Wer sie sah, sollte noch im selben Jahr sterben. Natürlich hat die Sagenwelt der Massenei noch viel mehr zu bieten. Der Sagenpfad kann mit seinen zehn Tafeln nur eine kleine Auswahl aus den vielen Erzählungen und Geschichten, die überliefert sind, darstellen. Geschichten zum Schmunzeln, zum wohligen Gruseln und Träumen. Und wer Lust auf mehr bekommen hat, dem sei das Buch „Sagen und Geschichten aus der Massenei“ ans Herz gelegt, das man übrigens auch in der Stadtbibliothek Großröhrsdorf ausleihen kann.

Buchtipp: Sagen und Geschichten der Massenei und umliegender Orte. Zusammengestellt von Gottfried Nitzsche. Das Buch ist 2001 im Oberlausitzer Verlag erschienen (ISBN: 3-933827-25-6). Es umfasst 176 Seiten, kostet 10 Euro und kann auch im Internet bestellt werden unter:

www.oberlausitzer-verlag.de